Eigentlich liegt es auf der Hand: Bei einem Projekt, das sich der Nachhaltigkeit auf Alpenvereinshütten verschreibt, spielen die Hüttengebäude eine wichtige Rolle. Deshalb ist es kein Wunder, dass die Hütte als Gebäude ein integraler Bestandteil in der Forschungsarbeit von ANAH, dem Nachhaltigkeitsprojekt der Sektion München des DAV und der Universität Innsbruck, ist. Sechs Hütten werden im Zuge des Projektes auf ihre Nachhaltigkeit analysiert.
Ziel: Leitfaden nachhaltigere Berghütten
Im Idealfall sollen sich aus den Forschungsergebnissen Maßnahmen ableiten lassen, mit denen man die Nachhaltigkeit der Hütten weiter verbessern kann. Die analysierten Hütten hat das Projektteam nach einem ausgeklügelten System ausgewählt, bei dem mehrere Kriterien – von der Lage der Hütte bis hin zur Logistik vor Ort unter die Lupe genommen wurden. "Bei der Hüttenauswahl wollten wir die Bandbreite aller DAV-Hütten bestmöglich abdecken", sagt Roman Ossner, ANAH-Projektverantwortlicher in der Sektion München des DAV.
Untersucht wurden unter anderem die
Albert-Link-Hütte am Spitzingsee, das
Watzmannhaus im Nationalpark Berchtesgaden und die
Reintalangerhütte im Zugspitzgebiet.
V.l.n.r.: Annette Verst, die Wirtin des Watzmannhauses mit Roman Ossner (DAV) und Jutta Kister (Universität Innsbruck). Foto: Bergsteiger/Markus Röck
Wie misst man Nachhaltigkeit?
Doch wo genau wird nun die Nachhaltigkeit der Hütten gemessen? Wo sind Verbesserungen überhaupt möglich? Antworten darauf soll ein Indikatorensystem geben, welches das ANAH-Team für das Projekt entwickelt hat. "Wir haben unsere Indikatoren an Punkten angebracht, die man beeinflussen kann", sagt Ossner. Beispiele hierfür sind etwa die Energie- und Wasserversorgung der Hütten, die Gerichte auf der Speisekarte, oder auch die Lichtemissionen.
Lichtverschmutzung in den Bergen verringern
Eine Hütte müsse außen beispielsweise nicht überall und zu jeder Zeit beleuchtet werden, sondern nur an für die Sicherheit relevanten Punkten. "Das sind alles Stellschrauben, an denen man drehen kann und wo eine Änderung niemandem schadet", sagt Ossner. Dafür stehe man stets in einem regen Austausch mit Hüttenpächterinnen und -pächtern, die meist am besten Bescheid wüssten, welche Änderungen möglich seien.
Eine Berghütte muss als alpine Notunterkunft auch Nachts erkennbar sein, eine komplette Beleuchtung ist aber nicht unbedingt notwendig. Foto: Adobe Stock / Netzer Johannes
Emissionsbilanzierung: Der CO2-Austoß wird gemessen
Ein weiteres System, das im Zuge der Hüttenanalyse zum Tragen kommt, ist die sogenannte Emissionsbilanzierung. Mit ihrer Einführung will man den CO2-Ausstoß von verschiedenen Hüttenbereichen messen und aufschlüsseln – zum Beispiel in der Lieferkette von Lebensmitteln, mit denen die Hütte versorgt wird.
"Auch hier wollen wir Defizite benennen und daraus Verbesserungsmaßnahmen ableiten", sagt Jutta Kister, Forscherin an der Uni Innsbruck und wissenschaftliche Projektleiterin von ANAH.
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Jede Hütte in den Alpen ist anders
Als sehr komplexes System stellt die Emissionsbilanzierung das ANAH-Team aber auch vor Herausforderungen. So sei es gerade bei emissionsintensiven Produkten oftmals nicht leicht, Einblicke in sämtliche Stationen der Lieferkette zu erhalten und hier die Emissionen zu messen. Der Vergleich mit anderen Hüttenbereichen sei ebenfalls schwierig.
Im nächsten Schritt möchte das ANAH-Team daher Standards definieren, die eine Vergleichbarkeit der Emissionen im gesamten Hüttenbetrieb möglich machen soll. "So können wir auch hier ansetzen und die Hütten langfristig nachhaltiger machen", sagt Kister.
Ein Schritt zu mehr Nachhaltigkeit auf Berghütten: Stromerzeugung per Solarpanel statt Dieselgenerator. Foto: Adobe Stock / Blue Planet Studio
Dieser Artikel ist im Zuge einer Kooperation zwischen der Sektion München des DAV und dem Bergsteiger entstanden.