Anspruchsvoller Klettersteig in den Ampezzaner Dolomiten
Via Ferrata Lipella
© Mark Zahel
Quergang in der Ferrata Lipella, kurz nach dem Castelletto-Stollen
Quergang in der Ferrata Lipella, kurz nach dem Castelletto-Stollen
Mit ihrer pfeilerbewehrten Südwand ist die Tofana di Rozes das absolute Schaustück über der Falzaregopassstraße, vertikale Spielwiese für Kletterer der schärferen Richtung. Der alpine »Normalverbraucher« nimmt, sofern er eifriger Klettersteigler ist, hingegen mit Vorliebe die kapriziös durch den Westabbruch lavierende Via Ferrata Lipella aufs Korn und steigt über den nordseitigen Normalweg Richtung Rifugio Giussani ab. Ein gesundes Maß an Schwierigkeiten sowie ein überwältigendes alpines Ambiente stempeln diese Tour zu den schönsten im Umkreis von Cortina.
Klassiker unter den Dolomiten-Klettersteigen
Aufstieg: Vom Rifugio Dibona westwärts ansteigend zum Fuß der Südwand und unter den senkrecht aufstrebenden Pfeilern entlang bis zum Einstieg der Via Ferrata Lipella. Eine erste aufwendig gesicherte Rampe mit zwei Leitern führt in die lange, stockfinstere Galleria del Castelletto, die ziemlich steil im Berg emporzieht (Seilgeländer). Nahe dem Castelletto- Felsen gelangt man wieder ans Tageslicht. Es folgt eine Querung und ein kurzer, steiler Abstieg an Drahtseilen bis auf eine breite Geröllterrasse – ein herrlicher Laufsteg über dem Val Travenanzes. Der leichte Höhenverlust während der Traverse wird durch Wechsel auf das nächste, höher gelegene Band ausgeglichen. Dieses Spiel wiederholt sich mehrmals, wobei in den Steilstufen vorerst der Anspruch des Klettersteigs liegt, während die Bänder selbst nur manchmal etwas ausgesetzter sind. Das schönste läuft durch eine kapitale Felsnische. Bis zur Verzweigung an den Tre Dita (2694 m), wo man notfalls in die Nordflanke hineinqueren und damit rasch zum Rifugio Giussani gelangen kann, ist aufgrund der Neigung der Bänder in Gehrichtung (Norden) kaum ein effektiver Höhengewinn herausgesprungen.Nun dem Hinweis »Cima« folgend über ein nach rechts ansteigendes Geröllband, jedoch nicht bis zu dessen Ende, sondern zuvor über zwei anstrengende Aufschwünge inmitten der mächtigen, konkaven Wandbucht bis zum Gipfelgrat empor. Dort sind die klettertechnischen Hürden ausgestanden – auf Geröllspuren geht es am Nordwestgrat nur noch mäßig steil aufwärts bis zum Gipfelkreuz auf der Tofana di Rozes (3225 m).
Abstieg: Zunächst ebenfalls wieder über den Grat zurück, dann rechts haltend in die Flanke. Hier muss man sich im Gewirr der Steigspuren zurechtfinden und den kleinen Felshindernissen so gut es geht ausweichen. Man orientiert sich allmählich immer mehr nach rechts und vollzieht am Fuß der Flanke einen Bogen zum Rifugio Giussani (2580 m) in der Forcella Fontananegra. Von dort durch ein kleines Blocklabyrinth ins Vallon de Tofana und auf breitem Serpentinensteig hinab zum Rifugio Dibona.
Details zur Via Ferrata Lipella:
Schwierigkeiten: Langer, anstrengender und phasenweise ziemlich schwieriger Klettersteig, der neben absoluter Schwindelfreiheit und guter Kondition einschlägige Erfahrung verlangt. Abstieg technisch leichter, aber ebenfalls alpin und bei Schnee oder Vereisung heikel.Ausrüstung: komplette Klettersteigausrüstung mit Helm, dazu Lampe für den Stollen notwendig
Talort: Cortina d’Ampezzo (1211 m)
Ausgangspunkt: Rifugio Dibona (2037 m), erreichbar über eine Schotterpiste, die von der Straße zum Passo Falzàrego abzweigt
Öffentliche Verkehrsmittel: keine bis zum Ausgangspunkt
Höhenunterschied: fast 1400 Hm (Zwischenabstiege inklusive)
Gesamtdauer: 7 1⁄2 Std. (5 Std. Aufstieg, 2 1⁄2 Std. Abstieg)
Beste Jahreszeit: Juli bis September, bei schneefreien Bedingungen
Karten/Führer: Tabacco, 1:25 000, Blatt 03 »Cortina d’Ampezzo e Dolomiti Ampezzane«. Zahel »Östliche Dolomiten«, Bruckmann Verlag, 2008
Fremdenverkehrsamt: I-32043 Cortina d’Ampezzo, Tel. 00 39/04 36/ 27 11, www.dolomiti.org
Hütten: Rifugio Dibona (2037 m), privat, bew. Mitte Juni – Ende September, Tel. 00 39/04 36/86 02 94; Rifugio Giussani (2580 m), CAI, bew. 20. Juni – 20. September, Tel. 00 39/04 36/57 40
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Mark Zahel
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 08/2009. Jetzt abonnieren!
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