Rund um den Dachstein in acht Tagen | BERGSTEIGER Magazin
Wandern im Dachsteingebirge

Rund um den Dachstein in acht Tagen

Nicht gerade die Welt in 80 Tagen – aber das Dachsteingebirge in acht Tagen: Das ist die Tour der Superlative zwischen dem Salzkammergut und der Steiermark. Auf dem Dachstein-Rundwanderweg erlebt man den schönsten Fast-Dreitausender der Ostalpen aus immer neuen Perspektiven.

 
Wandern am Dachstein © © pure-life-pictures - Fotolia.com
Wandern am Dachstein
Kein Zweifel: Die Umrundung des gesamten Dachsteingebirges gehört zu den schönsten Trekkingtouren Europas. Was die Nördlichen Kalkalpen an landschaftlicher Vielfalt und naturkundlichen Besonderheiten bieten – hier findet man es: eine 900 Meter hohe Riesenwand und zerkluftete Gletscher, die Zacken versteinerter Korallenriffe im Gosaukamm und die mystische Weite einsamer Waldplateaus, Wildwasser und mondähnliche Karstode, alte Almen, die Wasser-Wunder und die jahrtausendealte Bergwerkstradition, Rummel und Einsamkeit. Ganz sicher entdeckt man vielfältige Spuren der Vergangenheit – vom keltischen Salzbergbau bis zu den Bibelschmugglern der Gegenreformationszeit, von traditionellen Almen bis zu den Alpinpionieren des 19. Jahrhunderts.

Im Verlauf der abenteuerlichen Gebirgsdurchquerung und der romantischen Talabschnitte wurden verschiedene Themen aufbereitet – sie geben jeder Wegetappe ein eigenes Motto. So erfährt man etwa, was es mit dem Bibelsteig auf sich hat und wie die kühnen Alpinerschließer einst ins Felsenreich des Dachsteins vordrangen. Nach ein paar Wandertagen wissen Sie auch, welche Geheimnisse das »ewige« Eis und die schier endlose Karsthochfläche mit dem durchaus zutreffenden Namen »Auf dem Stein« bergen, welche unglaubliche Geschichte hinter den Hochalmen 1000 Meter über dem Ennstal liegen, wo es zu den seltsamen Felsritzzeichnungen in der Notgasse geht, wo Künstler und Gelehrte Inspiration fanden und warum das »weiße Gold« von Hallstatt weltweite Bedeutung hat… Auch die Entscheidung, den Dachstein-Rundwanderweg nicht »in einem Aufwasch zu machen«, hat viel für sich. Dank guter Bus- und Bahnverbindungen werden ihn Genießer in einzelne Wochenend-Teilstrecken filetieren.

Erst gemütlich, dann kräftig - die erste Etappe

Die erste Etappe sollte keine Schwellenangst vor dem langen Weg hervorrufen: Wir fahren nämlich mit der Seilbahn vom Vorderen Gosausee dem Gosaukamm entgegen. Anschließend wandern wir zur nahen Gablonzer Hütte und auf der Westseite des zerklufteten Gosaukamms über die Stuhlalm zur Hofpürglhütte (4 bis 5 Std.). Die zweite Etappe führt uns auf dem Weitwanderweg Nr. 601 (Nordalpenweg) ins Kar am Fuße der Bischofsmütze und unter den Wänden des Gosausteins zum Rinderfeld. Von der Abzweigung des Linzer Steiges geht’s rechts auf dem Pfad Nr. 617 unter den Schuttfeldern des Hochkesselkopfs weiter. Nach dem kräftigen Anstieg zur 1990 Meter hoch gelegenen Sulzenschneid,
einem Sattel unter dem atemberaubend auffahrenden Torstein, steigen wir gegen den Sulzenhals ab. Der Steig Nr. 617 zweigt schon oberhalb des Sattels links ab und führt uns unter dem Namen »Pernerweg« ins weite Windlegerkar hinab.

Die zweite Etappe der Dachstein-Rundwanderung

Mit dem nächsten Aufstieg gelangen wir ins 2033 Meter hoch gelegene »Tor«. Dahinter wandern wir auf dem steilen Serpentinenpfad durch Schutt zum blockübersäten Torboden abwärts. Weiter ist großes Staunen angesagt, denn wir marschieren im sanften Auf und Ab direkt unter den bis zu 900 Meter hohen Südwänden von Torstein, Mitterspitz und Dachstein dahin. Nach der Kuppe des Marsteins und dem kurzen Abstieg ins Auretskar folgt der finale Kurzanstieg zur Dachsteinsüdwandhütte (4 bis 5 Std.). Man kann übrigens auch in einem der drei Hotels nahe der Talstation der Dachsteinsüdwandbahn übernachten: Auf dem Weg Nr. 615 wandert man in etwa 40 Minuten durch das Kar unterhalb der Hunerscharte dorthin – und ist dann auch schon am Ausgangspunkt für Etappe Nummer Drei.

Die dritte Etappe im Dachsteingebirge

Was diese betrifft, sollten Sie sich’s so einrichten, dass der Kalender einen Donnerstag anzeigt. Da fährt die »Sonnenaufgangsgondel« schon um etwa fünf Uhr früh zum 2687 Meter hohen Hunerkogel hinauf. Von der Bergstation bzw. der dortigen »Skywalk«-Plattform hoch über der Felswand schweift das Auge vom Toten Gebirge über die Gesäuseberge und fast alle Spitzen der Tauernkette (inklusive Großglockner) bis zum ganz nahen Dachsteingipfel. Beim Anblick der 2995 Meter hohen Felsschönheit stärkt ein gutes Frühstück im Panoramarestaurant. Gut so, denn hier befinden wir uns schon am Rand des Hallstätter Gletschers, zu dem man auch zu Fuß von der Dachsteinsüdwandhütte heraufsteigen kann: Der Aufstieg durch die Hunerscharte ist ausgesetzt, aber gesichert.

Stetiges Auf und Ab

Der Weiterweg ist aber auch so noch lang und alpin genug: Es geht links des Skilifts über den Schladminger Gletscher hinab – Vorsicht, manchmal ist der Schnee noch hart gefroren oder weggeschmolzen, dann helfen oft nur Steigeisen weiter. Vom Eisrand – bitte auch hier aufpassen, man bricht leicht ein! – wandern wir auf dem markierten Pfad Nr. 674 neben dem Sessellift zu dessen Talstation in einem Schuttkar unter dem Mitterstein. In stetigem Auf und Ab queren wir die öden Karrenfelder nördlich unter dem mächtigen, von einer Militär-Radarstation gekronten Koppenkarstein. Dann peilen wir zwischen dem felsigen Koppenkar und der riesigen Hochfläche »Auf dem Stein« den markanten Landfriedstein an, steigen an seinem Fuße wieder höher und erreichen das Landfriedtal, wo wir an der Abzweigung zur Scheichenspitze weiter nach der Beschilderung »Guttenberghaus« gehen. Unser nächster Orientierungspunkt ist der Eselstein; wir marschieren östlich um ihn herum in die Feistererscharte. Rechts unten steht schon unser Tagesziel, das Guttenberghaus (31⁄2 bis 4 Std.).

Die vierte Etappe

Die vierte Etappe befiehlt zunächst den Wiederaufstieg in die Feistererscharte und weist uns dort nach rechts auf den Weg Nr. 618, der hoch über der Riesendoline des Hölltalsees zur Grafenbergalm zieht. Weiter geht’s auf diesem Weg, der nördlich über dem Grafenberg- und dem Ahornsee durch kuppiges Alm-, Latschen- und Waldgelände Richtung Brünnerhütte dahinzieht. Vom Kleinen Kumpfling wandern wir in vielen Kehren abwärts und über eine kleine Anhöhe zu einer Abzweigung. Unser Weg führt rechts weiter und im sanften, aber langen und »wurzelreichen« Anstieg durch urige Waldhänge zur Brünnerhütte (6 bis 7 Std.). Übernachtungsmöglichkeit bietet auch der 100 Meter höher gelegene Gasthof Steiner am Ende der Stoderzinken-Mautstrase, die sich von Grobming heraufschlängelt. Für die kurze Rundtour über den 2048 Meter hohen Stoderzinken und sein exponiert in den Felsen »klebendes« Friedenskirchlein sollte man sich unbedingt noch Zeit nehmen (eine gesicherte Passage, 2 Std.).

Die fünfte Etappe

Auch die fünfte Etappe beginnt mit einem Rückzug, und zwar auf dem Weg Nr. 618 zur beschilderten Abzweigung unter dem Kleinen Kumpfling. Dort biegen wir aber rechts ab, um auf dem neu beschilderten Weg in etwa 30 Minuten durch Wald und einzelne Lichtungen (Hochwiesmahd) zum Großen Wiesmahd abzusteigen. Eine Forststraße wird überquert, dann zeigt ein steinerner Wegweiser rechts zum Eingang in die Notgasse. Wir durchqueren die trockene, stellenweise sehr schmale Felsklamm, die ein Bach nach dem Abschmelzen der Eiszeitgletscher geschaffen hat – und in der zahlreiche alte Felsritzzeichnungen zu sehen sind. Obwohl sie unter Denkmalschutz stehen, sind die meisten schon zerstört – bitte nichts nach- oder gar überzeichnen! Vom Klammausgang wandert man durch den Wald zu einer Forststraße, die links zur Brandalm führt. Wir wandern auf dem Fahrweg bis zur nächsten Abzweigung, biegen dort links ab und gehen zum Almdorf der Viehbergalm hinauf. Dort kann man nicht nur bodenständig schmausen, sondern auch nächtigen. Von dort weist der Dachstein-Rundwanderweg nach Norden. Wir folgen einem alten Weg, den jedes Jahr Wallfahrer aus Grobming nach Maria Kumitz bei Bad Mitterndorf begehen. Er schlängelt sich durch das kuppige, dicht bewaldete Kemetgebirge auf das 1738 Meter hohe Hochmühleck. Es folgt der Abstieg zur Steinitzenalm (6 bis 7 Std.) – oder man geht zuvor rechts durch den Almgraben hinab und links nach Bad Mitterndorf (plus 1 Std.).

Die sechste Etappe

Ein bisschen Ebene muss sein – aber zuvor gibt’s noch einen Abstieg über die Gschwend-Wiese zur Jausenstation Stieger. Weiter in die nahe Ortschaft Mühlreith, von der man links zum waldumsäumten Odensee wandert. Vom Gasthof Kohlröserlhütte (um die Mittagszeit sollten Sie Fisch probieren) leiten uns die Wegweiser Richtung Kainisch, dann aber links auf eine Schotterstraße, an einer Abzweigung vorbei und – der Kainischtraun entlang – nach Bad Aussee (Radweg).
Schließlich geht’s neben der Bahnlinie zum Bahnhof Bad Aussee (den man ab Bad Mitterndorf oder Kainisch auch mit dem Zug ansteuern kann). Dort beginnt der gut beschilderte »Weg durch die Wildnis«, dem wir neben der schäumenden Koppentraun zur Koppenbrüllerhöhle und zum Gasthaus Koppenrast folgen. Den Ausklang dieses Wandertages bietet der Obertrauner Themenweg »Durch Kalk und Karst« – durch den Koppenwinkel – nach Obertraun (insgesamt 7 Std.). Genießer erweitern die Dachstein-Rundwanderung hier mit einer hochalpinen »Extratour«: mit der Dachstein-Welterbeseilbahn von Obertraun über den Krippenstein zur Gjaidalm und zu Fuß auf dem Nature Trail zum Wiesberghaus. Von dort empfiehlt sich der Aufstieg zur Simonyhütte (ca. 4 Std. hin und zurück) – dort sehen Sie dann auch den unteren Rand des Hallstätter Gletschers. Oder Sie wandern gleich nach Hallstatt hinab (4 bis 5 Std.).

Die siebte Etappe

Zurück zum Dachstein-Rundwanderweg, der nun in seine siebte Etappe geht – oder besser: fahrt, denn wir setzen mit dem Schiff nach Hallstatt-Lahn über. Hier ist natürlich ein Rundgang durch den alten, wie ein Bauernkripperl im Felshang über dem See »klebenden« Bergwerksort Pflicht! Im Anschluss gelangen wir per Schrägaufzug oder zu Fuß (1 Std.) auf den 300 Meter hoheren Hallstätter Salzberg, der sich als steiles Hochtal unter dem Felsklotz des Plassen entpuppt. Hier empfiehlt sich natürlich die Besichtigung des Schaubergwerks. Dann verläuft die Wanderung auf dem historischen Soleleitungsweg, der der vermutlich ältesten Pipeline der Welt nach Steeg und weiter bis Bad Goisern folgt (2 Std.).

Die achte Etappe

Auf der achten Etappe wird ein letztes Mal Schweißtribut gefordert – aber es zahlt sich wirklich aus! Wir überwinden einen Höhenunterschied von etwa 1000 Metern bis zur Goiserer Hütte, die weitum für ihre gute Küche gerühmt wird. Am besten schieben wir auch den Abstecher auf den aussichtsreichen Hochkalmberg ein, bevor wir auf der anderen Seite des Berges nach Gosau absteigen (4 bis 5 Std., mit Gipfelersteigung 2 Std. mehr). Bremsen Sie rechtzeitig in diesem gastlichen Ort mit seinen beiden Kirchen – und wer noch nicht bremsen mag, hat die Wahl zwischen dem Themenweg im Talboden und dem etwas weiter oben verlaufenden Panoramaweg, um außer Programm bis zum Vorderen Gosausee »auszulaufen«.
 
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