Das große Bergsteiger-Interview mit Bene Böhm
»Den Druck hat man in sich«
© Dynafit
Benedikt Böhm über das Lawinendrama am Shishapangma
Benedikt Böhm über das Lawinendrama am Shishapangma
BERGSTEIGER: Wie geht es Ihnen, nachdem Sie vor wenigen Wochen Ihren wichtigsten Bergpartner und Freund Sebastian Haag sowie Andrea Zambaldi verloren haben?
Böhm: Mir geht’s den Umständen entsprechend gut. Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich viel Arbeit zu erledigen habe, die während der vergangenen Wochen liegen geblieben ist. Unmittelbar nach der Lawine habe ich mich gefragt: Wie pack’ ich das, dass mich das nicht Tag und Nacht nur noch verfolgt? Es verfolgt mich vor allem in Momenten, wenn ich zur Ruhe komme. Aber die gibt’s gerade nicht. Irgendwann muss ich mir diese Momente wohl nehmen.
BERGSTEIGER: Die Arbeit ist also willkommene Ablenkung?
Böhm: Ja, definitiv.
BERGSTEIGER: Was ist dem Lawinenunglück am Morgen des 24. Septembers vorausgegangen?
Böhm: Wir sind möglichst nahe am Grat entlang aufgestiegen, um die Lawinengefahr zu vermeiden. Die Ski hatten wir unten gelassen, weil wir wussten, dass die Lawinengefahr hoch ist und wir nicht abfahren können. Der Wind war stärker als vorhergesagt, deshalb gab es auf 7300 Metern eine kurze Diskussion: Basti wollte etwas unterhalb vom Grat gehen. Er hatte Angst auszukühlen, weil das schon bei anderen Expeditionen ein Problem gewesen war. Zudem hat er die zwei Tage zuvor gekränkelt. Mit viel Selbstdisziplin hat er das vor dem Aufstieg weggeschoben und all seine Kräfte mobilisiert. Er konnte das schon immer. Basti war dann richtig fit da oben.
BERGSTEIGER: Es lief also richtig gut.
Böhm: Um halb sieben waren wir nur noch 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels und hatten schon alle Schlüsselstellen hinter uns. Da war eigentlich klar: Wir packen das.
BERGSTEIGER: Wann hat sich die Situation gedreht?
Böhm: Basti spurte vorneweg, es gab zwei Wege. Der eine verlief nahe am Grat, direkt unterhalb, mit alten Fixseilen. Mir war klar: Wir nehmen diesen Weg. Basti hatte einen Weg eingeschlagen, der den Hang knapp 50 Höhenmeter unter dem Grat direkt zum Gipfel traversiert hätte. Ich bin aus der Spur raus und einen Tick zurück zum Grat. Ich rief den Jungs zu und wusste, die kommen gleich nach, weil es am Grat einfach sinnvoller und sicherer war. Wir waren alle nur wenige Meter voneinander entfernt…
BERGSTEIGER: Und die Jungs sind Ihnen dann auch gefolgt?
Böhm: Ueli (Steck) ist mir gleich gefolgt. Martin (Maier) und Basti waren links von mir, vielleicht so acht Meter. Ich habe nur gesagt: »He, schaut, wir gehen zu den Fixseilen unterhalb der Felsen.« Martin reagierte und drehte sich zu mir um, Basti ebenfalls. Andrea (Zambaldi) war etwa zehn Meter unter uns. Und als sich die Situation gerade aufzulösen begonnen hatte, in dem Moment ist der ganze Hang gebrochen. Nicht mit einem lauten Krachen, sondern ganz langsam und leise. Es war gespenstisch. Am Anfang dachte ich noch, dass es vielleicht nur ein kleines Schneebrett ist, die oberste Schicht. Andrea, Martin und Basti haben versucht, sich herauszuwinden. Dann hat es sich extrem beschleunigt, die Lawine ging über konvexes Gelände, das für uns nicht einsehbar war. Ich hoffte, dass sie vielleicht nur über den ersten Gletscher gespült wurden. Aber dann sah ich, wie ein paar Sekunden später 600 Meter weiter unten eine riesige Lawine rausgeschossen ist. Ich habe nur gedacht: Scheiße!
Das gesamte Interview lesen Sie in der Bergsteiger-Ausgabe 12/2014. Hier zur Online-Version!
Böhm: Mir geht’s den Umständen entsprechend gut. Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich viel Arbeit zu erledigen habe, die während der vergangenen Wochen liegen geblieben ist. Unmittelbar nach der Lawine habe ich mich gefragt: Wie pack’ ich das, dass mich das nicht Tag und Nacht nur noch verfolgt? Es verfolgt mich vor allem in Momenten, wenn ich zur Ruhe komme. Aber die gibt’s gerade nicht. Irgendwann muss ich mir diese Momente wohl nehmen.
BERGSTEIGER: Die Arbeit ist also willkommene Ablenkung?
Böhm: Ja, definitiv.
BERGSTEIGER: Was ist dem Lawinenunglück am Morgen des 24. Septembers vorausgegangen?
Böhm: Wir sind möglichst nahe am Grat entlang aufgestiegen, um die Lawinengefahr zu vermeiden. Die Ski hatten wir unten gelassen, weil wir wussten, dass die Lawinengefahr hoch ist und wir nicht abfahren können. Der Wind war stärker als vorhergesagt, deshalb gab es auf 7300 Metern eine kurze Diskussion: Basti wollte etwas unterhalb vom Grat gehen. Er hatte Angst auszukühlen, weil das schon bei anderen Expeditionen ein Problem gewesen war. Zudem hat er die zwei Tage zuvor gekränkelt. Mit viel Selbstdisziplin hat er das vor dem Aufstieg weggeschoben und all seine Kräfte mobilisiert. Er konnte das schon immer. Basti war dann richtig fit da oben.
BERGSTEIGER: Es lief also richtig gut.
Böhm: Um halb sieben waren wir nur noch 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels und hatten schon alle Schlüsselstellen hinter uns. Da war eigentlich klar: Wir packen das.
BERGSTEIGER: Wann hat sich die Situation gedreht?
Böhm: Basti spurte vorneweg, es gab zwei Wege. Der eine verlief nahe am Grat, direkt unterhalb, mit alten Fixseilen. Mir war klar: Wir nehmen diesen Weg. Basti hatte einen Weg eingeschlagen, der den Hang knapp 50 Höhenmeter unter dem Grat direkt zum Gipfel traversiert hätte. Ich bin aus der Spur raus und einen Tick zurück zum Grat. Ich rief den Jungs zu und wusste, die kommen gleich nach, weil es am Grat einfach sinnvoller und sicherer war. Wir waren alle nur wenige Meter voneinander entfernt…
BERGSTEIGER: Und die Jungs sind Ihnen dann auch gefolgt?
Böhm: Ueli (Steck) ist mir gleich gefolgt. Martin (Maier) und Basti waren links von mir, vielleicht so acht Meter. Ich habe nur gesagt: »He, schaut, wir gehen zu den Fixseilen unterhalb der Felsen.« Martin reagierte und drehte sich zu mir um, Basti ebenfalls. Andrea (Zambaldi) war etwa zehn Meter unter uns. Und als sich die Situation gerade aufzulösen begonnen hatte, in dem Moment ist der ganze Hang gebrochen. Nicht mit einem lauten Krachen, sondern ganz langsam und leise. Es war gespenstisch. Am Anfang dachte ich noch, dass es vielleicht nur ein kleines Schneebrett ist, die oberste Schicht. Andrea, Martin und Basti haben versucht, sich herauszuwinden. Dann hat es sich extrem beschleunigt, die Lawine ging über konvexes Gelände, das für uns nicht einsehbar war. Ich hoffte, dass sie vielleicht nur über den ersten Gletscher gespült wurden. Aber dann sah ich, wie ein paar Sekunden später 600 Meter weiter unten eine riesige Lawine rausgeschossen ist. Ich habe nur gedacht: Scheiße!
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Interview: Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger; Fotos: Benedikt Böhm/Dynafit, Dagmar Steigenberger
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