Kaufberatung: Sportbrillen fürs Hochgebirge | BERGSTEIGER Magazin
Teil 1

Kaufberatung: Sportbrillen fürs Hochgebirge

Am Berg sind die Augen besonders starken Sonnenstrahlungen ausgesetzt. Deshalb müssen moderne Sportbrillen fürs Hochgebirge mehr Anforderungen erfüllen als eine Brille für den Alltag. Zusammen mit dem Kompetenzzentrum Sport, Gesundheit & Technologie in Garmisch-Partenkirchen haben wir ausgewählte Produkte der wichtigsten Hersteller getestet. 


 
 
© Vivalpin

Beim Kauf einer Sportbrille fürs Hochgebirge lohnt es sich, sorgfältig auszuwählen und gewissenhaft zu probieren. Anders als zum Beispiel eine Regenjacke oder ein Rucksack hat eine Sonnenbrille direkten Einfluss auf die Gesundheit und die Wahrnehmung der Umwelt. Denn im Gebirge sind die Augen schädlichen und gefährlichen Strahlungen ausgesetzt, die ernsthafte Konsequenzen bis zur Schneeblindheit nach sich ziehen können. Den Besuch eines Fachhändlers, am besten eines Augenoptikers, kann man beim Kauf nur empfehlen. Besonders auch deshalb, da man eine hochwertige Sonnenbrille viele Jahre verwenden kann und sich so ein vermeintlich hoher Kaufpreis bei der langen Benutzungsdauer relativieren wird.

Zwar kann auch eine günstige Brille hundertprozentigen UV-Schutz gewährleisten, bei der Qualität der Gläser und Fassungen gibt es aber große Unterschiede. Die führenden Hersteller betreiben einen erheblichen Aufwand, um den perfekten Durchblick und die optimale Passform zu gewährleisten. So verwendet Oakley zum Beispiel ein besonders hartes Polycarbonat-Material für eine bestmögliche optische Leistung der Brillengläser und ein Rahmenmaterial, das sich besonders gut an unterschiedliche Kopfformen anschmiegt. Adidas nutzt eine besondere Filtertechnologie für seine Gläser, die ein auffällig klares und kontrastreiches Bild ergeben. Auch die anderen Hersteller haben im Laufe der Jahre ihre Technologien weiterentwickelt und perfektioniert. Die Frage für den Verbraucher ist: Sieht man den Unterschied tatsächlich oder ist alles nur Marketing?

Bereits beim ersten Schnell-Check fallen die extremen Unterschiede zwischen den einzelnen Brillen auf. Da gibt es helle und dunkle Gläser, straff und weniger straff sitzende Brillengestelle, unterschiedliche Farb-Tönungen, Brillen mit Einzel- und mit schildartigen Scheiben. Da heißt es zuerst einmal, sich einen Überblick und das nötige Know-how zu verschaffen.

Das Test-Design 

Wie bei allen Bergsteiger-Tests üblich, wurden alle Brillen vermessen und gewogen. Für den Praxistest und die Beurteilung der optischen Qualität wurde dann ein Fachmann hinzugezogen. Auf seine Initiative hin wurde ein Testbild mit gleicher Kameraeinstellung durch die verschiedenen Glassorten fotografiert. Gleiche Einstellung bedeutet tatsächlich absolut identische Entfernungseinstellung, Belichtung und Weißabgleich. Daraus lässt sich leider kein qualitativ verwertbares Ergebnis ableiten, die Unterschiede sind jedoch mehr als deutlich. Besonders die unterschiedlichen Filter und die Abdunklungen sind gut zu erkennen.

Noch einige Worte zu Passform und Funktion: Diese wurden mittels Fragebogen von verschiedenen Testern mit unterschiedlichen Kopfformen und -größen bewertet. Klar, dass nicht alle Brillen auf alle Köpfe passen oder auf allen Kopfformen gleich gut aussehen. Trotzdem waren die Bewertungen der unterschiedlichen Tester bei Passform und Funktion recht einhellig. Es scheint sie also tatsächlich zu geben, die Brillengestelle, die wie angegossen passen. Sowohl auf der Nase als auch hochgeschoben auf dem Kopf oder der Mütze. Was die Funktion anbelangt, so soll die Brille ein vernünftiges, nicht eingeengtes Sichtfeld haben, wenig Streulicht zulassen aber auch eine gute Belüftung für schweißtreibende Tätigkeiten ermöglichen. 

Weitere Punkte wurden für die Ausstattung und das mitgelieferte Zubehör vergeben. Und zwar jeweils für hochwertige Reiningungstücher, Etuis, Transportbeutel, Bedienungsanleitung, Wechselgläser, Nasenpads usw. Insgesamt war in unserem Test keine Brille dabei, die für den Einsatz beim Wandern oder Bergsteigen nicht uneingeschränkt empfehlenswert wäre. Allerdings gibt es, wie mehrfach beschrieben, deutliche Unterschiede und selbstverständlich auch unterschiedliche Geschmäcker. Deshalb sollte man seine Wunschbrille unbedingt im Fachhandel anprobieren und die Brillengläser keinesfalls nur innerhalb des Ladens testen. Oakley und Adidas kommen unserer Meinung nach der perfekten Brille recht nahe – man kann sie beim Kauf eines anderen Produktes deshalb zum Vergleich auch immer als Referenz hinzuziehen. 

Die 11 Testmodelle

Ringe im Diagramm entsprechen Noten, die von der Mitte nach außen hin immer besser werden. Ring 5 ist demnach der beste Wert, Ring 1 der schlechteste.

Adidas: tycane pro outdoor L

Schutzklasse: S3
Zubehör: Wechselglas, Moosgummi an Stirn und Wange, Bügelverstellung, abnehmbares Kopfband, Hardcase, Beutel, optische Linsen einsetzbar
Preis: 209 €
Benotung:
 
Optischer Eindruck:
 

Gesamteindruck: Unserer Meinung nach hat die Adidas tycane pro eines der besten Gläser am Markt. Durch den »Adidas Baukasten« ist sie für jeden Sporteinsatz modular anpassbar.
 

Alpina: S-Way VLM+

Schutzklasse: S1-S4
Zubehör: Gläser photochromatisch, Bügelverstellung, Hardcase, Reinigungstuch, nicht zum Autofahren geeignet
Preis: 179,95 €
Benotung: 

Optischer Eindruck:

Gesamteindruck: Mit selbsttönenden Gläsern von S1-S4, sehr guter Passform und übergroßer Einzelscheibe ist die Alpina perfekt für alle Outdoor-Sportarten vom Biken bis zu Hochtouren geeignet.
 

Alpina: Twist Five QVM+

Schutzklasse: S1-S3
Zubehör: Gläser photochromatisch, Bügelverstellung, Hardcase, Reinigungstuch
Preis: 179,95 €
Benotung:

Opischer Eindruck:


Gesamteindruck: Eine Brille, die man nicht spürt. Das ist das größte Kompliment, das man machen kann. Superbequem, gute selbsttönende Gläser und ein breiter Einsatzbereich mit coolem Look!
 

Cebe: Proguide

Schutzklasse: S4
Zubehör: integrierter Seitenlichtschutz, Hardcase, Beutel
Preis: 99 €
Benotung:

Optischer Eindruck:

Gesamteindruck: Cebe ist ein Spezialist für Bergsportbrillen. Das merkt man an praktischen Details wie dem großen Sichtfeld und dem sehr gut passenden Rahmen. Durch die S4-Gläser ist die Proguide besonders für Hochtouren, Expeditionen und extreme Sonneneinstrahlung geeignet.
 

Cebe: Summit

Schutzklasse: S2-S3
Zubehör: Gläser photochromatisch, abnehmbarer Seitenlichtschutz, abnehmbares Kopfband, Hardcase, Beutel
Preis: 129 €
Benotung:

Optischer Eindruck:

Gesamteindruck: Eine Bergsportbrille in klassischem Look mit abnehmbaren Seitenschutz. Das macht die gute Brille mit selbsttönenden Gläsern sehr breitbandig einsetzbar. Leider kann man den Seitenschutz leicht verlieren.
 

Gloryfy: G13 One4all

Schutzklasse: S2-S3/S4
Zubehör: Wechselglas, Hardcase, Reinigungstuch, optisch veglasbar
Preis: 229 €
Benotung:

Optischer Eindruck:

Gesamteindruck: Ein erstaunlich ausgereiftes Produkt für ein Startup-Projekt. Neben coolem Look bietet die Gloryfy sehr gute optische Qualität. Das einzige Manko: Durch den weichen Rahmen hält die Gloryfy nicht so gut auf Kopf oder Mütze. Dafür ist sie unzerstörbar.


Hier geht es weiter zu Teil 2 der Kaufberatung.

Artikel aus Bergsteiger 03/18. Jetzt abonnieren!

Dr. Christoph Ebert, Wolfgang Pohl, Christof Schellhammer
Fotos: 
Vivalpin