Schafwolle ist ein idealer Isolator für Jacken im Bergsport-Bereich. Vor einigen Jahren wurde das Naturprodukt noch weggeschmissen, ein südtiroler Hersteller hat den nachwachsenden Rohstoff wieder entdeckt und unterstützt damit auch den Naturschutz.
Schafwolle gehört zu den ältesten und vielseitigsten Textilfasern der Menschheitsgeschichte, schon in der Bronzezeit um 1.500 v. Chr. wurde sie für die Herstellung von Garnen und Geweben verwendet. Insbesondere für die Menschen in den Bergen war sie jahrtausendelang der wichtigste Rohstoff für die Herstellung warmer Kleidung.
Früher gab es auf jedem Bauernhof Schafe, die Wolle schützte die Menschen vor Kälte und Nässe. Die Entwicklung synthetischer Fasern verdrängte diese Naturfaser aber mehr und mehr.
"Vor einigen Jahren wurde Wolle sogar zu Sondermüll erklärt – niemand wollte sie haben, daher musste sie teuer entsorgt werden“, erklärt Christine Ladstätter. Sie ist bei Salewa für Innovationen zuständig. Das südtiroler Unternehmen entwickelt und produziert Bekleidung und Ausrüstung für Wanderer und Bergsteiger, aber auch für Menschen, die in den Bergen leben.
Für die Südtiroler Unternehmerfamilie Oberrauch, seit Generationen im Loden- und Wolltuchhandel tätig und seit 1990 Inhaberin von Salewa, eine unannehmbare Situation. Deshalb hat Salewa vor rund zehn Jahren begonnen, sich mit dem näher mit dem Naturpodukt Wolle zu befassen.
Isolationsjacken mit Wolle für die Tiroler Bergrettung
"Auf Anregung von Heiner Oberrauch erarbeiteten wir zunächst eine einmalige Kollektion, bei der es überwiegend darum ging, Wolle als Material für Funktionskleidung ganz buchstäblich be-greif-bar zu machen", berichtet Ladstätter.
"Daraufhin kam die Tiroler Bergrettung mit der Anfrage auf uns zu, ob es nicht möglich wäre, Isolationsjacken mit Wolle herzustellen." Das gab den Anstoß, dass sich das Unternehmer noch umfassender mit der Bergwolle, den Schafen und den Züchtern befasste.
Glücklicher kann ein Schaf wohl kaum leben. Foto: Salewa.
Zukunft für Schafe und Berg-Bauern
Die Zusammenarbeit mit den Züchtern des Villnösser Brillenschafs in Südtirol führte dazu, dass Salewa sich mittlerweile aktiv dafür engagiert, dass die Zucht der ältesten Südtiroler Schafrasse auch in Zukunft ihren traditionellen Abläufen folgen kann.
Seit Jahrhunderten verbringen die Villnösser Schafherden den Sommer auf den hochalpinen Weiden unter den Bergspitzen der Geislergruppe, der Peitlerkofelgruppe und des Naturparks Puez-Geisler.
Das Villnösser Brillenschaf wird auch zukünftig wertvolle Wolle liefer. Foto: Salewa
Verfallene Alm im Vilnösser Tal wird wieder aufgebaut
"Die Hauptalm des Tals liegt eingebettet zwischen Hügeln und Lichtungen am Waldrand auf über 2.100 m Höhe und ist für die Schäfer ein wichtiger Stützpunkt bei ihrer Arbeit. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verfiel sie mehr und mehr. Schließlich war sie in so schlechtem Zustand, dass sie kaum noch nutzbar und die traditionelle Sommerhaltung insgesamt in Gefahr war."
"Ein Wegfallen der Weidehaltung würde sich aber negativ auf die Flora und Landschaft insgesamt auswirken. Und zudem ist es ja gerade das Höhenklima, das die Wolle der Bergschafe so besonders macht. Aus diesen Gründen fließt ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf von TirolWool-Produkten in die Instandsetzung der Alm“, erläutert Ladstätter, die auch die Initiatorin der Zusammenarbeit mit den Villnösser Schafbauern ist.
Traditionelle Schafhaltung in den Bergen
"Im Sommer sind die Schäfer mit 400 oder 500 Schafen da oben. Wenn das Wetter gut ist, kann man in der alten Hütte recht gut leben, aber wenn der Wind durch die Wände pfeift, wird es ungemütlich, dann kann man nicht einmal Kaffee kochen, weil der Rauch nicht abzieht. Außerdem liegt die Wasserquelle gut 40 Minuten zu Fuß von der Alm entfernt, und es gibt keinen Unterstand für die Tiere. Den braucht es aber für die täglichen Herausforderungen des Almlebens, wenn sich ein Tier verletzt oder ein Lämmchen nicht trinken will', erklärt Ladstätter.
Sie fügt lächelnd hinzu: "Ein Schäfer hat einmal zu mir gesagt: 'Wenn es den Schafen gut geht, ist die Wolle besonders hochwertig. Und dafür brauchen sie, wie wir Menschen auch, einen Ort, an dem sie sich wohl und geborgen fühlen.'"
"Wenn es den Schafen gut geht, dann ist die Wolle besonders hochwertig". Foto: Salewa
Nachhaltigkeit und Tierschutz
Nachhaltigkeit, die Verwendung von lokalen Ressourcen und der Tierschutz sind seit jeher wichtige Aspekte für den Südtiroler Hersteller. Sie waren auch ein ausschlaggebendes Argument für die Zusammenarbeit mit den Tiroler und später auch Villnösser Schafzüchtern: "Wir lernten die Züchter kennen, erlebten die Weidehaltung und und wie wichtig diese für die Erhaltung der Almenlandschaft und der hochalpinen Flora ist."
"Wir waren auch dabei, als die Schafe geschoren wurden – die Schur ist übrigens notwendig, damit die Schafe gesund bleiben, auch wenn die Wolle für die Züchter eher ein Nebenprodukt ist. So wuchs die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, wir konnten auf Zwischenhändler verzichten und den Züchtern einen fairen Preis für die Wolle garantieren. Es entstand eine kurze und transparente Wertschöpfungskette, und TirolWool wurde für uns als Unternehmen mehr und mehr zum Herzensprojekt", so Ladstätter.
Die Schafe verbringen den ganzen Sommer auf hochliegenden Alemen in Tirol und Südtirol. Foto: Salewa
Naturprodukt und innovative Fasern
Die ersten Kleidungsstücke für den Tiroler Bergrettungsdienst wurden 2015 ausgeliefert. Zeitgleich arbeitete Salewa laufend daran, die besonders warme und widerstandsfähige, aber auch etwas rauere Bergwolle, die wegen der oft wechselhaften Witterung in den Bergen einen sehr hohen Lanolingehalt aufweist, bestmöglich für Bergsport- und Funktionskleidung nutzbar zu machen.
"Der Komfort spielte eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung von TirolWool. Es war uns klar, dass wir insbesondere das Gewicht, die Packbarkeit und den Griff verbessern mussten, wenn das Projekt langfristig Erfolg haben sollte – Platz und Gewicht im Rucksack sind nun einmal knapp bemessen, und die Menschen mögen weiche Materialien. Also begannen wir zu experimentieren."
"Wir kombinierten diese ursprüngliche Faser mit recycelten Polyesterfasern, die dauerhaft mit natürlichen Mineralien angereichert werden. Sie sind in der Lage, die vom Körper abgegebene, natürliche Infrarotenergie aufzufangen und nach und nach an den Körper zurückzugeben. Das regt wiederum die Mikrozirkulation an, der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt, ist belastbarer und erholt sich schneller. TirolWool Responsive war geboren. Und ganz nebenbei erreichten wir dadurch, dass das Material weicher und packbarer wurde", erläutert Christine Ladstätter.
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Warme Wolle für alpine Abenteuer
Seit 2017 ersetzt diese innovative Wattierung bei Salewa alle synthetischen Varianten – eine Zusammenarbeit, die nicht nur verbesserte, weil langlebigere und nachhaltigere Produkte hervorgebracht hat, sondern auch für die Bergbauern einen echten Mehrwert darstellt: 90 Prozent der gesamten weißen Wolle nimmt Salewa zusammen mit seinen Partnerunternehmen ab, und die Nachfrage nach heimischer Wolle steigt insgesamt. Die Züchter sind stolz auf ihre Tiere, deren besondere Wolle und darauf, eine wertvolle Tradition für zukünftige Generationen zu erhalten.
Bei Salewa ist man von den vielen Vorteilen des natürlichen Rohstoffs überzeugt: "Wolle ist die perfekte Funktionsfaser, sie verfügt über wirklich verblüffende Eigenschaften: Durch ihre starke Kräuselung und hohe Elastizität entstehen Luftkammern, die sie zu einem hervorragenden Isolator machen. Sie kann bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, fühlt sich aber dennoch nicht nass an – dafür sorgt die wasserabweisende Oberfläche. Außerdem ist sie schmutzabweisend, nimmt kaum Gerüche an, ist knitterarm, antistatisch, schwer entflammbar … nachwachsend und komplett biologisch abbaubar ist sie natürlich auch", schwärmt Ladstätter. Ein echtes Wunderprodukt der Natur!
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