Sonnwendfeuer Tirol: Berge in Flammen
Der Countdown hallt von den Felswänden des Vorderen Tajakopfs wider: »...drei, zwei, eins.« Mit leisem Knistern lodern Flammen auf. Loses Geröll gerät ins Rollen, poltert durch die Nacht. »Achtung! Stein!«, ruft jemand. Der flackernde Schein der Fackeln beleuchtet die Gesichter der Männer, die außer Atem von Feuerstelle zu Feuerstelle eilen. Kleine salzige Rinnsale glänzen auf ihrer Stirn. Sie sind die Bergfeurer von Ehrwald, in der kürzesten Nacht des Jahres.
Bergfeurer aus Leidenschaft
Jedes Jahr im Juni verwandeln die Sonnwendfeuer den Talkessel von Ehrwald, Lermoos und Biberwier in eine nächtliche Galerie. Lichterketten zeichnen Bergkämme nach, auf Gipfeln lodert aufgetürmtes Holz, die Hänge von Zugspitze, Grubigstein und Daniel sind glühende Kunstwerke.
Sie entstehen nicht von Zauberhand: Allein in Ehrwald gibt es rund 35 Gruppen, die an unterschiedlichen Plätzen ihre Motive auslegen. Christliche Symbole, aber auch Weltliches wie den Kopf einer Gämse, ein Edelweiß oder das Ehrwalder Wappen. Zwischen acht- und zehntausend Feuerstellen werden an diesem Abend entzündet, die Motive bis zuletzt geheim gehalten.
Schließlich soll die Spannung bei den Zuschauern im Tal erhalten bleiben. Seit 2010 sind die Bergfeuer von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt. »Eine so große Vielfalt an Bildern, die mit solcher Perfektion gestaltet werden, das gibt es nur bei uns«, sagt Peter Somweber nicht ohne Stolz.