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08.05.2017

Bergfotografie - mal anders

Bernds Ritschels neuer Bildband »Dark mountains« zeigt Berge, wie wir sie nur selten auf Bildern sehen: im Sturm, im Gewitter, mit gepeitschten Wolken.
 
 
Auf der abendlichen Wanderung am Herzogstand erklärte Bernd Ritschel, worauf es bei der Fotografie in der Dunkelheit ankommt. Bild: Frank Eberhard
Manchmal reicht ein Song, um eine Idee zu gebären. Im Falle des Bergfotografen Bernd Ritschel war es Pink Floyds »The dark side of the moon«. Der Kochler war mit einem Freund unterwegs zu einer Skitour im Oberland, es schneite und stürmte – und während der Anfahrt im Auto packte es Ritschel zu Pink Floyds Klängen: einmal ein Buch machen ohne Schönwetterbilder, ohne gleißenden Sonnenstern, Fernsicht bis zum Glockner und ewig lächelnden blonden Models.

Außergewöhliche Buchpräsentation

»The dark side of the mountains« sollte es heißen, am Ende blieb »Dark Mountains« übrig. »Der Titel wäre sonst zu lang gewesen«, sagt Marianne Huber, Produktmanagerin im Bruckmann Verlag bei dieser außergewöhnlichen Buchpräsentation am Freitagabend im Herzogstandhaus am Hausberg des Fotografen.

Das Konzept aber blieb: Berge fotografiert von ihrer abweisenden Seite, bei Sturm, Blitz und Hagel, wolkenverhangen, erstarrt in Schnee und Eis, düster und manchmal furchterregend. Ritschel war dafür drei Jahre lang immer wieder unterwegs, in seinen Heimatbergen wie in Patagonien, Island, den Lofoten und zig anderen Bergmassiven.

Nicht immer war ihm das wilde Wetter hold, wie er erzählt. Auf den norwegischen Lofoten hatte er sieben Tage lang nur Regen und brachte kaum Bilder mit nach Hause. Dafür kenne er jetzt »das beste Cafe mit dem besten Cappuccino und die Bar mit den schönsten Bedienungen«.

Eindrücke, die bleiben

Wie er all diese Reisen finanziert habe, will einer der Journalisten wissen. Der Bergfotograf scheut auch hier die Antwort nicht. 25 000 bis 30 000 Euro hätten ihn die Touren gekostet. »Das bekomme ich durch das Buch nie wieder herein«, sagt er. Und wer Bücher macht, weiß, dass der Fotograf damit aller Voraussicht nach richtig liegen wird. Er habe das Projekt für sich gemacht, erklärt Ritschel. Die Erlebnisse allein draußen am Berg, wenn keiner unterwegs war, »sind unbezahlbar. Es sind tiefe Eindrücke, die bleiben«.

Wir vom Bergsteiger sind froh, dass Bernd das Projekt gegen jegliche wirtschaftlichen Notwendigkeiten umgesetzt hat. Ein klein wenig kann die Schar der geladenen Journalisten und Buchhändler erahnen, welche Magie in der dunklen Seite der Berge liegt, als sich die Gruppe mit Ritschel nach Sonnenuntergang zum Gipfel des Herzogstand aufmacht. Zwar bei wolkenlosem und schließlich sternendurchsetztem Himmel, aber eben nachts, wenn Bergflanken im fahlen Mondlicht eine ganz andere Gestalt annehmen. Es scheint, als erwachten die Gipfel zu einem eigenen, anderen Leben.

Bernd Ritschel »Dark Mountains«, 224 Seiten, ca. 137 Abbildungen, Format 27 x 32 cm, Hardcover, Bruckmann Verlag 2017, 59 Euro, hier bestellen!
 
Text: Michael Ruhland; Bilder: Nr.1-8: Frank Eberhard; Nr.9-12: Lara Meyer