Serie: Hüttenzauber
Die Rudolf-Proksch-Hütte am Pfaffstättner Kogel
© BERGSTEIGER
Die Rudolf-Proksch-Hütte: Von der Klesheimwarte überblickt man den ganzen Wienerwald und das Wiener Becken.
Die Rudolf-Proksch-Hütte: Von der Klesheimwarte überblickt man den ganzen Wienerwald und das Wiener Becken.
Nach einer knappen Stunde Wanderung in gemächlichem Tempo schimmert die hellgelbe Fassade der Rudolf-Proksch-Hütte zwischen den Föhrenstämmen hindurch. Aus dem Kamin weht eine graue Rauchfahne in den klaren, blauen Winterhimmel und weckt die Vorfreude auf mollige Wärme und ein knisterndes Feuer in dem mehr als 80 Jahre alten Haus. Doch der Wächter am Eingang lässt die Wanderer zurückzucken: Ein graubrauner Keiler mit muskelbepackten Schultern steht angriffslustig auf der Terrasse, die spitzen Hauer flößen Respekt ein. Das Tier bewegt sich nicht – glücklicherweise ist es nur ein ausgestopftes Exemplar jener Gattung, die rund um den Pfaffstättner Kogel im Wienerwald zuhauf unterwegs sind. Lebend bekomme man sie selten zu Gesicht, meint Wolfgang Zamazal, »dafür sind die Viecher einfach zu schlau«.
Der Wiener Tradition folgt Zamazal mit dem Proksch-Hüttenbier, das sein Schwager nach altem Rezept selbst braut, und den Gerichten auf der Speisekarte, darunter Dillfisolen – auf hochdeutsch Dill-Bohnen, Blunzengröstl (geröstete Kartoffeln mit Blutwurst), Kalbsbeuschel und Stierhoden. »Viele von den Gerichten sind Altwiener Spezialitäten, die die Leute sonst in keinem Wirtshaus mehr bekommen«, sagt der 43-Jährige, der ursprünglich aus der Tourismus- und Marketing- Branche kommt.
»Kurz vor oder eigentlich während dem Burnout« habe er eine radikale Wende in seinem Leben beschlossen, erzählt Zamazal. Seine Karriere begann er als Manager von Künstlern – ein Relikt aus dieser Zeit hängt auf der Toilette: Eine Fotocollage zeigt Zamazal in jüngeren Jahren an der Seite von Til Schweiger, Zamazal im Arm eines Filmbosses und Zamazal neben einem blonden TVSternchen. Danach arbeitete er zwanzig Jahre lang im Tourismusgeschäft. »Ich habe viel Geld verdient und noch viel mehr Geld ausgegeben«, bekennt der Familienvater. Eines Tages stolperte er über die Meldung, dass die Rudolf-Proksch-Hütte einen neuen Pächter suche. Die schöne Lage hoch über den Wiener Weinbergen reizte ihn – unter anderem. Drei Wochen später hatte Zamazal den Vertrag in der Tasche und begann sein neues Leben als Hüttenwirt. Auch wenn er als erster Mann in Österreich die Höhere Technische Bundeslehranstalt für Hauswirtschaft besucht hatte, musste ihm auf der Hütte erst ein Freund das Kochen beibringen.
Kurioses und Traditionelles in der Rudolf-Proksch-Hütte
Der Wirt der Rudolf-Proksch-Hütte hält große Stücke auf die Wildschweine, mit denen er sich das Revier teilt. Überall sind sie präsent: Ihre ausgestopften Köpfe zieren als ehemalige Jagdtrophäen die Wände in der Stube, ihre Felle wärmen die Rücken der Gäste auf der Bank, ihr Fleisch wird in diversen Variationen auf der Speisekarte angeboten, und im Regal hinter der Theke wacht ein knochiger Wildschweinschädel über Schnapsgläser und Süßigkeiten. Sogar auf dem Klo begegnet die Damenwelt einer ausgestopften Wildsau – nebst Wildschweintröte und einer Anweisung per Videoclip, wie jenes Instrument zu bedienen sei. Jene Dekorationen stammen von diversen Flohmärkten und dem Wiener Naschmarkt, wo Zamazal gerne unterwegs ist. Als der Wirt die Alpenvereinshütte vor dreieinhalb Jahren übernahm, hatte er ein Konzept im Kopf, mit dem er sich von den übrigen Schutzhütten im Wienerwald nicht nur dadurch abheben wollte, dass sein Haus als einziges ausschließlich zu Fuß zu erreichen ist. Etwas Besonderes sollte die Proksch-Hütte werden: kurios und doch auch traditionell.Wiener Schmäh und Blunzengröstl
Zu den Kuriositäten gehört auch Kellner Rudi, ein kracherter Wiener, der die Hüt- Die Schilder täuschen: Auf die Hütte am Pfaffstättner Kogel kommt man nur zu Fuß. Proksch-Hüttenbier Sechs Sorten und ein Hundetrank tengäste an den Wochenenden mit Wiener Schmäh, Anekdoten aus seinem abwechslungsreichen Leben und diversen Maskierungen von der roten Faschingsnase bis zu den Bunny-Ohren unterhält. »Der Rudi war sechs Jahre lang Kreuzfahrtdirektor auf einem ukrainischen Dampfschiff und außerdem Chefanimateur in einem Club«, erzählt der Hüttenwirt. »Ich bin froh, dass ich ihn im Team habe. Ich selber könnte die Gäste so nicht unterhalten.«Der Wiener Tradition folgt Zamazal mit dem Proksch-Hüttenbier, das sein Schwager nach altem Rezept selbst braut, und den Gerichten auf der Speisekarte, darunter Dillfisolen – auf hochdeutsch Dill-Bohnen, Blunzengröstl (geröstete Kartoffeln mit Blutwurst), Kalbsbeuschel und Stierhoden. »Viele von den Gerichten sind Altwiener Spezialitäten, die die Leute sonst in keinem Wirtshaus mehr bekommen«, sagt der 43-Jährige, der ursprünglich aus der Tourismus- und Marketing- Branche kommt.
»Kurz vor oder eigentlich während dem Burnout« habe er eine radikale Wende in seinem Leben beschlossen, erzählt Zamazal. Seine Karriere begann er als Manager von Künstlern – ein Relikt aus dieser Zeit hängt auf der Toilette: Eine Fotocollage zeigt Zamazal in jüngeren Jahren an der Seite von Til Schweiger, Zamazal im Arm eines Filmbosses und Zamazal neben einem blonden TVSternchen. Danach arbeitete er zwanzig Jahre lang im Tourismusgeschäft. »Ich habe viel Geld verdient und noch viel mehr Geld ausgegeben«, bekennt der Familienvater. Eines Tages stolperte er über die Meldung, dass die Rudolf-Proksch-Hütte einen neuen Pächter suche. Die schöne Lage hoch über den Wiener Weinbergen reizte ihn – unter anderem. Drei Wochen später hatte Zamazal den Vertrag in der Tasche und begann sein neues Leben als Hüttenwirt. Auch wenn er als erster Mann in Österreich die Höhere Technische Bundeslehranstalt für Hauswirtschaft besucht hatte, musste ihm auf der Hütte erst ein Freund das Kochen beibringen.
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Text: Dagmar Steigenberger
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 02/2013. Jetzt abonnieren!
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