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Für Genießer und Bergfreunde

E-Bike: Grenzübergreifende Slow Bike Tour

Auf einer Vier-Tages- Tour im Berchtesgadener und Salzburger Land finden E-Biker die ideale Infrastruktur für ihre Räder, abwechslungsreiche Landstriche sowie Kultur in Bad Reichenhall, Mattsee und Salzburg.
Salzburg gehört zu den Höhepunkten der Slow Bike Tour. © Salzburger Land Tourismus
Salzburg gehört zu den Höhepunkten der Slow Bike Tour.
Was die Alte Saline für Bad Reichenhall bedeutet, kann Alfons Brümmer gar nicht genug hervorheben. »Die Stadt gäbe es nicht, wenn es nicht diese Saline gäbe«, sagt der 63-Jährige, der seit mehr als drei Jahrzehnten bei Gästeführungen über die ehemals große Industrie der Region berichtet. Für die Alte Saline wiederum ist Brümmer ein fast nicht mehr wegzudenkendes Urgestein. Er ist der letzte Brunnwart Deutschlands. »Das ist ein wunderbarer Job. Ich bin mit dieser Sache unheimlich verwachsen«, betont Bümmer.

Er ist für die Technik und den unterirdischen Solefluss zuständig, muss die teils 200 Jahre alten Maschinen schmieren und am Laufen halten. »80 Prozent meines Jobs sind aber inzwischen touristische Aufgaben«, sagt der Brunnwart, der die Alte Saline noch selbst als Schulbub bei Führungen kennengelernt hat. Was damals noch recht beschaulich ablief, hat sich bis heute zur wohl wichtigsten Sehenswürdigkeit des Ortes entwickelt. Seit 1993 können Besucher nicht nur das Salzbergwerk in Berchtesgaden besichtigen, sondern erfahren im Museum auch viele Hintergründe zur Salzgewinnung in Bad Reichenhall und seit 2011 können die Gäste im Salzshop einkaufen. Es sind nicht wenige: »Übers Jahr kommen so um die 50 000 Besucher«, sagt Brümmer, darunter nicht wenige per Bike. »Wir haben im Sommer sehr viele Radlgäste.«

Natur und Kultur

Bad Reichenhall ist Etappenziel mehrerer großer Radwege wie dem Mozart-Radweg oder der Watzmann-Hochkönig-Runde. Auch Genussradler treffen sich hier. Von Bad Reichenhall machen sich viele E-Biker auf die sogenannte Slow-Bike-Tour, einer gut 160 Kilometer langen Rundstrecke in der deutsch-österreichischen Grenzregion, die Gaisberg (1288 m), Buchberg (801 m) und Högl (827 m) miteinander verbindet. Diese naturnahen Lebensräume in den Alpen durchradelt man in drei bis vier Tagesetappen, meist recht gemächlich auf Radwegen und verkehrsarmen Nebenstraßen.


Meist führt die Tour über asphaltierten Radwege und verkehrsarme Nebenstraßen.

»Das Reizvolle an der Tour ist die Vielseitigkeit«, findet Maren Hauke von Movelo, die die Strecke mit ausgearbeitet hat; »etwa der Högl mit dem Blick über die ganze Strecke«, beginnt sie aufzuzählen. Neben den aussichtsreichen Gipfeln bietet die Strecke Wälder, Moore, Seen und Städte. »Man hat ja auch das kulturelle und das kulinarische Angebot«, schwärmt Hauke weiter. Sie selbst ist die Tour schon einmal ganz abgefahren – sogar mit dem normalen Rad statt E-Bike – und einmal hat sie per Zug von Oberndorf nach Salzburg abgekürzt und zwei der vier Etappen mitgenommen. »Die drei bis vier Etappen sind so ausgelegt, dass der Akku immer reicht«, begründet Hauke die Eignung für E-Bikes. Sie seien so ausgearbeitet worden, »dass der E-Biker für sich die schönsten Erlebnisse findet«.

Wer im Uhrzeigersinn radelt, tut sich mit den Steigungsstrecken zwar leichter, aber Movelo hat die Tour im Frühjahr 2015 in beide Richtungen ausgeschildert und mit Partnern wie Hotels oder Gaststätten auf der gesamten Strecke ein Netzwerk an Verleih- und Ladestationen aufgebaut. »Ein ganz großer Partner ist zum Beispiel die Rupertus Therme in Bad Reichenhall«, sagt Hauke. Neben der E-Bike-Infrastruktur hat die Tour, deren Ausarbeitung zur Hälfte mit EU-Fördermitteln finanziert wurde, auch neue Attraktionen bekommen. So informieren etwa auf dem Gaisberg bei Salzburg 30 Schautafeln über das Klima, das Naturwaldreservat oder die einstigen Autorennen auf dem Berg. »In Mattsee ist im Rahmen des Projekts der Steinpark entstanden«, fügt Horst Ibetsberger von Geo Globe an. Die Agentur für Geo- und Ökotourismus hat das von der EU ausgezeichnete »3 EuRegio Gipfel« genannte Vorhaben koordiniert. »Es ist sicherlich ein einmaliges Projekt«, betont Ibetsberger und verweist auf die grenzüberschreitende Routenführung.


Liegt auf der Strecke: das Bajuwarendorf am Mattsee.

Einsteigen lässt es sich eigentlich an jedem beliebigen Punkt der Tour; in der Regel beginnen die E-Biker ihre Runde aber in Salzburg – oder eben in Bad Reichenhall. Mit vielen historischen Informationen von Brümmer und vielleicht dem ein oder anderen Päckchen Salz aus dem Shop der Saline in der Packtasche radelt man los Richtung Oberndorf.

Wiege des Weihnachtslieds

Es geht zunächst flach entlang des malerischen Saalachufers bis nach Hausmoning (Ainring) und weiter bergauf über teilweise steile Schotter-Passagen zum Högl. Oben lohnt eine erste Pause, um den Ausblick auf Salzburg ausführlich zu genießen. Dann geht es hinunter zum Höglwörthersee mit der Stiftskirche. Flach führt die Strecke weiter entlang an Wäldern und Wiesen über Teisendorf nach Gumperting, hügelig entlang der Sur zum Surspeicher, nach dem Schönramer Filz und großen Wiesenflächen erreicht man den Abtsdorfer See. Der bietet sich im Sommer für einen ausgiebigen Badestopp an.

Nach vier Stunden Fahrzeit führt die Route über Laufen zur Salzachbrücke und schließlich nach Oberndorf in Österreich, dem Endpunkt der ersten Etappe. Hier kreuzen sich viele Radwege, etwa der Tauernradweg, der Bajuwarenradweg oder der Mozart-Radweg. Mit seinen 5800 Einwohnern ist die einstige Schiffersiedlung mit kaiserlichem Marktrecht die zentrale Stadtgemeinde im nördlichen Flachgau. Bekannt ist das Städtchen für die Stille-Nacht-Gedächtniskapelle. Sie steht an Stelle der ehemaligen St.-Nikolaus-Kirche (St. Nikola), in der am 24. Dezember 1818 das berühmte Weihnachtslied zum ersten Mal erklang. Hier wird 2018 das 200. Jubiläum gefeiert. Besucher aus der ganzen Welt kommen jedes Jahr in das schlichte, kleine Gotteshaus.

Ein Sprung in den Badesee

Die zweite Tagesetappe der Slow-Bike-Runde führt in nur zwei Stunden über 23 Kilometer meist einfach zum Mattsee; nur auf der teilweise sehr steilen Strecke von Nußdorf auf den Haßberg sind viele Radler froh um ihre E-Bikes. Am dritten Tag gelangen sie zunächst auf den Buchberg, von dem aus sich das Salzburger Seenland bis hinein in die Alpenketten im Süden überblicken lässt. Wieder unten bieten sich in der Stadtgemeinde Seekirchen Cafés und Gasthöfe zu einer Pause an – oder der Wallersee, der als wärmster Badesee im Salzburger Land gilt. Ab Eugendorf führt die Route auf der Trasse der ehemaligen Ischlerbahn, die heute ein beliebter Rad- und Gehweg ist. Entlang des Salzachufers radelt man direkt in die Salzburger Innenstadt.


Der Abtsdorfer See läd zu einer Pause ein.

An Tag Vier geht es über eine etwa sechsstündige und anspruchsvollere Etappe zurück nach Bad Reichenhall. Am Salzachufer entlang passieren die E-Biker kurz nach dem Beginn unter anderem Mozarts Geburtshaus, die Festung Hohensalzburg und die Festspielhäuser. Der Radweg führt außerdem am Volksgarten vorbei durch den Stadtteil Parsch und den beliebten Gaisberg hinauf. Wieder unten, überqueren die E-Biker an der Hellbrunner Brücke das Salzachufer und passieren Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Hellbrunn mit seinen prächtigen Gartenanlagen, das Salzburger Freilichtmuseum und den Marienwallfahrtsort Großgmain.

Über die Brücke und durch Bayerisch Gmain hindurch sind es nur wenige hundert Meter bis nach Bad Reichenhall, wo Alfons Brümmer längst wieder eine neue Gruppe durch den Salzstollen führt. Im November geht er in Rente, »mit einem lachenden und einem weinenden Auge«, wie er sagt. Ganz kann er aber auch danach nicht von der Alten Saline lassen. »Ich bleibe weiterhin als Berater und werde auch ab und zu Führungen machen«, kündigt er an.
 

Alle Infos zur Slow-Bike-Tour

Charakter: einfache bis mittelschwierige E-Bike-Runde überwiegend auf asphaltierten Radwegen und verkehrsarmen Nebenstraßen

Ausgangs- und Endpunkt: Bad Reichenhall oder Salzburg eignen sich aufgrund der guten Verkehrsanbindung ideal als Ausgangspunkte. Die Rundtour ermöglicht aber auch jeden anderen Ort als Rinstiegspunkt. Seit Frühjahr 2015 ist die Tour in beide Richtungen mit dem einheitlichen Slow-Bike-Logo auf den Radwegschildern ausgezeichnet, zudem gibt es Orientierungs- und Thementafeln entlang der Strecke. Empfehlenswert ist es allerdings, die Slow-Bike-Tour im Uhrzeigersinn zu befahren, da dann die Steigungsstrecken leichter zu bewältigen sind.

Route:
  • Etappe 1: Bad Reichenhall – Högl – Oberndorf
  • Etappe 2: Oberndorf – Nußdorf am Haunsberg – Perwang am Grabensee – Mattsee
  • Etappe 3: Mattsee – Buchberg – Seekirchen am Wallersee – Salzburg
  • Etappe 4: Salzburg – Gaisberg – Bad Reichenhall
Weitere Informationen, eine interaktive Karte mit Etappenverlauf, radfreundlichen Unterkünften, Verleih- und Ladesstationen sowie GPS-Tracks zum Download unter www.slow-bike-tour.com

Weitere nützliche Links:

 
Diana Gäntzle