Das Finsteraarhorn stellt sich den bevölkerten Logenplätzen des Berner Oberlandes eben nicht so offen zur Schau, es hütet seine Geheimnisse quasi im Schoße gewaltiger Gletscherströme, die es auf allen Seiten umfließen. Ein Blick auf die Schweizer Landeskarte bringt es plastisch zum Ausdruck: ein Ausschnitt der Alpen wie aus der letzten Eiszeit! Dieses einzigartige Flair umgibt den Bergsteiger oft schon ab dem ersten Schritt, nachdem er sich zuvor der modernen Technik bedient hat: Vom Jungfraujoch her wird aus dem Hüttenzustieg kurioserweise eher ein Abstieg, der allerdings keineswegs auf die Schnelle gelingt. Man beschreitet zunächst den Aletschgletscher und wechselt dann über die Grünhornlücke auf den Fieschergletscher – ein langer Marschtag ausschließlich im Eis.
Bei der Finsteraarhornhütte ist der Gipfel endlich in Reichweite gerückt. Und plötzlich gebärdet er sich gar nicht mehr so abweisend, sofern man Kaliber seinesgleichen als Maßstab nimmt. Ich habe den Aufstieg im Licht eines klaren Sommermorgens als echte Genusstour in Erinnerung. Zunächst das übliche Moränengestolper, doch bald die erste Gletscheretappe, die an einem wunderbaren »Frühstücksplatz« endet. Ein zweiter Gletscherarm schließt dann auf zum Nordwestgrat, der im kantigen Blockfels ein euphorisches Finale verspricht. Und dann bist du »Top of Berner Alpen« und im Wortsinn high…
Finsteraarhorn (4274 m)
Lage: Berner Alpen (Schweiz)
Talort: Grindelwald (1034 m); Anfahrt über Interlaken
Hütte: Finsteraarhornhütte (3048 m), Tel. 00 41/(0)33/ 8 55 29 55
Normalroute: Von der Finsteraarhornhütte über Südwest flanke (Gletscher bis 35°), Hugisattel und Nordwestgrat (II) 4 – 5 Std.; davor langer, vergletscherter Hüttenzustieg!
Weitere Routen: Ab »Frühstücksplatz« direkt über Südwestgrat (II); Südostgrat, sehr lange kombinierte Tour, III/50°
Führer: Mosimann »Hochtouren Berner Alpen«, SAC-Verlag;
Goedeke »Viertausender – Die Normalwege«, Bruckmann Verlag
Karte: Landeskarte der Schweiz, 1:25 000, Blatt 1249 »Finsteraarhorn«