Hüttenporträt: Die Glungezer Hütte in den Tuxer Alpen
Zauberhafte Hütten - die Glungezer Hütte
© BERGSTEIGER
Mit dem Gipfel der Sonnenspitze in greifbarer Nähe, ist die Glungezerhütte auch für eine Tagestour ein lohnenswertes Ziel.
Mit dem Gipfel der Sonnenspitze in greifbarer Nähe, ist die Glungezerhütte auch für eine Tagestour ein lohnenswertes Ziel.
Für Hermann Buhl war die Glungezerhütte eine Art Trainingsziel. Regelmäßig begleitete er –jede Hand mit einem Bierträger bepackt – im Winter die Mulis, die in den ersten Jahren die »höchste OeAVGipfelhütte « mit Vorräten versorgten. Ohne Handschuhe versteht sich, schließlich ging es Buhl darum, sich auf seine großen Expeditionen in kalten Gefilden vorzubereiten. Noch heute fallen die in mühevoller Arbeit aufeinander gelegten Felsplatten für Mulis auf, wenn man vom Patscherkofel zur 2610 Meter hoch gelegenen Hütte läuft. Grautiere hingegen braucht es längst nicht mehr – seit 1968 existiert eine Materialseilbahn.
Da die kleine Unterkunft mit ihren zehn Schlaflagern schnell aus allen Nähten platzte, wurde die Hütte nach Plänen des Innsbrucker Architekten Theodor Prachensky 1935 erweitert. Dessen im Stil der klassischen Moderne konzipierter Innenraum mit viel Stein und Holz sucht auf den Berghütten der Alpen wohl vergeblich seinesgleichen. Somit war es für die Sektion Ehrensache, dass die »Prachensky-Stube« bei der Renovierung im Jahr 2011 trotz enormen Aufwands in ihrem Stil erhalten blieb. Schließlich hatte man schon ganz andere Aufgaben gestemmt. Als in den neunziger Jahren der »Hüttengletscher« wegschmolz und auch die Behörden kein Auge in Sachen zeitgemäßer Wasserversorgung mehr zudrücken wollten, stand sogar ein Verkauf des Baus im Raum.
Aichners Hartnäckigkeit und Organisationstalent ist es zu verdanken, dass die Sektion an ihrer Hütte schließlich doch festhielt und eine 600 Meter tiefer gelegene Quelle anzapfte. Ein knapp drei Kilometer langes Rohr gewährleistet heute, dass auf Gipfelniveau erstklassiges Wasser aus dem Hahn fließt und der Pächter sogar baden kann. Zu verdanken hat der Hüttenpächter dies den Sektions-Frauen, die darauf bestanden, dass eine Badewanne für den Hüttenpächter herauf geflogen wurde. Für Gottfried Wieser, der seit gut zwei Jahren für das Wohl der Hüttengäste sorgt, war dieses Schmankerl zwar nicht ausschlaggebend für die Wahl seines Arbeitsplatzes, hat ihn aber sicherlich auch nicht davon abgehalten.
Mit etwas Glück serviert der Chef de Cuisine sogar frischen Blattsalat. Den bringen hin und wieder Schäfer vorbei, wenn sie nach ihren Tieren sehen. Als Gegenleistung bekommen sie von Gottfried Gratis-Strom für den Weidezaun. Die erstklassige Küche kommt nicht nur den Gästen, sondern auch der Sektion Hall zu gute: Seit Wieser und sein Team auf 2610 Metern kochen, weisen die Übernachtungszahlen stetig nach oben. Ursprünglich füllte sich die Kasse durch die von Beginn an guten Tageseinnahmen als Skitourenhütte. Schließlich galt der 2677 Meter hohe Glungezer in den fünfziger Jahren als »Hausberg der Münchner«.
Allerdings wedeln so gut wie alle Skitourengeher nach dem Einkehrschwung in der Hütte wieder zu Tal. »Im Sommer hingegen schätzen die Weitwanderer die Hütte als hoch gelegene Übernachtungsmöglichkeit vor der nächsten Etappe«, sagt Gerald Aichner. Als Sektions- Chef muss er es wissen, immerhin hat er die Strecke vom Patscherkofel zum Kellerjoch und somit den beliebten Inntaler Höhenweg selbst ausgetüftelt.
Ein besonderes Verhältnis hat der Hüttenwirt zum Gipfelgestein. Als er mit seiner Frau zu Recherchen seines Klassikers »Die Bergtour ans Meer – Zu Fuß über die Alpen« aufbrach, nahm er einen kleinen Stein als Talisman mit. Der brachte sie ohne Zwischenfall bis nach Venedig, wo er zum Dank geopfert wurde. Seit der Sommersaison 2013 kann man als Alpen-Überquerer auf der Hütte selbst einen Stein einstecken. Wer drei Wochen später per Foto oder Film dokumentieren kann, dass er ihn in der Adria versenkt hat, bekommt einen Übernachtungsgutschein geschenkt. Charmanter kann Kundenbindung wohl kaum sein!
Glungezerhütte: vom Starthäusl zum Kultobjekt
Hüttenwirt Gerald Aichner könnte zahlreiche Hüttenabende mit Anekdoten wie diesen zur 80-jährigen Geschichte der Hütte füllen. Anlässlich der ersten FIS-Ski-WM im Jahr 1932 als schlichtes Starthaus errichtet, fand die Glungezerhütte so großen Anklang, dass man ein Jahr später mit dem Bau eines richtigen Steinhauses begann. Ort und Bauform haben sich seither immer wieder bewährt: Wie eine Katze duckt sich der eingeschossige Bau in den zwischen Glungezer und Sonnenspitze gelegenen Sattel und trotzt dort seit Jahrzehnten Föhnstürmen, die mit mehr als 200 Stundenkilometern über das rote Blechdach hinweg brausen.Da die kleine Unterkunft mit ihren zehn Schlaflagern schnell aus allen Nähten platzte, wurde die Hütte nach Plänen des Innsbrucker Architekten Theodor Prachensky 1935 erweitert. Dessen im Stil der klassischen Moderne konzipierter Innenraum mit viel Stein und Holz sucht auf den Berghütten der Alpen wohl vergeblich seinesgleichen. Somit war es für die Sektion Ehrensache, dass die »Prachensky-Stube« bei der Renovierung im Jahr 2011 trotz enormen Aufwands in ihrem Stil erhalten blieb. Schließlich hatte man schon ganz andere Aufgaben gestemmt. Als in den neunziger Jahren der »Hüttengletscher« wegschmolz und auch die Behörden kein Auge in Sachen zeitgemäßer Wasserversorgung mehr zudrücken wollten, stand sogar ein Verkauf des Baus im Raum.
Aichners Hartnäckigkeit und Organisationstalent ist es zu verdanken, dass die Sektion an ihrer Hütte schließlich doch festhielt und eine 600 Meter tiefer gelegene Quelle anzapfte. Ein knapp drei Kilometer langes Rohr gewährleistet heute, dass auf Gipfelniveau erstklassiges Wasser aus dem Hahn fließt und der Pächter sogar baden kann. Zu verdanken hat der Hüttenpächter dies den Sektions-Frauen, die darauf bestanden, dass eine Badewanne für den Hüttenpächter herauf geflogen wurde. Für Gottfried Wieser, der seit gut zwei Jahren für das Wohl der Hüttengäste sorgt, war dieses Schmankerl zwar nicht ausschlaggebend für die Wahl seines Arbeitsplatzes, hat ihn aber sicherlich auch nicht davon abgehalten.
Multikulti auf 2610 Metern
Unterstützt wird Wieser von einem internationalem Trio aus Slowenien, Frankreich und Nepal. Vor allem der asiatische Einfluss macht sich auf der Speisekarte bemerkbar. Nie zuvor hat der (vegetarische) Autor dieser Zeilen ein so gutes Dal Bath (traditionelles indisches Linsengericht) serviert bekommen, wie auf der Glungezerhütte. Dabei versichert Wieser augenzwinkernd: »Das ist noch gar nichts. Unser absoluter Renner sind Spaghetti-Kathmandu.« Die Chili-Curry-Pasta mit Ingwer-Koriander-Gemüse und marinierten Hühnerbruststreifen hat sich übrigens Sherpa Rupha ausgedacht – ein Alpinist, der bereits neunmal auf dem Everest stand.Mit etwas Glück serviert der Chef de Cuisine sogar frischen Blattsalat. Den bringen hin und wieder Schäfer vorbei, wenn sie nach ihren Tieren sehen. Als Gegenleistung bekommen sie von Gottfried Gratis-Strom für den Weidezaun. Die erstklassige Küche kommt nicht nur den Gästen, sondern auch der Sektion Hall zu gute: Seit Wieser und sein Team auf 2610 Metern kochen, weisen die Übernachtungszahlen stetig nach oben. Ursprünglich füllte sich die Kasse durch die von Beginn an guten Tageseinnahmen als Skitourenhütte. Schließlich galt der 2677 Meter hohe Glungezer in den fünfziger Jahren als »Hausberg der Münchner«.
Allerdings wedeln so gut wie alle Skitourengeher nach dem Einkehrschwung in der Hütte wieder zu Tal. »Im Sommer hingegen schätzen die Weitwanderer die Hütte als hoch gelegene Übernachtungsmöglichkeit vor der nächsten Etappe«, sagt Gerald Aichner. Als Sektions- Chef muss er es wissen, immerhin hat er die Strecke vom Patscherkofel zum Kellerjoch und somit den beliebten Inntaler Höhenweg selbst ausgetüftelt.
Bergtourimus im Wandel
Die meisten Hüttengäste wandern allerdings noch weiter – immerhin liegt die Hütte direkt auf dem Weg nach Venedig. Unter ihnen sind immer mehr Norddeutsche sowie Frauen. Kein Wunder: stilsicher gedeckte Tische, angenehme Hintergrund-Musik, ein neu gebauter Kachelofen und eine gemütliche Bar, die unter anderem »Glungezer-Geist« (Tulfer Obstler mit eingelegten Heidelbeeren) bereit hält. Trotz aller Annehmlichkeiten achten Aichner und Wieser darauf, dass der Schritt in die Moderne mit Augenmaß passiert. Beiden ist es wichtig, dass die Glungezerhütte bleibt, was sie ist: eine urige Bergunterkunft.Ein besonderes Verhältnis hat der Hüttenwirt zum Gipfelgestein. Als er mit seiner Frau zu Recherchen seines Klassikers »Die Bergtour ans Meer – Zu Fuß über die Alpen« aufbrach, nahm er einen kleinen Stein als Talisman mit. Der brachte sie ohne Zwischenfall bis nach Venedig, wo er zum Dank geopfert wurde. Seit der Sommersaison 2013 kann man als Alpen-Überquerer auf der Hütte selbst einen Stein einstecken. Wer drei Wochen später per Foto oder Film dokumentieren kann, dass er ihn in der Adria versenkt hat, bekommt einen Übernachtungsgutschein geschenkt. Charmanter kann Kundenbindung wohl kaum sein!
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Hüttenzauber: Die Glungezerhütte - Text und Fotos: Michael Pröttel
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