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06.10.2015
Gedicht einer Bergsteiger-Leserin
Wachsen
an seinem Fuß
bist du bloß
ein Zwerg
doch der Berg
macht dich nicht klein
er lädt dich ein
an ihm zu wachsen
dich zu messen
alle Trägheit zu vergessen
er lockt, du spürst
wie er zieht und schnürst
deine Wanderschuh‘
da hinauf willst du!
Morgensonne leuchtet
auf dampfende Feuchte
dein Schritt ist beschwingt
die Vorfreude bringt
den Kreislauf in Fahrt
ein guter Start
es geht bergan
einen Bach entlang
er gurgelt und fließt
du läufst und genießt
den Waldweg bis zum Ende
der Laubschattenspende
aus Wald wird Wiese
und auf diese
scheint Sonne ohne Gnade
die Pfade
steigen höher
es wird schwerer
bei Kuhglockengebimmel
unter tiefblauem Himmel
rinnt der Schweiß
dir ist heiß
an der Alm machst du Halt
Quellwasser, eiskalt
löscht deinen Durst
zu Käse und Wurst
dann geht’s weiter hinauf
durch Blumen und Kraut
du steigst
und schweigst
und spürst
du verlierst
das Gefühl für Zeit
aus eng wird weit
aus Wiese wird Stein
die Welt unten so klein
hinter jeder Ecke
schenkt der Berg neue Blicke
Wasser stürzt zu Tal
der Weg ist schmal
die Muskeln in Waden
und Schenkeln klagen
sie wollen nicht mehr
das Gelände wird schwer
der Berg gibt nicht nach
er ist steil, selten flach
du beißt auf die Zähne
wenn vielleicht Tränen
der Erschöpfung rollen
doch du wirst weiter wollen
atmest schwer in die Stille
stark ist dein Wille
da türmt sich das Gestein
lädt zum Klettern ein
die Hand sucht den Griff
im Felsenrelief
unter deinem Fuß
vom Abgrund ein Gruß
konzentriert
und fasziniert
alle Sinne geweckt
fühlst du Respekt
zwischen Himmel und Erde
mag deutlich werden
dass der Berg
Demut lehrt
dort oben das Kreuz
es ist nicht mehr weit
freudige Erregung
in jeder Bewegung
du strengst dich an
und dann
stehst du froh
auf dem kleinen Plateau
Jubel löst sich
Ehrfurcht bewegt dich
du lässt Blicke schweifen
dich ergreifen
siehst so weit
atmest Unendlichkeit
fühlst dich heroisch
der Berg nimmt es stoisch
an ihm zu wachsen
bedeutet nicht Sieg
nur Dank, Stolz und Glück
Karin Liedgens, September 2015
an seinem Fuß
bist du bloß
ein Zwerg
doch der Berg
macht dich nicht klein
er lädt dich ein
an ihm zu wachsen
dich zu messen
alle Trägheit zu vergessen
er lockt, du spürst
wie er zieht und schnürst
deine Wanderschuh‘
da hinauf willst du!
Morgensonne leuchtet
auf dampfende Feuchte
dein Schritt ist beschwingt
die Vorfreude bringt
den Kreislauf in Fahrt
ein guter Start
es geht bergan
einen Bach entlang
er gurgelt und fließt
du läufst und genießt
den Waldweg bis zum Ende
der Laubschattenspende
aus Wald wird Wiese
und auf diese
scheint Sonne ohne Gnade
die Pfade
steigen höher
es wird schwerer
bei Kuhglockengebimmel
unter tiefblauem Himmel
rinnt der Schweiß
dir ist heiß
an der Alm machst du Halt
Quellwasser, eiskalt
löscht deinen Durst
zu Käse und Wurst
dann geht’s weiter hinauf
durch Blumen und Kraut
du steigst
und schweigst
und spürst
du verlierst
das Gefühl für Zeit
aus eng wird weit
aus Wiese wird Stein
die Welt unten so klein
hinter jeder Ecke
schenkt der Berg neue Blicke
Wasser stürzt zu Tal
der Weg ist schmal
die Muskeln in Waden
und Schenkeln klagen
sie wollen nicht mehr
das Gelände wird schwer
der Berg gibt nicht nach
er ist steil, selten flach
du beißt auf die Zähne
wenn vielleicht Tränen
der Erschöpfung rollen
doch du wirst weiter wollen
atmest schwer in die Stille
stark ist dein Wille
da türmt sich das Gestein
lädt zum Klettern ein
die Hand sucht den Griff
im Felsenrelief
unter deinem Fuß
vom Abgrund ein Gruß
konzentriert
und fasziniert
alle Sinne geweckt
fühlst du Respekt
zwischen Himmel und Erde
mag deutlich werden
dass der Berg
Demut lehrt
dort oben das Kreuz
es ist nicht mehr weit
freudige Erregung
in jeder Bewegung
du strengst dich an
und dann
stehst du froh
auf dem kleinen Plateau
Jubel löst sich
Ehrfurcht bewegt dich
du lässt Blicke schweifen
dich ergreifen
siehst so weit
atmest Unendlichkeit
fühlst dich heroisch
der Berg nimmt es stoisch
an ihm zu wachsen
bedeutet nicht Sieg
nur Dank, Stolz und Glück
Karin Liedgens, September 2015