Ruhige Skitouren und Schneeschuhwanderungen im Tiroler Villgratental
Tourenparadies Villgratental - Schneeschuh- und Skitouren
© Silke Lode
Ruhige Skitouren und Schneeschuhwanderungen im Tiroler Villgratental
Ruhige Skitouren und Schneeschuhwanderungen im Tiroler Villgratental
Wer den Weg ins Villgratental gefunden hat, der hat sich locken lassen von all dem, was es dort nicht gibt. Keine Seilbahnen, keine Skilifte, kein Après-Ski, keine bekannten Gipfel, keine großen Hotels. Im hintersten Zipfel des Tals zieht ein Übungslift ein paar Kinder 320 Meter den Berg hinauf – mehr Skizirkus hat das Villgratental nicht zu bieten. Die Betonung liegt dabei auf Zirkus – denn für Skitouren- und Schneeschuhgänger macht gerade das Fehlen einer massentauglichen Infrastruktur das Villgratental zu einem Winterparadies. In Sillian im Hochpustertal, keine fünf Kilometer von der Grenze zwischen Österreich und Italien entfernt, zweigt die schmale Straße ins Villgratental ab. Mal rechts, mal links des Villgratenbachs führt die Straße in wenigen Minuten in eine andere Welt.
Wo das Tal ein wenig breiter wird, scharen sich ein paar Häuser zu den Ortschaften Außer- (1286 m) und Innervillgraten (1402 m) zusammen, knapp 2000 Menschen leben hier oben. Noch einsamer geht es in den Seitentälern zu: Die Almen dort werden nur im Sommer genutzt oder an Gäste vermietet. Viele ehemalige Sennerhütten wurden vorsichtig saniert und haben sich zu romantischen Zivilisationsrefugien entwickelt, die als besonderen Luxus fließend kaltes Wasser, ein Plumpsklo und einen Holzofen bieten. Sobald Schnee liegt, bieten die lichten Lärchenwälder, die steilen Wiesenhänge und das sanfte Almgelände perfekte Bedingungen zum Skifahren abseits des Pistenrummels.
Die Gipfel über dem Villgratental lassen sich bequem innerhalb weniger Stunden besteigen, oft kann man die Ski direkt hinterm Haus anschnallen. Nächtliche Aufbruchszeiten sind hier allenfalls eine Sache der Schlittenfahrer, die im Flutlicht auf die Rodelbahn wollen. Die Tour aufs Hohe Haus gehört mit knapp 1400 Höhenmetern ab Innervillgraten bereits zu den längeren Unternehmungen – zu einem frühen Aufbruch zwingt da höchsten die Frühjahrssonne, wenn sie schon wieder so viel Kraft hat, dass der Schnee sulzig und die Lawinengefahr größer wird.
Unterwegs sind neben den Almen noch weitere Spuren des bäuerlichen Lebens zu sehen, das im Sommer bis heute den Alltag im Villgratental bestimmt. So tauchen immer wieder sogenannte Herpfen auf – einfache Holzgerüste, auf denen das Getreide zum Trocknen aufgehängt wird. Die schönsten Skihänge ziehen dann vom Talschluss zu den Gipfeln und Jöchern hinauf, zur Villponer Lenke zum Beispiel und weiter zum Hohen Haus. Auf den Spuren alter Schmugglerpfade ist man ab Kalkstein unterwegs, einem winzigen Weiler rund um die Wallfahrtskirche Maria Schnee. Bis hierher, auf eine Höhe von gut 1600 Metern, führt die Fahrstraße, die Landesgrenze liegt direkt hinter der nächsten Bergkette. Auf dem Weg zum Kalksteiner Jöchl erzählen Tafeln die Geschichte des »Schmugglersteigs«, auf dem vor allem in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg reger Betrieb geherrscht haben soll.
Lebensmittel, Zigaretten und Tabak haben von Italien so am Zoll vorbei ihren Weg nach Osttirol gefunden. In die andere Richtung, hinüber ins Gsies auf Südtiroler Grund, wurden vor allem Kühe und Schafe über die grüne Grenze gebracht, weil für das Vieh im Nachbartal deutlich höhere Preise bezahlt wurden. Die knapp 700 Höhenmeter hinauf zum Kalksteinjöchl schaffen auch Anfänger in zwei Stunden. Oben erwartet sie ein fantastischer Blick hinunter ins Gsieser Tal und zu den felsigen Gipfeln der Sextener Dolomiten. Gute Skifahrer können von hier aus weiter zur benachbarten Kerlspitze (2612 m) gehen und von dort aus direkt steil ins Roßtal und zurück nach Kalkstein abfahren.
Vor einigen Jahren witzelte ein Villgrater gegenüber einem Journalisten, der Werbespruch des Tals laute »Kommen Sie zu uns – wir haben nichts!«. Längst ist der Spruch zum inoffiziellen Werbeslogan geworden – auch wenn er nicht ganz richtig ist. Allein die ursprüngliche Natur und die Gastfreundschaft der Familien im Tal sind schon viel mehr, als andere Orte zu bieten haben, die zwar an Ökotourismus-Konzepten feilen, ihre Berge aber seit Jahrzehnten zubetoniert haben.
Das Maximum an Marketing, auf das sich die Menschen im Villgratental jemals eingelassen haben, war eine Bewerbung für den Zirkel der Bergsteigerdörfer. Mit dieser Initiative bewirbt der österreichische Alpenverein ein gutes Dutzend alpine Orte, die durch »Kleinheit und Ruhe« auffallen, die ohne Bettenburgen, Seilbahnen und Schnellstraßen auskommen. Orte, die wie das Villgratental bergbegeisterte Besucher in erster Linie durch all das anlocken, was sie nicht haben.
Wo das Tal ein wenig breiter wird, scharen sich ein paar Häuser zu den Ortschaften Außer- (1286 m) und Innervillgraten (1402 m) zusammen, knapp 2000 Menschen leben hier oben. Noch einsamer geht es in den Seitentälern zu: Die Almen dort werden nur im Sommer genutzt oder an Gäste vermietet. Viele ehemalige Sennerhütten wurden vorsichtig saniert und haben sich zu romantischen Zivilisationsrefugien entwickelt, die als besonderen Luxus fließend kaltes Wasser, ein Plumpsklo und einen Holzofen bieten. Sobald Schnee liegt, bieten die lichten Lärchenwälder, die steilen Wiesenhänge und das sanfte Almgelände perfekte Bedingungen zum Skifahren abseits des Pistenrummels.
Sonnenrast statt Einkehr im Villgratental
Die Schmidhoferalm liegt etwa 500 Höhenmeter über Innervillgraten, im Sommer führt ein Almweg in etlichen Kehren das Einettal hinauf. Im Winter ist von diesem Weg wenig zu sehen, an zwei alten Mühlen vorbei führt die Skiroute zu den fast schwarzen Holzhäusern der Schmidhoferalm. Die beiden Häuser schmiegen sich eng an den Hang und sind unter einer dicken Schneehaube in den Winterschlaf gefallen. Auf dem Weg zur Villponer Lenke und weiter zum Hohen Haus (2784m) kommen zwar einige Wintersportler hier vorbei, aber längst nicht so viele, dass sich eine Bewirtschaftung lohnen würde. Für die fehlenden Einkehrmöglichkeiten unterwegs gibt es aber jede Menge Entschädigungen, sonnige Rastplätze vor einer der Almen zum Beispiel, und natürlich ein ausgiebiges Frühstück in einem der zahlreichen kleinen Quartiere im Tal.Die Gipfel über dem Villgratental lassen sich bequem innerhalb weniger Stunden besteigen, oft kann man die Ski direkt hinterm Haus anschnallen. Nächtliche Aufbruchszeiten sind hier allenfalls eine Sache der Schlittenfahrer, die im Flutlicht auf die Rodelbahn wollen. Die Tour aufs Hohe Haus gehört mit knapp 1400 Höhenmetern ab Innervillgraten bereits zu den längeren Unternehmungen – zu einem frühen Aufbruch zwingt da höchsten die Frühjahrssonne, wenn sie schon wieder so viel Kraft hat, dass der Schnee sulzig und die Lawinengefahr größer wird.
Unterwegs sind neben den Almen noch weitere Spuren des bäuerlichen Lebens zu sehen, das im Sommer bis heute den Alltag im Villgratental bestimmt. So tauchen immer wieder sogenannte Herpfen auf – einfache Holzgerüste, auf denen das Getreide zum Trocknen aufgehängt wird. Die schönsten Skihänge ziehen dann vom Talschluss zu den Gipfeln und Jöchern hinauf, zur Villponer Lenke zum Beispiel und weiter zum Hohen Haus. Auf den Spuren alter Schmugglerpfade ist man ab Kalkstein unterwegs, einem winzigen Weiler rund um die Wallfahrtskirche Maria Schnee. Bis hierher, auf eine Höhe von gut 1600 Metern, führt die Fahrstraße, die Landesgrenze liegt direkt hinter der nächsten Bergkette. Auf dem Weg zum Kalksteiner Jöchl erzählen Tafeln die Geschichte des »Schmugglersteigs«, auf dem vor allem in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg reger Betrieb geherrscht haben soll.
Lebensmittel, Zigaretten und Tabak haben von Italien so am Zoll vorbei ihren Weg nach Osttirol gefunden. In die andere Richtung, hinüber ins Gsies auf Südtiroler Grund, wurden vor allem Kühe und Schafe über die grüne Grenze gebracht, weil für das Vieh im Nachbartal deutlich höhere Preise bezahlt wurden. Die knapp 700 Höhenmeter hinauf zum Kalksteinjöchl schaffen auch Anfänger in zwei Stunden. Oben erwartet sie ein fantastischer Blick hinunter ins Gsieser Tal und zu den felsigen Gipfeln der Sextener Dolomiten. Gute Skifahrer können von hier aus weiter zur benachbarten Kerlspitze (2612 m) gehen und von dort aus direkt steil ins Roßtal und zurück nach Kalkstein abfahren.
Ruhe und Ursprünglichkeit in den Villgrater Dörfern
Ob mit oder ohne zusätzlichen Gipfelabstecher wartet unten der Komfort des Lebens im Tal – allerdings ohne den Rummel, der sich in anderen Wintersportorten ausgebreitet hat. Im Villgratental gibt es weder Discos noch Wellnesstempel, dafür aber viele kleine Pensionen, Restaurants und natürlich den Gannerhof. Einen Ruf weit über das Villgratental hinaus hat sich die Familie von Alois Mühlmann, die den Hof aus dem 18. Jahrhundert zu einem kleinen Hotel umgebaut hat, vor allem mit ihrer Küche und dem österreichischen Weinkeller erarbeitet. Der Schlemmerführer »Gault Millau« adelte den Gannerhof dafür mit zwei Hauben.Vor einigen Jahren witzelte ein Villgrater gegenüber einem Journalisten, der Werbespruch des Tals laute »Kommen Sie zu uns – wir haben nichts!«. Längst ist der Spruch zum inoffiziellen Werbeslogan geworden – auch wenn er nicht ganz richtig ist. Allein die ursprüngliche Natur und die Gastfreundschaft der Familien im Tal sind schon viel mehr, als andere Orte zu bieten haben, die zwar an Ökotourismus-Konzepten feilen, ihre Berge aber seit Jahrzehnten zubetoniert haben.
Das Maximum an Marketing, auf das sich die Menschen im Villgratental jemals eingelassen haben, war eine Bewerbung für den Zirkel der Bergsteigerdörfer. Mit dieser Initiative bewirbt der österreichische Alpenverein ein gutes Dutzend alpine Orte, die durch »Kleinheit und Ruhe« auffallen, die ohne Bettenburgen, Seilbahnen und Schnellstraßen auskommen. Orte, die wie das Villgratental bergbegeisterte Besucher in erster Linie durch all das anlocken, was sie nicht haben.
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Tourenparadies Villgratental - Text: Silke Lode, Fotos: Silke Lode (1), Bergschule Hochpustertal Hannes Grüner (1), TVB-Innervillgraten
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