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09.05.2014

Trento Film Festival: »Metamorphosen« gewinnt Großen Preis der Stadt Trento

Deutscher Regisseur Mez gewinnt mit einem Film über ein Dorf im Süden des Ural, das immer noch unter den Folgen eines Atomunfalls in den 1950er-Jahren leidet.
 
 


Es ist ein Kontrapunkt zum Heroischen, das dem Bergfilm einst eigen war; und es ist ein mutiges Bekenntnis der Jury zu einer Dokumentation, die den nuklearen Wahnsinn und seine Konsequenzen für die Menschheit aufzeigt. Der Film »Metamorphosen« des deutschen Regisseurs Sebastian Mez hat beim Trento Film Festival 2014 den Goldenen Enzian, den Großen Preis der Stadt Trento, gewonnen.

Mez hat ein Gebiet besucht, das von der Weltöffentlichkeit vergessen ist, aber noch heute extrem unter den Folgen eines Atomunfalls leidet. Im Süden des Ural, in dem kleinen Ort Majak, passierte 1957 der laut der International Nuclear Event Scale (INES) drittschlimmste Nuklearunfall in der Menschheitsgeschichte – nach Tschernobyl und Fukushima.

»Immer wird in Vergleichen über Tschernobyl gesprochen, aber nie über die Region im Süd Ural«, sagte der Regisseur über seine Motivation, nach seiner Reise nach Fukushima im Jahr 2013 mehr über die abgelegene Bergregion im Ural zu erfahren. Herausgekommen ist eine Dokumentation, die klar macht, dass die Menschen dort auch Versuchskaninchen sind – immer wieder reisen internationale Forscherteams in die Region, um Langzeitfolgen atomarer Strahlung zu ermitteln.

»Der Regisseur behandelt seine Protagonisten mit Respekt und ermöglicht es den Zuschauern sich in die Leben derer hineinzuversetzen, die Tag für Tag in einer schönen, aber tödlich vergifteten Landschaft leben«, urteilte die Jury und gratulierte Mez zu seiner herausragenden Leistung. 
 
 
Den Goldenen Enzian des italienischen Alpenclubs CAI gewann der Film »Sati« (Sanskrit für »treue Gattin«) des polnischen Regisseurs Bartek Swiderski. Der Film ist eine Reminiszenz an den polnischen Alpinisten Piotr Morawski, der sechs Achttausender bestiegen hat und Teil der ersten Winterexpedition am Shishapangma war. Mit Simone Moro stand er im Jahr 2005 am Gipfel des Achttausenders (8013 m), im April 2009 stürzte er am Dhaulagiri in eine Gletscherspalte und starb.

Die Geschichte des Extrembergsteigers wird von seiner Frau Olga erzählt – der Regisseur sprach erstmals einen Monat nach Piotrs Tod mit ihr und besuchte sie dann in der Folgezeit noch mehrmals. Die Jury empfand den Film als »tief bewegend« und attestierte dem Regisseur eine sehr einfühlsame und würdevolle Dokumentation. 

Ein »Roadmovie« der besonderen Art hat den Goldenen Enzian der Stadt Bozen gewonnen. »Love on a bike« von Regisseur James Newton erzählt die Geschichte eines 23-jährigen Engländers, der um die Welt radelt und sich eines Tages in ein iranisch-armenischen Mädchen verliebt. Die große Frage: Weiterfahren oder bleiben? Die Jury lobte besonders die Kunst des Regisseurs, drei Jahre Filmmaterial in einen spannenden, authentischen Film zu gießen. 

 
Michael Ruhland