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10.11.2014
Höhenrekord mit dem Fahrrad
„Das war echt eine ziemliche Hausnummer. Ich musste an meine körperliche Grenzen gehen“, erzählt Guido Kunze, was für den Ausdauerathleten, der vor 15 Jahren den Ultrabereich für sich entdeckte, so unbekannt nicht sein dürfte. „So platt wie am Ojos war ich aber noch nie – ausgepumpt von Wind, Kälte und einem Sauerstoffgehalt in der Luft, der etwa bei der Hälfte des im Flachen Üblichen liegt.“ In den Anden drohte phasenweise sogar sein eiserner Wille nachzugeben, der ihn durch schon so viele verrückte Projekte getragen hat.
„Dieser dauernde Wind zehrt unglaublich an den Nerven und an der Substanz“, berichtet Kunze. „Wir waren auf alles vorbereitet, wir hatten alles besprochen, ich wusste, dass ich gegen Wind und Kälte und natürlich gegen die dünne Luft kämpfen würde. Aber alle Vorbereitung ist nichts gegen die Wirklichkeit.“ Je höher Guido Kunze auf dem Rad und sein Begleitfahrzeug kamen – die Gesamtstrecke führte über 342,77 Kilometer und insgesamt 6899 Höhenmeter von Bahía Inglesa an der Pazifikküste an den Nordwestgrat des Ojos del Salado – desto ungeschützter war er dem Wind ausgeliefert. Windstille erlebte er nur selten („völlige Stille, das dürfen viele Mensch niemals erleben“) unerfreulich hohe Windgeschwindigkeiten dagegen oft.
Der viento blanco, der „weiße Wind“, erreichte in Spitzen 90 bis 100 km/h. Windstärke 10, schwerer Sturm. Nur gut, dass die Luftdichte in der Höhe abnimmt. Selbst eine Flucht in den Windschatten seines Begleitfahrzeuges hätte nicht viel gebracht. Es gibt keinen richtigen Windschatten und das Fahrzeug fährt auch nicht die gleiche Linie. Aber für Sekunden, war es eine Erholung. „Man hätte sich auch nicht lange darin aufhalten können. Die Sonne schien ja immer noch, und ohne Wind steigt die gefühlte Temperatur rasant an. Also hätte ich angefangen zu schwitzen, weil ich ja für 5° C eingepackt bin und nicht für 25° C.“ Die niedrigste im Windschatten gemessene Temperatur lag übrigens bei moderaten –8°C.
Bei seinem Weltrekord wurde der Inhaber eines Laufsportladens, den er mit seiner Freundin Gaby im thüringischen Mühlhausen betreibt, von den Outdoorfirmen Primus und Garmin sowie der chilenischen Tourismusgesellschaft Sernatur unterstützt. Sie sorgte für einigen Pomp unterwegs: Ein ganzes Polizeikorps begleitete den Mountainbiker 80 Kilometer lang per Motorradeskorte und die halbe Regionshauptstadt Copiapó wurde für die Durchfahrt des Thüringers gesperrt. „Das war sehr angenehm, denn wir hatten schon Sorge, wie wir mit unseren Fahrzeugen – Kamera-Crew und Begleit-Team – durch die völlig überfüllte Stadt und den Staus an den Baustellen ohne große Verzögerung und zusammenhängend durch kommen sollten.
Auch bei den hohen Temperaturen wäre ich an den roten Ampeln übergekocht, da ich ja im Regen gestartet war und zu diesem Zeitpunkt noch zu viel anhatte. Ich wollte aber mit dem umziehen bis zur ersten Pause nach 80 Kilometern warten.“ Das GPS als Motivator Bis auf etwa 900 Meter Höhe und knapp 150 Kilometer erwartete Kunze „normales Radfahren“. Dort, in der Nähe der Ortschaft La Puerta, entschieden sich Athlet und Begleiter für die landschaftlich interessantere von zwei möglichen Routen, obwohl diese rund zehn Kilometer länger und vom Untergrund schwieriger zu fahren ist.
„Die Monotonie der Wüstenlandschaft zehrt an der Motivation. Nirgendwo findet das Auge Abwechslung. Du starrst auf dein Vorderrad und das Fahrrad-GPS, weil nur dort etwas passiert. Auf dem GPS siehst du wenigstens, dass du tatsächlich vorwärts kommst!“ Die landschaftlich reizvollere und für die Motivation bessere Strecke windet sich durch den Canyon des Río Lama. Aber sie erfordert einen steilen Passanstieg auf etwa 4600 Meter. Hinter jeder Haarnadelkurve im Fels verbirgt sich noch eine weitere…
„Dieser dauernde Wind zehrt unglaublich an den Nerven und an der Substanz“, berichtet Kunze. „Wir waren auf alles vorbereitet, wir hatten alles besprochen, ich wusste, dass ich gegen Wind und Kälte und natürlich gegen die dünne Luft kämpfen würde. Aber alle Vorbereitung ist nichts gegen die Wirklichkeit.“ Je höher Guido Kunze auf dem Rad und sein Begleitfahrzeug kamen – die Gesamtstrecke führte über 342,77 Kilometer und insgesamt 6899 Höhenmeter von Bahía Inglesa an der Pazifikküste an den Nordwestgrat des Ojos del Salado – desto ungeschützter war er dem Wind ausgeliefert. Windstille erlebte er nur selten („völlige Stille, das dürfen viele Mensch niemals erleben“) unerfreulich hohe Windgeschwindigkeiten dagegen oft.
Der viento blanco, der „weiße Wind“, erreichte in Spitzen 90 bis 100 km/h. Windstärke 10, schwerer Sturm. Nur gut, dass die Luftdichte in der Höhe abnimmt. Selbst eine Flucht in den Windschatten seines Begleitfahrzeuges hätte nicht viel gebracht. Es gibt keinen richtigen Windschatten und das Fahrzeug fährt auch nicht die gleiche Linie. Aber für Sekunden, war es eine Erholung. „Man hätte sich auch nicht lange darin aufhalten können. Die Sonne schien ja immer noch, und ohne Wind steigt die gefühlte Temperatur rasant an. Also hätte ich angefangen zu schwitzen, weil ich ja für 5° C eingepackt bin und nicht für 25° C.“ Die niedrigste im Windschatten gemessene Temperatur lag übrigens bei moderaten –8°C.
Bei seinem Weltrekord wurde der Inhaber eines Laufsportladens, den er mit seiner Freundin Gaby im thüringischen Mühlhausen betreibt, von den Outdoorfirmen Primus und Garmin sowie der chilenischen Tourismusgesellschaft Sernatur unterstützt. Sie sorgte für einigen Pomp unterwegs: Ein ganzes Polizeikorps begleitete den Mountainbiker 80 Kilometer lang per Motorradeskorte und die halbe Regionshauptstadt Copiapó wurde für die Durchfahrt des Thüringers gesperrt. „Das war sehr angenehm, denn wir hatten schon Sorge, wie wir mit unseren Fahrzeugen – Kamera-Crew und Begleit-Team – durch die völlig überfüllte Stadt und den Staus an den Baustellen ohne große Verzögerung und zusammenhängend durch kommen sollten.
Auch bei den hohen Temperaturen wäre ich an den roten Ampeln übergekocht, da ich ja im Regen gestartet war und zu diesem Zeitpunkt noch zu viel anhatte. Ich wollte aber mit dem umziehen bis zur ersten Pause nach 80 Kilometern warten.“ Das GPS als Motivator Bis auf etwa 900 Meter Höhe und knapp 150 Kilometer erwartete Kunze „normales Radfahren“. Dort, in der Nähe der Ortschaft La Puerta, entschieden sich Athlet und Begleiter für die landschaftlich interessantere von zwei möglichen Routen, obwohl diese rund zehn Kilometer länger und vom Untergrund schwieriger zu fahren ist.
„Die Monotonie der Wüstenlandschaft zehrt an der Motivation. Nirgendwo findet das Auge Abwechslung. Du starrst auf dein Vorderrad und das Fahrrad-GPS, weil nur dort etwas passiert. Auf dem GPS siehst du wenigstens, dass du tatsächlich vorwärts kommst!“ Die landschaftlich reizvollere und für die Motivation bessere Strecke windet sich durch den Canyon des Río Lama. Aber sie erfordert einen steilen Passanstieg auf etwa 4600 Meter. Hinter jeder Haarnadelkurve im Fels verbirgt sich noch eine weitere…
Foto: Christian Habel