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Zwei Wochen auf dem Mozart-Radweg

Mozart-Radweg: Auf den Spuren des Wunderknaben

In der Mozartstadt Salzburg ist das Musikgenie allgegenwärtig. Nicht nur in dessen Geburtsstadt kommt man ihm aber nahe. Auf dem Mozart-Radweg kann man den Lebensstationen des Komponisten an vielen Stellen nachspüren.
Salzburger Land © Salzburger Land Tourismus, Markus Greber
Auf meist einfachen Etappen verläuft der Mozart-Radweg durch liebliche Landstriche wie hier bei Bergheim.
Konzentriert rollt ein Dutzend Touristen das Marzipan zu einer Schlange und unterteilt diese in Kugeln. Feingefühl ist gefragt, wenn die Hobbykonditoren die Süßigkeit in flüssige Schokolade tunken. Die Kugeln sollen nicht von den Spießchen in die Schüssel rutschen. Den meisten Hobbykonditoren gelingt es ganz gut, sie gehen mit hübschen Häppchen aus dem Mozartkugel- Seminar der Erlebniskonditorei Dallmann.

Hier, in dem Café in St. Gilgen am Wolfgangssee, kann man sich in kleinen Workshops in das Geheimnis der berühmten Süßspeise einweihen lassen, die den Namen des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart trägt: »Marzipan, Nougat, Schokolade. Und viel Gefühl. Das sind die Zutaten einer perfekten Mozartkugel.« Tausende Gäste aus der ganzen Welt kommen jedes Jahr nach Salzburg, um dem Leben und Wirken des Musikgenies nachzuspüren. Sie besichtigen sein Geburtshaus, sein Wohnhaus, das 1842 eingeweihte Mozartdenkmal und die nach ihm benannten Plätze oder besuchen eine der vielen musikalischen Veranstaltungen, die die Stadt ihrem Wunderknaben widmet.

Hier, wo das Leben des Komponisten begann, machen sich auch etliche auf, Mozarts Stationen ganz sportlich nachzufolgen. In Salzburg beginnt der bis zu 445 Kilometer lange Mozart-Radweg auf bis zu 21 frei kombinierbaren Etappen durch Österreich und Bayern. Gleich die dritte Etappe führt nach Sankt Gilgen am Wolfgangssee, dem Geburtsort von Mozarts Mutter, wo sich Gäste in der Konditorei Dallmann als Zuckerbäcker versuchen können. Lohnenswert ist ein Museumsbesuch im Mozarthaus von St. Gilgen. Das »Pflegehaus« wurde ursprünglich vom Großvater des Komponisten aufgebaut (1718-1720) und diente bis 2002 als Pfleg- oder Bezirksgericht. 2005 erwarb der Kulturverein Mozartdorf das Gebäude und baute es in ein Kultur- und Veranstaltungshaus mit Museum, Shop und Café, um. Auf der fünften Etappe des Radwegs überqueren die Biker die Landesgrenze auf der Salzachbrücke zwischen Oberndorf und Laufen.
Viele Seen laden hier zu einem Stopp ein, bei der nächsten Etappe kommt man etwa am Waginger See vorbei, dem wärmsten Badesee Oberbayerns.


Die Etappen lassen sich beliebig kombinieren.​ Bild: Chiemgau Tourismus

Mozart komponierte für Seeon

Etappe acht führt die Radler nach Seeon mit dem Kloster, in dem Mozart als Kind viel Zeit verbrachte. Mesner Matthias Linke, der sich seit 23 Jahren mit der Thematik beschäftigt und im Sommer jeden Sonntag um 14 Uhr durch das Kloster führt, zeichnet diese Station im Leben des Komponisten lebendig nach. »Die Familie Mozart ist sehr viel gereist«, erzählt er. Auf dem Weg von Salzburg in die Heimatstadt des Vaters, Augsburg, sei der Junge damals oft in Seeon vorbeigekommen, wo der Vater sich bei ein paar Bier von den Strapazen des Weges erholte. »Der kleine Mozart spaziert durchs Kloster, während der Vater mit den Prioren in der Schänke sitzt und trinkt«, lässt Linke die Szenen von damals wieder aufleben. »Diese ständigen Besuche führen dazu, dass Mozart alle drei Wochen das Kloster auf den Kopf stellt.« Um nicht alle Mönche von der Arbeit von der Arbeit abzuhalten, wurde dem kleinen Musiker einer zugeteilt, der sich bei seinen Aufenthalten um ihn kümmerte: Pater Johannes. Mozarts »liebes Hanserle« wurde eine enge Bezugsperson für das Kind, Seeon ein wichtiger Ort für den jungen Mozart, der ihn auch musikalisch inspirierte. Er komponierte zwei Offertorien für das Kloster.

Mit elf Jahren schrieb er im Kloster »Scande coeli limina«. Vier Jahre danach kam pünktlich zum Fest Johannes des Täufers, dem Namenspatron seines Freundes, »ein Packerl aus Salzburg mit den Noten des Johannes- Offertoriums«, »Internatos Mulierum «, wie Linke erzählt. Die Orgel, die das Musikgenie damals bespielte, erklingt noch immer in der Klosterkirche. Dass die sogenannte Mozarteiche tatsächlich damals schon stand, ist laut Lincke hingegen nicht bewiesen. Die tiefe Verbundenheit Mozarts zum Kloster Seeon zieht neben der schönen Natur noch heute viele Besucher an. »Wir haben auch sehr viele Radfahrer hier, das hat sich in den vergangenen Jahren verzigfacht«, sagt Linke.

Folgt man dem Mozart-Radweg ein Stück entlang des Chiemsees, vorbei an der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte, kommt man zur Jakobskirche nach Wasserburg, in der Mozart als Sechsjähriger zum ersten Mal im Leben Orgel gespielt haben soll. In der Stadt steht noch das ehemalige Gasthaus zum Goldenen Stern, heute ein Privathaus, in dem die Familie Mozart nach einer Radpanne an der Kutsche ein paar Tage verbrachte. Eine Gedenktafel erinnert daran.

Rundumblick über Tirol

Über Rosenheim, entlang des Inns, vorbei am Wendelstein und durch das bayerische Inntal geht es Richtung Österreich. Das Etappenziel Niederndorf ist vor allem wegen des regionalen Genusses und des Handwerks empfehlenswert. Es gibt viele Bauernhöfe mit Direktvermarktung, Bauernläden und die Biosennerei Hatzenstädt. Die Milch für den ausgezeichneten, würzigen Biokäse kommt mit der Materialseilbahn direkt von den Almen des Niederndorferbergs. Käseherstellung hat im Kufsteinerland eine lange Tradition. Auf vielen Tiroler Bergbauernhöfen wurde schon im Mittelalter Käse hergestellt. Am Niederndorferberg wurde die Käseproduktion im Jahr 1224 urkundlich erwähnt. Weiter nach Kössen führt die Route kurz, aber abwechslungsreich vom Inntal hinauf in den Tiroler Kaiserwinkl. Auch hier hat die Käseherstellung Tradition.


Direkt vom Senner: Im Kufsteinerland können Biker Bio-Käse kosten. Bild: Kufsteinerland Tourismus

Der in fünf Sennereien erhältliche Heumilchkäse erlangt seinen charakteristischen Geschmack durch die Qualität der Heumilch und das alte Wissen um die Handwerkskunst. Durch extensive Milchkuhhaltung unterstützt die regionale Produktion auch den Erhalt der Artenvielfalt auf den Wiesen. Für eine längere Pause im Kaiserwinkl eignet sich der Walchsee. Auf dem Weg kommen die Biker durch das Hochmoorgebiet »die Schwemm«. Hier ist ein Stopp fast Pflicht, bietet doch der 16 Meter hohe Turm einen Rundblick auf die Urlandschaft mit vielen Tierarten und seltenen Pflanzen.

Die Erholung können die Biker für die Weiterfahrt gebrauchen. Mit fast 600 Höhenmetern ist die nächste Etappe nach Lofer die bergigste des Mozart-Radweges. Dafür entlohnt das Kohlen- und später das Strubtal mit eindrucksvoller Landschaft. Im Achental bietet sich ein Abstecher nach St. Johann in Tirol an, das letze Stück führt durch das Strubtal wildromantisch bis Lofer.

Liaison in Bad Reichenhall

Durch das Saalachtal radelt man nach Bad Reichenhall, das der jugendliche Mozart zwischen 1769 und 1773 auf seinen Italienreisen mehrfach passierte.
Die Familie besuchte befreundete Bürgerfamilien, spazierte am historischen Gradierhaus, war mehrfach in der Stiftskirche St. Zeno und stieg im historischen Gasthof Kaitl im Ortsteil Karlstein ab. In seinem Tagebuch deutet der Komponist sogar eine Liaison mit der Reichenhaller Zöllnertochter Marie Anna Hieber an. Die Bad Reichenhaller Philharmonie würdigt den Musiker jedes Jahr mit der Mozartwoche und führt seine Werke auf. Über die letzten Etappen vorbei an Berchtesgaden führt die Strecke zurück nach Salzburg. Hier schließt sich der Kreis des Radwegs und der zur Mozartkugel: bei der Einkehr im Café Fürst, wo die Leckerei einst erfunden wurde. 

Auf den Spuren des Musikgenies:

Die knapp 400 Kilometer lange Runde lässt sich dank Abkürzungen variieren und zeigt viele Lebensstationen Mozarts auf. 
Facts: 10 bis 14 Tage, einfach, 1800 Hm, 390 Km

Charakter: Leichte Rundtour überwiegend auf asphaltierten Radwegen und verkehrsarmen Nebenstraßen, die Steigungsstrecken sind beim Befahren gegen den Uhrzeigersinn leichter zu bewältigen. Die Beschilderung ist in beide Richtungen angebracht. Im Durchschnitt fährt man 40 km pro Tag, die einzelnen Etappen lassen sich nach Belieben zusammenfassen. Zwischen Niederndorf und Salzburg sollte man aufgrund der Steigungsstrecken etwas kürzere Tagesetappen einplanen. Die Verbindungswege ermöglichen auch kürzere Rundtouren. Der Verbindungsweg zwischen Laufen, Inzell und Kössen ist ebenfalls als Mozart-Radweg beschildert. Der Verbindungsweg von Bad Reichenhall nach Salzburg folgt dem bestehenden Tauernradweg, der Weg von St. Lorenz nach Köstendorf dem bestehenden Salzkammergut Radweg.

Ausgangs- und Endpunkt: Salzburg, Traunstein oder Rosenheim eignen sich aufgrund der guten Verkehrsanbindung ideal als Ausgangspunkte. Die Rundtour ermöglicht aber auch jeden anderen Einstiegspunkt. 

Route:
Etappe 1: Salzburg – Eugendorf
Etappe 2: Eugendorf – St. Lorenz
Etappe 3: St. Lorenz – St. Gilgen
Etappe 4: Eugendorf – Köstendorf
Etappe 5: Köstendorf – Laufen
Etappe 6: Laufen – Waging am See
Etappe 7: Waging am See – Chieming am Chiemsee
Etappe 8: Chieming – Breitbrunn am Chiemsee
Etappe 9: Breitbrunn – Wasserburg am Inn
Etappe 10: Wasserburg am Inn – Rosenheim
Etappe 11: Rosenheim – Niederndorf
Etappe 12: Niederndorf – Kössen
Etappe 13: Kössen – Lofer
Etappe 14: Lofer – Bad Reichenhall
Etappe 15: Bad Reichenhall – Berchtesgaden
Etappe 16: Berchtesgaden – Salzburg Variante: inklusive Abstecher zum Mozart-Dorf St. Gilgen gesamt 445 km / 2750 Hm; zusätzliche Verbindungswege zwischen St. Lorenz und Köstendorf, Laufen und Kössen sowie Bad Reichenhall und Salzburg

Weitere Informationen:
Eine interaktive Karte mit Etappenverlauf, radfreundlichen Unterkünften sowie GPS-Tracks und Broschüren zum Bestellen gibt es unter: www.mozartradweg.com
Niederndorf mit seinen Hofläden: www.kufstein.com
Mozartkugel-Seminar in St. Gilgen: www.dallmann.at/
Führungen im Kloster Seeon: www.kloster-seeon.de


 
Diana Gäntzle