Auf den Nebenbuhler des Glockner
Hochtour Großes Wiesbachhorn
© Mark Zahel
Hoch über dem Mooserboden – das Heinrich-Schwaiger-Haus ist der Ausgangspunkt für eine Besteigung des Großen Wiesbachhorns
Hoch über dem Mooserboden – das Heinrich-Schwaiger-Haus ist der Ausgangspunkt für eine Besteigung des Großen Wiesbachhorns
In Zeiten, als noch kaum ein Gipfel bestiegen war, geschweige denn, es zuverlässige Vermessungen gab, schien über die wahre Höhe von Bergen der Spekulation Tür und Tor geöffnet. So galt den Pinzgauern bis zum 18. Jahrhundert nach Augenschein das Große Wiesbachhorn als höchster, was sich selbst heute nicht entkräften ließe, wenn man bloß einen Blick von Norden auf die gewaltige Tauernkette wirft. Dann erscheint es nämlich durchaus mächtiger als der weiter zurückstehende Großglockner, obwohl es tatsächlich über 200 Meter niedriger ist. Mit den Alpinisten rückte der Glockner zwar stärker ins Rampenlicht, ohne dass unser Gipfel dadurch jedoch zum Statisten degradiert wurde.
Die geschwungene Firnschneide des Kaindlgrates galt seit jeher als klassisch-schöner Anstieg, die Nordwestwand war einst ein rassiges Steileisabenteuer mit alpinhistorischer Bedeutung, denn hier schlugen Willo Welzenbach und Ernst Riegele im Jahr 1924 die ersten Eishaken in der Geschichte des Alpinismus. Leider schwindet die leuchtende Pracht dieser einst blenden-weißen Wand nun zunehmend dahin, was allenthalben den mürben Bratschenfels zutage bringt. Für den Kaindlgrat als Normalroute mag das zwar ein verlorener Reiz sein, doch rückt das Wiesbachhorn damit andererseits schon fast in Reichweite eines starken Bergwanderers, der sich hochalpin erproben möchte. So hatte ich selbst in den Neunzigern hier noch auf weiten Strecken die Eisen unter den Füßen, während ein Jahrzehnt später sich schon steigähnliche Verhältnisse etablierten. Am Panorama hat sich freilich nichts Gravierendes geändert, und das ist nach meinem Dafürhalten sogar reizvoller als drüben am Glockner. Schließlich hat man eben diesen als Blickfang schlechthin…
Talort: Kaprun (786 m) im Pinzgau; Anfahrt über Kitzbühel – Mittersill oder Zell am See
Hütte: Heinrich-Schwaiger- Haus (2802 m), Tel. 00 43/ (0)65 47/86 62
Normalroute: Vom Heinrich- Schwaiger-Haus über Fochezkopf und Kaindlgrat (Stellen I, mehr oder weniger kombiniert) 2½ Std.
Weitere Routen: Alternativzustieg zum Kaindlgrat von der Schwarzenberghütte über die Bratschenköpfe; Nordwestwand, klassische Eistour bis 60° (mittlerweile so gut wie »gestorben«)
Führer: End »AV-Führer Glockner- und Granatspitzgruppe «, Bergverlag Rother; Zahel »Die schönsten Gipfel zwischen Rätikon und Tauern« Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt 40 »Großglocknergruppe«
Weitere Hochtouren-Ziele für den Sommer
Die geschwungene Firnschneide des Kaindlgrates galt seit jeher als klassisch-schöner Anstieg, die Nordwestwand war einst ein rassiges Steileisabenteuer mit alpinhistorischer Bedeutung, denn hier schlugen Willo Welzenbach und Ernst Riegele im Jahr 1924 die ersten Eishaken in der Geschichte des Alpinismus. Leider schwindet die leuchtende Pracht dieser einst blenden-weißen Wand nun zunehmend dahin, was allenthalben den mürben Bratschenfels zutage bringt. Für den Kaindlgrat als Normalroute mag das zwar ein verlorener Reiz sein, doch rückt das Wiesbachhorn damit andererseits schon fast in Reichweite eines starken Bergwanderers, der sich hochalpin erproben möchte. So hatte ich selbst in den Neunzigern hier noch auf weiten Strecken die Eisen unter den Füßen, während ein Jahrzehnt später sich schon steigähnliche Verhältnisse etablierten. Am Panorama hat sich freilich nichts Gravierendes geändert, und das ist nach meinem Dafürhalten sogar reizvoller als drüben am Glockner. Schließlich hat man eben diesen als Blickfang schlechthin…
Großes Wiesbachhorn (3564 m)
Lage: Glocknergruppe/Hohe Tauern (Österreich)Talort: Kaprun (786 m) im Pinzgau; Anfahrt über Kitzbühel – Mittersill oder Zell am See
Hütte: Heinrich-Schwaiger- Haus (2802 m), Tel. 00 43/ (0)65 47/86 62
Normalroute: Vom Heinrich- Schwaiger-Haus über Fochezkopf und Kaindlgrat (Stellen I, mehr oder weniger kombiniert) 2½ Std.
Weitere Routen: Alternativzustieg zum Kaindlgrat von der Schwarzenberghütte über die Bratschenköpfe; Nordwestwand, klassische Eistour bis 60° (mittlerweile so gut wie »gestorben«)
Führer: End »AV-Führer Glockner- und Granatspitzgruppe «, Bergverlag Rother; Zahel »Die schönsten Gipfel zwischen Rätikon und Tauern« Karte: AV-Karte, 1:25 000, Blatt 40 »Großglocknergruppe«
Weitere Hochtouren-Ziele für den Sommer
Mark Zahel
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 07/2011. Jetzt abonnieren!
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