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11.04.2017

Tamara Lunger und Simone Moro brechen zur höchsten Traverse der Welt auf

Tamara Lunger und Simone Moro sind zu ihrer nächsten 8000er-Expedition aufgebrochen: Die “Kangchenjunga Skyline” am dritthöchsten Berg der Welt ist die höchstgelegene und längste Traverse, die auf unserem Planeten möglich ist. Es handelt sich um ein bisher einzigartiges Projekt: Drei Tage lang werden sich Tamara und Simone konstant auf über 8200 Metern Höhe bewegen müssen, um die Traverse zu meistern.
 
 
Eingespieltes Team: Tamara Lunger und Simone Moro
Der “Kantsch” (englisch: Kangchenjunga, deutsch: Kangchendzönga) ist mit 8586 Metern Höhe der dritthöchste Berg der Erde. Das Gebirgsmassiv besitzt gleich vier über 8400 Meter hohe Gipfel und die Gratverbindungen ermöglichen die längste und höchste Traverse, die für Bergsteiger möglich ist – falls sie möglich ist! Genau dies wollen Tamara Lunger aus Bozen und Simone Moro aus Bergamo herausfinden. Im April und Mai 2017 sind die beiden als Seilschaft mit sportlichem Anspruch unterwegs: im Alpinstil, ohne Hochträger, ohne Flaschensauerstoff.  

Die geplante Route verläuft vom Kangbachen Plateau zum Westgipfel (Yalung Kang, 8505 m), von wo sie Richtung Hauptgipfel und weiter zum Südgipfel klettern wollen. Für die insgesamt fünfeinhalb Kilometer lange Traverse werden sie rund sieben Tage benötigen und sich drei Tage lang konstant auf einer Höhe von mehr als 8200 Metern bewegen, in der sogenannten „Todeszone“.

Akklimatisation auf dem Normalweg

Zur Akklimatisation wollen Tamara und Simone den Berg auf dem Normalweg besteigen. Dies dient auch dazu, mögliche Rückzugmöglichkeiten bei der „Skyline“ Traverse zu erkunden. Sollte die Akklimatisationstour gelingen, wäre dies bereits eine großartige Leistung. Der Gipfel des Kantsch erhält nicht viel Besuch, erst recht nicht von Bergsteigerinnen und nicht ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff.  

Das eigentliche Expeditionsziel, die Skyline Traverse, biegt am Lager 1 vom Normalweg ab und führt über eine neue Route zum Kangbachen Plateau und zur Gratschneide. Diese leitet über fünfeinhalb Kilometer ostwärts über Yalung Kang, Kangchendzönga Haupt- Mittel- und Südgipfel.  

Die Schwierigkeiten liegen in der sehr langen, enormen Höhenexposition, was dem Körper alles abverlangt. Zusätzlich benötigen die Bergsteiger mehrere Tage gutes Wetter. Hilfe von außen ist fast unmöglich, eine Rettung äußerst problematisch. Da sie im Alpinstil unterwegs sind, müssen sie ihr komplettes Gepäck ab dem Basecamp über die gesamte Route mitschleppen, was die Anforderungen im Vergleich zu einer normalen 8000er Expedition nochmals gewaltig steigert.  

Aufbruch ins Ungewisse

„Für einen Bergsteiger ist ein 8000er Gipfel an sich schon eine fantastische Unternehmung. Eine dreitägige Gratüberschreitung in dieser Höhe ist hingegen etwas Neues und der Versuch, dies ohne Flaschensauerstoff zu machen, ist einzigartig,“ sagt Simone Moro.

Tamara Lunger erklärt: “Wir haben bestmöglich trainiert und wissen, dass unsere Physis enorm gefordert wird. Aber wie sich der lange Aufenthalt in der Höhe und die körperliche Belastung genau auswirken, wissen wir noch nicht. Es ist ein Erforschen des Unbekannten in seiner reinsten Form, ein Aufbruch ins Ungewisse. Trotz aller Vorbereitung macht es das zu einem Abenteuer, das uns begeistert und auf das wir sehr gespannt sind.“ 

Tamara und Simone sind ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Tamara sagt: „Du willst als Alpinist ja nicht nur mit deinem Körper ans Limit gehen, sondern auch die Grenzen des Bergsports verschieben. Die Kangchenjunga Skyline ist ein Projekt, das beides tut. Alles Training und die beste Planung kann dich dabei nicht komplett auf ein Abenteuer wie dieses vorbereiten. Aber wie auch Simone habe ich die Hingabe, den Willen und den Traum, die Skyline erfolgreich zu meistern.“