News > Allianz für die Seele der Alpen fordert sofortigen Stopp der Verbindung Pitztal-Ötztal
02.07.2019

Allianz für die Seele der Alpen fordert sofortigen Stopp der Verbindung Pitztal-Ötztal

Im Rahmen der Verbindung der Skigebiete Pitztal und Ötztal sollen Gletscher abgetragen und verbaut werden. Die Allianz für die Seele der Alpen, bestehend aus Alpenverein, Naturfreunden und WWF Österreich, fordert daher bei einer Pressekonferenz letzte Woche den sofortigen Projektstopp und die Integration des Linken Fernerkogels in das angrenzende Ruhegebiet »Ötztaler Alpen«.

 
 
Naturschutzverbände fordern die Integration des Linken Fernerkogel in das angrenzende Ruhegebiet »Ötztaler Alpen«; Foto: WWF
Lediglich sieben Prozent Österreichs sind heute noch unerschlossen, doch der Nutzungsdruck ist enorm. Auch im Pitz- und Ötztal.

Zugunsten des Skitourismus soll mit Linkem Fernerkogel, Karles-, Mittelberg- und Hängendem Ferner eine ursprüngliche und intakte Hochgebirgslandschaft zerstört werden. Konkret bedeutet das: Eine Fläche von rund 90 Fußballfeldern (64 Hektar) an wild zerklüfteter Gletscherlandschaft würde zu Skipisten planiert und für die Errichtung neuer Gebäude 1,6 Hektar an Gletschereis abgetragen werden.

»Kurzsichtigkeit seitens der Entscheidungsträger«

»Die Verbauung unberührter Gletscherwildnis mit energiefressender Infrastruktur ist sinnbildlich für die verfehlte Klima- und Umweltpolitik Österreichs: Anstatt die großen Herausforderungen unserer Zeit – Klimakrise, Biodiversitätskrise und Flächenfraß – ganzheitlich zu betrachten und auf allen Ebenen zu bekämpfen, herrscht eine fahrlässige Kurzsichtigkeit seitens der Entscheidungsträger«, kritisierte Josef Schrank, Alpenschutzexperte vom WWF Österreich. Für Prestigeprojekte werde kostbare Landschaft für immer zerstört. Stattdessen müsste die Tourismuswirtschaft längst auf naturverträgliche Modelle setzen.


Pläne zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal; Foto: Allianz für die Seele der Alpen

Die Zusammenlegung der Skigebiete würde mit Ausbaggern und Asphaltieren eines Speicherteiches, dem Bau von Gebäuden, Seilbahnen, Wegen und Pisten einhergehen. Für den Bau der Bergstation würde gar ein Teil des Gipfelgrats des Linken Fernerkogel um 40 Höhenmeter abgetragen werden. Wasserableitungen für technische Beschneiung, Querungen und Verlegungen drohen den Zustand der natürlichen Gewässer zu verschlechtern. Aufgrund der extremen Höhenlage ist eine vollständige Regeneration derartiger Lebensräume von den geplanten Eingriffen nicht möglich. 

Robert Renzler, Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins dazu: »Es ist nicht nachvollziehbar, warum eine derartige Zerstörung in Kauf genommen wird. Die Gletscher schmelzen uns unter den Füßen weg. Gleichzeitig werden unberührte Fließgewässer zur Beschneiung von Gletscherskigebieten genutzt und Speicherteiche errichtet. Ohne umfassende Klimaschutzmaßnahmen und bei weiter zunehmender Klimaerwärmung könnten sämtliche Gletscher in den Alpen bis 2100 weitgehend verschwunden sein. Daher brauchen wir anstatt neuer touristischer Infrastruktur vielmehr einen umfassenderen Schutz für alpine Regionen.«

Die Allianz für die Seele der Alpen fordert daher, den Linken Fernerkogel in das Ruhegebiet »Ötztaler Alpen« aufzunehmen. Denn, so sagt Leopold Füreder, Vorsitzender der Naturfreunde Tirol, »Gletscher spielen eine essenzielle Rolle im Wasserhaushalt alpiner Regionen, sind Wasserspeicher und einzigartige Naturschätze. Die heute noch unerschlossenen Gletscher müssen bundesweit und ausnahmslos vor belastender Erschließung und Nutzung geschützt werden. Der Natur- und Wasserschatz Gletscher gehört der Allgemeinheit und nicht einigen wenigen finanzstarken Investoren. Die Umsetzung des geplanten Projekts hätte auch schwerwiegende Auswirkungen auf das charakteristische Landschaftsbild. Verbauung und Schigebietsbetrieb würden den Erholungswert und das sommertouristische Potenzial des Gebiets erheblich beeinträchtigen.«