So viele Besucher wie in diesem Jahr, gab es bei der Alpinmesse Innsbruck noch nie. Über 13.500 Menschen drängten sich am vergangenen Wochenende in den Hallen der Messe Innsbruck. Bereits eine Stunde vor Einlassbeginn tummelten sich am Samstagmorgen Hunderte Bergfreunde vor dem Eingang. Teilweise war die Schlange vor der Kasse 300 Meter lang.
Das Warten sollte sich lohnen. Auf insgesamt über 12.500 Quadratmetern konnten die Besucher die neuesten Bergsport-Produkte begutachten, sich fachkundig beraten lassen und das ein oder andere Messe-Schnäppchen abstauben. Die Liste der Ausrüstungshersteller reichte wortwörtlich von A wie Atomic bis Z wie Zlagboard und deckte alle gängigen Bergsportarten ab. Zudem waren Reiseveranstalter und Buchverlage präsent.
Ebenso vielseitig und äußerst beliebt war das Workshop-Programm. Über 1.000 Besucher nahmen an den insgesamt 19 Kursen teil. Sie übten in einem Hackschnitzelfeld vor der Messe die Lawinenverschüttetensuche, lernten den Umgang mit GPS-Geräten oder absolvierten ein Training zum Halten von Stürzen im nahegelegenen Kletterzentrum.
Parallel zu den Workshops gab es das ganze Wochenende über auf zwei Bühnen in Halle A ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm: von Trekking in Nepal oder im Pamir über »Heliskiing in Kanada« bis zur »richtigen Vorbereitung einer Höhentour« und »Notfallausrüstung«. Etwas abseits vom Trubel in den großen Hallen ging es beim Alpinforum um die neuesten Erkenntnisse aus der Lawinen- und Unfallforschung. Etwa um die Frage, warum Seile reißen oder wie beim Eisklettern die beste Bergung von Verletzten aussieht.
Publikumsliebling Adam Ondra
Doch bei keinem Vortrag war der Andrang auf die Hauptbühne so groß, wie bei Adam Ondras Interview mit dem Österreichischen Sportpsychologenbund, wo der Ausnahmekletterer zu mentalem Training befragt wurde. Sein Erfolgsrezept: »Es ist wichtig, eine Tätigkeit zu wählen, die man richtig, aber richtig liebt. Und ich liebe klettern!« Spätestens seit Adam Ondra mit »Silence« in Norwegen (9c, UIAA 12) die schwerste Sportkletterroute der Welt durchstiegen hat, ist er de facto der beste Kletterer der Welt.
Adam Ondra im Interview auf der Alpinmesse Innsbruck; Foto: Markus Emprechtinger
Kein Wunder, dass auch der gemeinsame Multivisionsvortrag »Die härtesten Kletterrouten der Welt« von Adam Ondra und Heinz Zak (Kletterer und Fotograf) am Samstagabend bis auf den letzten Platz ausverkauft war – mit im Publikum Angy Eiter, die bislang einzige Frau, die eine 9b (UIAA 11+) geklettert ist. Nach Bildervorträgen der beiden wurde ihr Film »Die Kunst des Kletterns« über Ondras legendäre Begehung der Dawn Wall an El Capitan 2016 gezeigt.
Im Laufe des Abends stellte sich dann heraus, dass Liebe zum Klettern doch nicht alles ist, sondern auch 5–6 Stunden hartes Training täglich dazugehören: »Man kann nie zu viel Kraft für eine Route haben.« In der Regel vergesse er an der Wand jeden Schmerz und alle Müdigkeit: »Man muss den Schmerz in Freude verwandeln«, so der Tscheche. Und natürlich hat auch Adam Ondra trotz immenser intrinsischer Motivation, schlechte Tage. An der 14. Seillänge der Dawn Wall zum Beispiel sei er fast verzweifelt. »Ich versuchte mein Bestes, aber ich war schlecht. Ich war erstaunt darüber, wie schlecht ich kletterte.« Nachdem er an jenem Tag keine einzige Seillänge geschafft hatte, habe er abends im Portaledge, dem Hängebett an der Wand, versucht, sich auf sich selbst zu besinnen und den von außen kommenden Erfolgsdruck zu ignorieren. Und siehe da. Am nächsten Tag gelang ihm die schwierige Stelle. Nach der Bezwingung der Dawn Wall habe er sich dann so lebendig gefühlt wie noch nie. »Ich will ein Leben leben, das wert ist, gelebt zu werden.« Adam Ondra wird wohl noch sehr viele Jahre mit Klettern verbringen.
Zak und Ondra halten ihren Multivisionsvortrag diese Woche
noch einige Male.
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