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14.11.2016

Und die Gewinner sind...

Spannende Tierwelten, atemberaubende Berglandschaften und interessante Kulturen: das Festival Mountainfilm zog von 8. bis 12. November wieder viele gespannte Zuschauer nach Graz. Eine internationale Jury wählte nun aus verschiedenen Kategorien die Gewinnerfilme.
 
 
Bildausschnitt aus »When the mountains were wild« von Gewinner Johannes Hoffmann. Bild: Carlos Blanchard
Mountainfilm Graz ist ein Treffpunkt für Filmproduzenten, Regisseure und Akteure aus der ganzen Welt. 220 talentierte Filmemacher aus 36 Ländern reichten ihre Werke ein. In der Endauswahl standen 110 Beiträge.  Die Teilnehmer hofften auf einen der Gewinne, wie der »Grand Prix Graz« beispielsweise, der mit bis zu 5000 Euro dotiert ist. Mountainfilm zeigte ausgewählte Werke in vier Kategorien: Alpinismus & Expeditionen, Natur & Umwelt, Sport in Berg- & Naturräumen und Menschen & Kulturen.

Grand Prix Graz

Den Grand Prix Graz erhielt Mark Fletcher aus Großbritannien mit seinem Film »Die Zauberwesen von Shangri-La« in der Kategorie Natur und Umwelt. Ein beeindruckender Film über Bergaffen, die in der Bergwelt überleben, indem sie auf natürliche und harmonische Weise ihr soziales Netzwerk aus Zärtlichkeit, Schönheit, aber auch Grausamkeit, aber immer mit Empathie nützen. Sie sind ein Beispiel für uns alle, für die das »Zusammenleben« so wichtig ist. Eine beeindruckende Bildgeschichte, weshalb der »Grand Prix Graz 2016« an Mark Fletcher geht.

Kamera Alpin Austria

Der Film von Johannes Hoffmann »When the mountains were wild« hat seinen Gestaltern beim Drehen wohl ebenso viel Freude bereitet wie der Jury beim Zusehen. Seine hochwertige und kreative Kameraführung transportiert das, was den Film prägt: Landschaftliche und kulturelle Originalität, sowie eine feine, selbstironische Freude am Unerwarteten im Alpinismus. Der Film ist ein feinsinniges Statement wider den Zwang zur Superleistung: Es braucht nicht immer Achttausender, Höchstschwierigkeiten, verwehte Hochlager und angefrorene Zehen, um sich selber ganz intensiv zu spüren. Manchmal reicht dazu auch exzessiver Schneefall, der sich nicht an Reise- und Drehpläne halten will. Eine Reise auf den Balkan, dorthin, wo die Berge noch wild sind.

Kamera Alpin in Gold - vier Gewinnerfilme aus vier Kategorien

Mit dem Preisträgerfilm von Herbert Ostwald »Giraffen – Giganten hautnah« aus der Kategorie »Natur und Umwelt« wird deutlich, dass allein schon die Auswahl der Protagonisten ein entscheidender Teil der Gestaltung sein kann. Wenn wir bei diesem Film schmunzeln, dann liegt dies nicht nur am originellen Aussehen der Hauptdarsteller, sondern auch an der erzählerischen Haltung der Gestalter. Humorvoll und doch voller Respekt umkurven sie ganz selbstverständlich die Fallgruben der Tierfilmerei: Überdramatisierung, Aneinanderreihen allzu wuchtiger Bilder, und die Vermenschlichung von tierischem Verhalten.

Das Thema Basejumping wird im Film »Last Base« von Aslak Danbolt in der Kategorie »Sport in Berg&Naturräumen« beleuchtet. Die Bilder eines Fluges aus der GoPro Kamera stellen hier sofort Intimität her und zwingen den Betrachter in die Perspektive der Freunde des Springers – und ihrer Reaktion auf die Katastrophe, die folgt. Je näher die Freunde des Verstorbenen ihrem Ziel kommen, die Asche des Mannes bei einem letzten Basejump dem Wind zu übergeben, desto stärker werden Angst und Unsicherheit vor dem Sprung spürbar.
Ein herannahender Sturm setzt das Vorhaben zusätzlich unter Druck: Was wiegt schwerer? Der Adrenalinschub vor dem vielleicht letzten Sprung, oder die Angst vor dem Tod? Gedreht vor der beeindruckenden Kulisse des Mount Katthammaren in Norwegen, überzeugt »Last Base« durch die Konzentration auf die Figuren und ihre folgenschweren Entscheidungen.

»Hombi, his mind in the sky« von Benoit Aymon ist auf den ersten Blick ein klassisch erzählter Porträtfilm. Die Schauplätze aus Ruedi Hombergers alias »Hombis« Leben werden in kurzen Filmausschnitten lebendig und gemeinsam mit dem Filmemacher begibt er sich an Orte, an denen er groß wurde. Eine Zeitreise im doppelten Sinne beginnt.
Hinter der linear erzählten Geschichte verbirgt sich das sensible Porträt eines stets neugierigen Menschen, der sich auch durch das Alter keine Grenzen setzen lassen möchte. In der letzten Sequenz des Filmes, einem Gletscherflug mit Start und Landung, wird dieses Grundthema schließlich in Bilder gefasst: Ein Gefühl der Neugier und der Freiheit macht sich hier breit, das uns weit über die Grenzen des Filmes hinaus begleitet.

Der Preisträgerfilm »Afghan Winter« von Mario Casella und Fulvio Mariani der Kategorie »Menschen und Kulturen« verknüpft die Themen Reise, Berge, Natur sowie die kulturelle Identität der dort lebenden Menschen zu einem umfassenden Gesamterlebnis. Seine Gestalter erzählen nicht distanziert neutral, wie es etwa Journalisten tun würden. Sie bekennen sich zu ihrer Identität als Bergsteiger, und sie kommen als Besucher, die Kontakt finden und Empathie austauschen wollen. Daraus wurde ein Expeditionsfilm in seinem allerbesten Sinn.
Der Film begleitet uns in ein Land und zu Menschen, denen wir bislang vor allem in den Stereotypen der Kriegsberichterstattung und der TV-Nachrichten begegneten. Dieser Beitrag aber bringt uns den Menschen wirklich näher. Mit ihnen träumen wir von einem gelingenden Leben mit seinen kleinen Freuden. Und mit ihnen erleben wir die Widrigkeiten, die diesem Leben entgegen stehen - ein Dokumentarfilm auf dem Gipfel seiner Kunst.

 
Mountainfilm Graz