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01.04.2015

von Melle und Stitzinger: Aufbruch zum Everest

Das derzeit erfolgreichste deutsche Expeditionsbergsteigerpaar Alix von Melle (43) und Luis Stitzinger (46) aus Füssen im Ostallgäu packt für seine nächste Achttausender-Expedition: Am Ostermontag brechen die beiden zum Mount Everest (8848 m) auf.
 
 
von Melle und Stitzinger am Gipfel der Shishapangma (8027 m) © Archiv Stitzinger & von Melle – goclimbamountain.de
Nach wie vor stellt die sauerstofffreie Besteigung des Mount Everest eine extreme Herausforderung an der Grenze der menschlichen Leistungsfähigkeit dar. Das Ziel von Stitzinger und von Melle ist es, den Gipfel "by fair means", eigenständig und ohne Träger oder künstlichen Sauerstoff, über den Nordgrat zu erreichen. Wir haben vorab mit Alix von Melle über die Herausforderung Mount Everest gesprochen (»Achttausender sind kein Kinderersatz«). Das komplette Interview lesen Sie exklusiv hier: /bergszene/interviews/achttausender-sind-kein-kinderersatz

Ein Filmteam begleitet von Melle und Stitzinger
Die erste Besteigung des Mount Everest gelang am 29. Mai 1953 dem Neuseeländer Edmund Hillary und dem Nepali Tenzing Norgay als Teilnehmer einer großen britischen Expedition. Der Südtiroler Reinhold Messner und der Österreicher Peter Habeler waren die ersten Menschen, die den Gipfel am 8. Mai 1978 ohne Verwendung von künstlichem Sauerstoff erreichten. Über 6000 Mal wurde der Mount Everest im Laufe der Jahre bis zum heutigen Tag bestiegen, zu zwei Dritteln über die nepalische Südroute, zu einem über die tibetische Nordroute. Der Anteil aller übrigen Routen am Berg an der Gipfelquote beträgt weniger als ein Prozent. Nur etwa 150 Bergsteigern insgesamt gelang die Besteigung ohne künstlichen Sauerstoff.

Sechs Gipfelerfolge an den höchsten Bergen der Welt sind von Melle und Stitzinger bereits ohne die Verwendung von Flaschensauerstoff geglückt (Cho Oyu, Gasherbrum II, Nanga Parbat, Dhaulagiri, Broad Peak und Shishapangma). An drei Bergen (Makalu, K2, Manaslu) mussten sie umkehren. 62 Tage, vom 6. April bis zum 6. Juni 2015, ist das Bergsteigerpaar auf seiner Expedition zum Mount Everest unterwegs. Die Reise wird sie über Kathmandu (Nepal), Nyalam und Tingri (Tibet) zur chinesischen Nordseite des Berges und ins Basislager im Rongbuk-Tal führen, das von Amical alpin betreut wird. Die Expedition wird außerdem von einem Filmteam des Bayerischen Rundfunk begleitet.

Die Route über den Nordgrat führt vom ABC (6400 m - Advanced Basecamp bzw. Vorgeschobenes Basislager) mit drei Hochlagern (C1 7000 m, C2 7800 m, C3 8300 m) zum Gipfel. Die Schlüsselstellen sind eine steile, zerrissene Eisflanke hinauf zum North Col (7000 m), sowie die drei felsigen Steilstufen des Nordgrates, "First", "Second" und "Third Step" auf der Gipfeletappe. "Es ist noch nicht ganz klar, wieviele Expeditionen letztendlich von Norden aus den Everest angehen", sagte Stitzinger kurz vor der Abreise. "Die Behörden haben die Zahlen, halten aber den Deckel drauf. Wir hoffen, dass es nicht zu viele sind, sonst könnte es sich an den drei Steps ordentlich stauen".

Viele deutsche Aspiranten auf der Nordseite
Im Basislager werden von Melle und Stitzinger mehrere Landsleute treffen. "Wir haben uns schon darüber amüsiert, dass das halbe Lowa-Pro-Team im selben Basislager sitzt", erzählt Luis Stitzinger kurz vor der Abreise am Ostermontag. Neben Stitzinger und von Melle will auch Ralf Dujmovits den Everest von Norden besteigen. Es ist der einzige Achttausender, den Dujmovits noch nicht ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen hat.

Außerdem sind die beiden Deutschen David Göttler und Daniel Bartsch am Berg unterwegs. Gemeinsam mit dem kanadischen Piolet d'Or-Gewinner von 2014, Raphael Slawinski, wollen die beiden eine neue Route in der Nordostwand des Everest angehen – ohne Hochträger, ohne künstlichen Sauerstoff. Der BERGSTEIGER wird über alle drei Expeditionen laufend auf www.bergsteiger.de berichten.
 
Text: Thomas Ebert; www.goclimbamountain.de