Hörgeräte im Outdoor-Einsatz: Worauf es ankommt | BERGSTEIGER Magazin
Gastbeitrag von Dominic Zengerle, Hörakustiker bei Zengerle & Riederer Hörsysteme GmbH

Hörgeräte im Outdoor-Einsatz: Worauf es ankommt

Viele begeisterte Bergsportler, die auf ein Hörgerät angewiesen sind, mussten früher immer wieder mit Unannehmlichkeiten kämpfen – es pfiff und hallte im Ohr, oder die Geräte fielen bei starkem Schwitzen oder Kälte sogar ganz aus. Mit den neuen Outdoor-tauglichen Hörgeräten ist das längst Geschichte: Die jüngste Generation an Hörlösungen sorgt zuverlässig für optimales Verstehen und ein uneingeschränktes Bergerlebnis. Doch auf was sollte man bei der Auswahl achten?
 
© Pixabay
Wer denkt, Hörgeräte sind nur etwas für Senioren, die von Haus aus nicht mehr besonders mobil sind, liegt falsch. Weltweit sind ca. 15 Prozent der Weltbevölkerung von Hörverlust betroffen. Nur etwa ein Drittel davon ist im Rentenalter, die Mehrheit der Menschen mit Hörminderung ist im Schul- und Erwerbsfähigenalter. 

Darunter gibt es viele, die aktiv und gerne draußen, insbesondere in den Bergen, unterwegs sind. Ihr Anspruch: Die Hörgeräte sollen in jeder Hörsituation und Höhenlage zuverlässig funktionieren und für perfektes Verstehen sorgen. Doch viele Betroffene kennen das Problem: Nicht jedes Hörgerät ist wirklich für jede Situation gemacht.
Unser Experte: Dominic Zengerle,
Hörakustiker bei Zengerle & Riederer Hörsysteme GmbH

So können lästige Windgeräusche oder ein unvorhergesehener Regenschauer schnell zur Herausforderung für die kleinen Hörhelfer werden. Viele haben sich früher damit geholfen, das Hörgerät einfach herauszunehmen. Das ist jedoch nicht nur unpraktisch, sondern birgt gerade am Berg einige Risiken. Gutes Hören und Sprachverstehen ist mitunter wichtig für die Sicherheit – beispielsweise wenn man in Seilschaften unterwegs ist. Alternativ gab es auch noch die Möglichkeit, eine Gummihülle über die Hörgeräte zu ziehen, um sie vor Wind und Wetter zu schützen – doch auch das beeinträchtigt das Hören enorm. 

Allround-Talente für den Outdoor-Spaß

Hörgeräte haben in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung durchlaufen und sind mittlerweile winzige High-Tech-Computer. Klein und unauffällig sitzen sie fast unsichtbar im Ohr und vollbringen dennoch Höchstleistungen – und das fast rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Sie sorgen für eine angenehme Klangqualität und ein optimales Sprachverstehen und lassen sich praktischerweise auch unkompliziert mit dem Fernseher oder Smartphone verbinden.
 

Moderne Hörgeräte funktionieren auch bei widrigen Bedingungen optimal.

Heute gibt es auch Hörlösungen, die speziell auf sportliche Aktivitäten im Freien ausgerichtet sind. Sie sind besonders robust und machen alle beliebten Outdoor-Aktivitäten, egal ob Bergsteigen, Fahrradfahren oder Wintersport – problemlos mit. Sie sorgen dafür, dass der Träger auch bei Kälte, Nässe, Wind, Echo und in der Höhe optimal verstehen kann. Der Hörgerätesteller Phonak ist auf diesem Gebiet einer der Vorreiter. 

Was macht ein gutes Outdoor-Hörgerät genau aus?

In erster Linie ist es entscheidend, dass es staub- und wasserresistent ist, Windgeräusche unterdrückt und den Träger ohne Kompromisse beim Verstehen unterstützt. Auch die Energieversorgung spielt eine wichtige Rolle.
  • Wasser- und Staubresistenz
Wer viel draußen unterwegs ist, kommt unweigerlich mit Staub oder Schmutz in Berührung oder wird schon mal von einem Regenschauer überrascht. Und auch das lästige Thema Schweiß spielt eine große Rolle. Denn egal wo, wann oder wie man unterwegs ist: geschwitzt wird beim Sport eigentlich immer. Aus diesem Grund ist es extrem wichtig, dass Wasser und Schmutz nicht in das Gehäuse eindringen und die empfindliche Technik schädigen können. Viele neue Hörgeräte sind daher nach IP 68 zertifiziert – einer besonders strengen Richtlinie, die besagt, dass sie zum einen staubdicht, zum anderen bei zeitweiligem Untertauchen bis maximal 1 Meter Wassertiefe für maximal 60 Minuten gegen eindringendes Wasser geschützt sein müssen. Verschiedene Hörgerätehersteller wie Phonak, Oticon oder Unitron bieten heute wasser- und staubresistente Hörgeräte an. 
  • Automatische Betriebssysteme
Beim Sport möchte man keine manuellen Einstellungen an den Hörgeräten vornehmen müssen – insbesondere wenn man beispielsweise beim Klettern oder Radfahren nicht immer die Hände frei hat und gerade höchste Konzentration gefragt ist. Automatische Betriebssysteme sorgen dafür, dass sich die Hörgeräte individuell jeder Geräuschumgebung anpassen. Das Ergebnis: Mehr Hörleistung und ein spürbar besseres Sprachverstehen, selbst wenn es um einen herum laut zugeht. Besonders wichtig ist dabei, dass störende Windgeräusche oder Echo herausgefiltert werden können. 
  • Energieversorgung
Die klassische Energielösung bei Hörgeräten war viele Jahre lang die Knopfzellen-Batterie. So konnte es auch passieren, dass man mitten am Berg seine Batterien wechseln musste – vorausgesetzt man hatte nicht vergessen, sie einzupacken. Seit neuestem bieten verschiedene Hörgerätehersteller wie Phonak mit dem Audéo B-R auch Hörgeräte mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Akkus an, die für eine einfachere Handhabung sowie mehr Komfort und Flexibilität sorgen. Das lästige Wechseln entfällt, stattdessen werden die Hörgeräte einfach über Nacht geladen. Auch für längere Hüttenaufenthalte ist vorgesorgt: Praktische Mini-Charger benötigen so gut wie keinen Platz im Rucksack, und zusätzliche Power Packs können die Hörgeräte auch unabhängig von einer Stromquelle teilweise bis zu siebenmal wieder aufladen. 

Wer weiterhin mit der klassischen Batterievariante unterwegs ist: Bitte immer genügend Batterien dabeihaben und auf die richtige Aufbewahrung achten. Kälte und Hitze können sich nachteilig auf die Lebensdauer auswirken.  

Das Fazit

Die neuen Outdoor-tauglichen Hörgeräte halten eine Menge aus und sind genau dafür konzipiert, den aktiven Lebensstil seines Trägers mitzumachen. Wer beim Hörgerätekauf frühzeitig darauf achtet, spart sich auf lange Sicht einige Unannehmlichkeiten und kann sich auf entspannte und intensive Bergerlebnisse freuen.
 
Dominic Zengerle
 
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