Gans im Glück - Wärme-Isolation ohne Tierqual | BERGSTEIGER Magazin
Isolationsjacken nach Tierschutzstandarts

Gans im Glück - Wärme-Isolation ohne Tierqual

Nichts ist so begehrt wie Daune, wenn es um die Wärmeisolation geht. Doch der natürliche Rohstoff hat einen Nachteil: Lebend gerupfte Tiere leiden höllische Qualen. Neuerungen am Markt zeigen, wie es anders geht.
 
Gans im Glück - Wärme-Isolation ohne Tierqual © Annett B./pixelio
Gans im Glück - Daunenjacken ohne Tierqual
Immer mehr Käufer von Schlafsäcken oder Daunenjacken interessieren sich dafür, woher die Federn kommen, die in der fluffigen Isolationsschicht stecken. Und immer mehr Outdoor-Firmen achten mittlerweile darauf, dass sie nur Daunen von Tieren einkaufen, die keine Qualen leiden mussten. Nach jahrelangen Protesten von Tierschützern ist Flaum von Gänsen, die unter Zwang gefüttert wurden (Stopfmast), bei den Markenartikeln in der Outdoor-Branche mittlerweile fast genauso Tabu wie Daune, die durch das Rupfen bei lebendigem Leib gewonnen wurde. Schon lange beschäftigt sich Mountain Equipment mit der Frage, wie man Daune ohne Leid fürs Federvieh »ernten« kann. Seit diesem Jahr tragen alle Produkte des britischen Bergsportausrüsters das »Down Codex«-Logo, das geprüften Tierschutz garantiert. In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Daunen- und Federnlabor IDFL wird jede Daunenquelle durch unabhängige Dritte kontrolliert. So kann Mountain Equipment die Herkunft von der Farm über das Schlachthaus bis hin zum Lieferanten nachvollziehen. In jedem Produkt der Briten ist außerdem eine zwölfstellige Zahlen-Kombi im Label zu fi nden. Mit diesem Code kann der Kunde den Weg der Daune über die Down-CodexWebseite zurückverfolgen.

Nachweis Gänse-Stammbaum

Auch Patagonia kümmert sich seit Jahren um das Thema. Seit diesem Herbst verwenden die Kalifornier nur noch Daune mit 100 Prozent Herkunftsnachweis (»Traceable Down«). Damit hat die Firma einen Standard geschaffen, der die unabhängige Kontrolle der gesamten Daunen-Lieferkette ermöglicht. Zwangsmast oder Lebendrupf hat Patagonia seinen Lieferanten schon länger verboten. Die Kontrolle geht heute zurück bis zur Haltung der Elterntiere, von denen die Eier stammen. »Unsere Regeln setzen höchste Tierschutzstandards in der Bekleidungsbranche. Und wir versuchen, auch andere Outdoor-Marken von diesen Standards zu überzeugen«, sagt Patagonias Umweltmanagerin Wendy Savage.

Im kommenden Jahr will The North Face mit seinem »Responsible Down Standard« nachziehen. Und erhält dafür sogar Lob von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Dabei hatten die Tierrechtler die amerikanische Firma noch vor zwei Jahren mit spektakulären Aktionen vor TNF-Markenstores unter Druck gesetzt. Die Vier-PfotenNutztierexpertin Nina Jamal fordert von TNF weitere Verbesserungen: So solle die Firma gar keine Daunen mehr von Produzenten kaufen, auf deren Farmen noch tierquälerische Praktiken herrschen – auch wenn TNF nur die »sauberen« Daunen übernimmt.

Lob von Vier Pfoten

Frieden hat Vier Pfoten auch mit weiteren Größen in der Outdoor-Branche geschlossen, nachdem es im Sommer einen Runden Tisch zur Daunenproblematik gab. »Die Lösungsansätze sind ein großer Schritt«, lobt Kampagnenleiterin Martina Stephany. So verspricht der schweizerische Bergsportausrüster Mammut: »Unsere Lieferanten werden vertraglich verpfl ichtet, ausschließlich Daune zu liefern, welche weder aus der Stopf leberproduktion noch von lebenden Tieren stammt.« Beim oberschwäbischen Outdoor-Produzenten Vaude weiß man, wie dünn das Eis ist, auf dem man sich bewegt: »Wir mussten feststellen, dass wir keine hundertprozentige Kontrolle über die Bedingungen haben, unter denen die Tiere gehalten und behandelt werden, von denen unsere Daune stammt«, gesteht Vaude-Sprecher Georg Loewen und gelobt Besserung: Man werde jetzt eine unabhängige Organisation beauftragen, die gesamte Lieferkette zu auditieren.

Haglöfs setzt darauf, dass sein Lieferant »Allied Feather and Down« die geforderten ethischen Maßstäbe einhält. Die Schweden-Marke kauft nur Federware ein, die bei der Fleischproduktion quasi als »Abfall« anfällt. Der skandinavische Mitbewerber Fjällräven geht seit sechs Jahren seinen eigenen Weg: »Wir haben ein exklusives Lieferabkommen mit chinesischen Brütern und Schlachthöfen und können den Weg vom Ei bis zur Daune lückenlos nachverfolgen«, sagt der Nachhaltigkeitsbeauftragte Aiko Bode. Noch ein Tipp für Hardcore-Tierschützer oder Veganer: Als alternatives Isoliermaterial gibt es schließlich auch noch Kunstfaser oder Wolle.
Text: Folkert Lenz
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 12/2015. Jetzt abonnieren!
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