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25.11.2016

What if – eine Denkreise in die Zukunft des Tourismus

Beim Auftakt von »what if?« standen gar nicht so absurde Zukunftsszenarien im Mittelpunkt einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde: Zukunftsforscher Harry Gatterer, Kult-Journalist Hanno Settele und Psychiater, Psychologe sowie Psychotherapeut DDr. Michael Lehofer folgten der Einladung von Gastgeber Ötztal Tourismus und diskutierten vor über 100 exklusiv geladenen Gästen aus Tourismus, Wirtschaft, Politik und Medien die Auswirkungen potentieller Entwicklungen auf den Tourismus.
 
 
»Wer will heute schon Tourist sein?« Die Fragen während der Diskussion stimmen nachdenklich. Foto: Jan Hetfleisch
Spannende Geschichten, hochkarätige Persönlichkeiten und inspirierende Gäste an einem außergewöhnlichen Ort – so lässt sich die Atmosphäre der Premiere von »What if?« wohl am besten beschreiben. Basierend auf der Frage »Was wäre wenn?« widmeten sich am 21. November drei bekannte Denker ebenso vielen Zukunftsthesen: Was wäre, wenn jedes Baby, dass auf die Welt kommt, 100 Jahre alt wird? Was wäre, wenn ¾ der so genannten Touristen nicht mehr aus dem Westen kommen? Was wäre, wenn wir den Tourismus abschaffen? 

Über diese Themen diskutierten und reflektierten Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Wien/Frankfurt und Partner von Matthias Horx, ORF-Journalist und Dokumentarfilmemacher Hanno Settele und DDr. Michael Lehofer, Leiter der Neuropsychiatrie und stellvertretener ärztlicher Direktor am LKH Graz Süd-West.

Was wäre, wenn der Großteil der so genannten Touristen nicht mehr aus dem Westen käme?

2035 werde es so sein, dass 75% der Menschen, die sich eine Reise mit dem Flugzeug mindestens einmal im Jahr leisten können, nicht aus der westlichen Welt stammen. Diese Menschen leben anders als wir, nicht in der uns so vertrauten Ich-Kultur, denn Individualisierung sei ein Phänomen der westlichen Wohlstandswelt, so die Experten.

»Der größte Teil unserer Gäste kommt in Zukunft aus einer kollektivistisch geprägten Kultur und darauf sind wir nicht eingestellt«, betonte Gatterer. Und Lehofer assistierte: »Unsere touristischen Angebote setzen auf Hedonismus, nicht auf die Erfüllung von Gruppenbedürfnissen.« Die Herausforderung der Zukunft sei, fremde Kulturen willkommen zu heißen, gleichzeitig aber auch authentisch zu bleiben. Eine große Integrationsleistung, bei der man sich aber nicht verlieren dürfe.

Was wäre, wenn wir den Tourismus abschafften?

»Ganz ehrlich, wer will heutzutage schon Tourist sein?« – mit dieser provokanten Frage leitete Settele das Finale der Denkreise ein. »Wenn aber niemand ein Tourist sein will, braucht es auch keinen Tourismus mehr«, provozierte Gatterer. Wer also über den Tourismus der Zukunft nachdenkt, sollte also beginnen, das Wort »Tourismus« zu meiden. Touristen-Bude, Touristen-Restaurant, Touristenbus – in Zeiten, in denen »Tourist« oft negativ konnotiert ist, wäre es nicht undenkbar, den Begriff einfach abzuschaffen.

Statt einer Sichtweise »für den Tourismus« sollte sich die Branche eher damit auseinandersetzen, welchen Teil der heimatlichen Lebenswelt sie ihren Gästen näher bringen wolle, anstatt künstlich und auf »den Tourismus« ausgelegte Angebote zu kreieren. »Es gilt, einen Lebensraum zu gestalten, das zu nützen, was da ist, und nicht einen künstlichen Raum zu schaffen«, meinte Gatterer. Lehofer rief dazu auf, sich auf Instinkte zu verlassen: »Wir brauchen die Intuition und müssen verstehen, dass Authentizität das ist, was uns retten kann.«