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05.08.2014
Bergunfallstatistik 2013
Der Deutsche Alpenverein (DAV) hat auf der Münchner Praterinsel seine jährliche Bergunfallstatistik präsentiert. Datengrundlage sind wie jedes Jahr die Schadensmeldungen von Vereinsmitgliedern, es wurden also nur Not- und Unfälle von DAV-Mitgliedern erfasst. Letzten Sommer überschritt die Mitgliederzahl die 1-Million-Marke.
Die Zahl aller gemeldeten Not- und Unfälle stieg von 770 im Jahr 2012 auf 876 im Jahr 2013, umgerechnet auf die Mitgliederzahlen bedeutet das ein Risiko von 0,084 %. Florian Hellberg von der DAV-Sicherheitsforschung erklärte die Statistik im Detail.
„Positiv ist der seit Jahren sinkende Trend tödlicher Unfälle", der 2013 mit 35 Toten gegenüber 23 aus 2012 allerdings gebrochen wurde. "Negativ ist die steigende Zahl der Unfallmeldungen.“
Die 876 Meldungen verteilten sich folgendermaßen: 220 (Wandern, davon 211 im Hochgebirge), 98 (Bergsteigen, davon 50 Hochtourengehen und 31 Klettersteiggehen), 130 (Klettern, davon 93 Alpinklettern, 30 Sportklettern und 7 Kunstwandklettern), 24 (Mountainbiken), 107 (Skitourengehen) und 275 (Alpinski, Snowboard, Variantenfahren, Langlauf), 22 (Sonstige).
Ursächlich für die Un- und Notfälle ist oft ein Sturz – noch. Beim Wandern macht er die Hälfte aller Unfälle aus – zwei Drittel davon ereignen sich beim Abstieg. Als weitere Ursachen folgen Blockierung und körperliche Probleme. Verschwindend gering sind Seil– und Sicherungsfehler. Das gilt auch für das Alpinklettern und Bergsteigen.
Aber: Im Bereich der Klettersteige überstieg die Zahl der Blockierungen erstmals die der Stürze. Ein grundlegender Trend ist zudem, dass Stürze und körperliche Probleme abnehmen, die Zahl der Blockierungen aber zunimmt. Von einer Blockierung spricht man, wenn der oder die Bergsportler/in zwar unversehrt ist, aber aus verschiedenen Gründen weder vor, noch zurück kann. Der DAV unterscheidet hier zwischen „Überforderung“ und „Versteigen“. Das Verhältnis zwischen Überforderung und Versteigen beträgt bei Klettersteigen etwa 5:1, beim Alpinklettern und Bergsteigen etwa 1:1 und beim Wandern 1:3.
Hellberg gab zu, dass in den letzten Jahren „eine Verzehnfachung der Klettersteignot bzw. –bergungen“ festzustellen sei. „Wir haben sehr viele Unverletztbergungen wegen Überforderung.“ Hellberg resümierte, dass die Zahl der Blockierungen durch "saubere Tourenplanung und seriöse Selbsteinschätzung" gesenkt werden könne.
Auffällig sei, so Hellberg, dass die allermeisten Not- und Unfälle in den ersten 25 Tourentagen auftreten. Für diese Zeit lohne sich in jedem Fall professionelle Hilfe, etwa in Form von DAV-Kursen, Bergführern oder die Teilnahme an Bergschulen. DAV-Pressesprecher Thomas Bucher präzisierte: "Wenn man ganz genau hinschaut, passiert den blutigen Anfängern in der Regel nichts. Problematisch wird es erst, wenn die Leute alleine losziehen, ihren 5. oder 10. Klettersteigtag haben und leichtsinnig werden. Viele glauben, sie könnten sehr schnell vom B-Klettersteig zum D-Klettersteig wechseln, und geraten so in zu schwere Steige."
Erstmals wurden vom DAV auch die Unfälle in Kletterhallen erfasst. Mittels eigens konzipierter Meldebögen wurden im Jahr 2013 161 Meldungen aufgenommen, davon 45 Bodenstürze. 20% dieser Bodenstürze traten beim Ablassen auf, erklärte Christoph Hummel von der DAV-Sicherheitsforschung. Die Statistik zeigt, dass das Verletzungsrisiko beim Bouldern doppelt so hoch ist wie beim Seilklettern in der Halle, die Verletzungen sind beim Bouldern dafür deutlich weniger gravierend.
Verbesserungspotential sieht Hummel vor allem beim Sichern: "Oft wird zu viel Schlappseil ausgegeben oder zu weit weg von der Wand gestanden. Hier müssen die Sichernden aufmerksamer sein, denn diese Fehler sind absolut vermeidbar.“ Klare Empfehlung des DAV ist daher ein Kletterkurs. „Wer eine Halle betritt, muss die Sicherungstechnik beherrschen.“
Roland Ampenberger, Pressesprecher der Bergwacht Bayern, die sich 2014 erstmals bei der Präsentation der Bergunfallstatistik beteiligte, rückte mit seinen Zahlen die Statistik des DAV ins rechte Licht. So stehen den 876 Schadensmeldungen von DAV-Mitgliedern insgesamt 8360 Einsätze der Bergwacht Bayern gegenüber. Davon verteilten sich 1301 auf den Bereich Wandern, 360 auf das Bergsteigen und 376 auf den Bereich Mountainbiken.
Ampenberger stellte fest: „Das herausragende Merkmal der Bayerischen Alpen ist ihr sehr hoher Nutzungsdruck. Wir müssen 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr bereit sein.“