Skitour am Elbrus

Eine Skitour auf das Dach Europas

Im Mai haben wir in Eigenregie eine Skitour auf den Elbrus unternommen. Wir waren von dem Abenteuer genauso wie von der Landschaft und der Dimension des Berges begeistert. Im Vergleich zu den Alpen war jedoch der "Umgang" mit dem Berg schockierend: Müll und Schrott wo sich der Schnee zurückgezogen hat, eine mit Fahnen vorgegeben Route und am frustrierendsten: Skidoo- und Pistenraupenshuttles bis auf knapp 5000 Meter, die fast alle Gipfelaspiranten in Anspruch nehmen. Trotzdem haben wir uns – auch wegen der mehr als gastfreundlichen Kaukasen – in diese wilde Region verliebt.
 
Gipfel Elbrus © Benedikt Höflinger
Nach elf Stunden Aufstieg am Gipfel
Nachdem Hartmann und Konsorten schon im Februar im Kaukasus zum filmen waren und er den gewaltigen Elbrus aus der Nähe sah, stand für ihn fest im Frühsommer noch einmal dort hin zu reisen, wo die Berge in Europa am weitesten in den Himmel ragen. Marinus und ich waren natürlich dabei. Kurzum organisierten wir einen engeren WG-Ausflug ins Land der unvorhersehbaren Abenteuer, trainierten einen Monat mehr oder weniger für die bevorstehende Herausforderung und hoben am 18. Mai in Richtung Kaukasus ab.

Militärkontrollen, späte Ankunft und ein Stromausfall

Schon die Anreise ins hintere Baksan-Tal nach Terskol vom Flughafen in Mineralnye Vody war ein Abenteuer und nicht mit alpinen Verhältnissen zu vergleichen. Eine Militärkontrolle schloss sich an die nächste an, unser Hotel erreichten wir erst um 6:00 Uhr morgens. Ein kurzer Blick auf die Wetterprognose machte eine schnelle Tourenplanung nötig, denn das Wetter sollte sich noch maximal drei bis vier Tage halten, bevor eine Schlechtwetterfront hereinziehen würde.

Als sich nach vier Stunden Schlaf plötzlich bei meiner Morgendusche das Licht ausschaltete war klar, dass an diesem Tag noch kein Aufbruch zum Elbrus möglich war. Stromausfall in Terskol, den ganzen Tag. Am nächsten Morgen musste dann alles ganz schnell gehen. Die erste Gondel auf 3500 Meter ging um 9:00 Uhr, wir waren dabei.

Ohne Akklimatisation zum Gipfel des Elbrus

Der Plan war nun wetterbedingt den Elbrus in zwei Tagen zu besteigen. Normal ist für eine gute Akklimatisation in dieser Höhenlage eine Woche vorgesehen. Nachdem wir unsere Schutzhütte auf 4050 Meter erreicht hatten, stiegen wir noch langsam weiter auf knapp 5000 Meter auf, um uns noch halbwegs an die große Höhe zu gewöhnen und fuhren wieder zu unserer Bleibe ab. Am nächsten Tag weckte uns unser Koch um 2:00 Uhr. Nachdem endlich genug Schnee geschmolzen war um all unsere Trinkflaschen mit Wasser und Tee zu füllen brachen wir um 3:30 Uhr zum Gipfel auf.

Über Nacht hatte es gefroren, trotzdem war es relativ warm und wir kamen schneller als gedacht an die Stelle bis zu der wir am Vortag aufgestiegen waren. Ununterbrochen donnerten Snowmobile an uns vorbei, die eigentlich alle anderen Gipfelaspiranten bis auf knapp 5000 Meter brachten. Nach einer unendlich langen Querung machte sich vor allem bei Hartmann und mir die große Höhe bemerkbar. Schädelweh wie nach einer versoffenen Nacht. Die letzten 300 Höhenmeter quälten wir uns ohne Ski mit Steigeisen zum Gipfel.

Zum Abschluss ein Bier in Terskols

Elbrus, höchster Berg Europas und Russlands, 5642 Meter über dem Meer, geschafft nach elf Stunden Aufstieg. Was für ein Gefühl... Die Birne pocht, mir ist übel, ich will runter! Von Abfahrtsgenuss hinunter nach Terskol ist keine Rede. Eis, Harsch, ein bisschen Firn, dann Sulz und immer wieder Ski abschnallen. Wenigstens der Druck im Kopf lässt nach und macht Platz für ein unvergessliches Bier in der Sonne Terskols. Was für ein Abenteuer, im Nachhinein ist alles gut. Was bleibt sind nicht die Qualen, sondern der Stolz diesen Riesen bestiegen zu haben.

PS: Wir haben unsere Erlebnisse auch filmerisch dokumentiert. Zu sehen gibt es alles in unserem (Freeski-Crew.com) nächsten Skimovie 2016!
 
Text: Benedikt Höflinger
Fotos: 
Benedikt Höflinger
 
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