Outdoorbekleidung und Funktionswäsche aus Merinowolle

Die Zauberwolle - Funktionskleidung aus Merinowolle

Bis vor kurzem schien der Siegeszug der Synthetikfaser unaufhaltsam. Leicht, billig und effektiv – kein anderer Stoff konnte der »Funktionswäsche« das Wasser reichen. Nun versucht es ein alter Bekannter.

 
Edler Rohstoff : Etwa vier bis fünf Kilogramm Wolle produziert ein Merinoschaf im Jahr. © BERGSTEIGER
Edler Rohstoff : Etwa vier bis fünf Kilogramm Wolle produziert ein Merinoschaf im Jahr.
»Während die Natur dem Tier alles Rüstzeug mitgab, ist der Mensch darauf angewiesen, sich Stoffe und Kräfte der Erde durch besondere Zubereitung dienstbar zu machen.« Soweit Karl Schmidt in seinem Ausrüstungsratgeber für Bergsteiger aus dem Jahr 1935. Doch mit der Synthetikfaser schien es, als hätte der Mensch, insbesondere der Bergsteiger, die Natur endlich überlistet.

Superleichte Fleecejacken und im Nu trocknende Unterwäsche, erhältlich zu moderaten Preisen: Der heilige Bekleidungsgral war gefunden. Vom Peutereygrat bis in die Fußgängerzone reichte die Front der Funktionsträger. Und heute? Wollen alle zurück zur Natur. Der Grund dafür liegt in der Rückkehr einer fast vergessenen Faser: Schafwolle.

Ihr Ruf war nicht der beste: kratzig, schwer, im Regen wie ein Schwamm. Und dennoch kommt heute kaum eine Bekleidungsfirma ohne eigene Wollkollektion aus. »Schuld« ist das Merinoschaf, eine besondere Rasse, die fast ausschließlich auf der Südhalbkugel lebt. Seit knapp 20 Jahren wird seine Wolle hierzulande in Bergsportkleidung verarbeitet.

Hauptunterschied zur normalen Schurwolle: Die Fasern sind nur halb so dick wie ein menschliches Haar, was das Kratzgefühl vollständig eliminiert. Entscheidender sind aber andere Eigenschaften, denn am Berg zählen vor allem drei Dinge: Hält es warm? Wieviel Nässe nimmt es auf? Und wie viel schwitze ich darin?
Text: Thomas Ebert, Fotos: Woolmark (2), Ortovox, Icebreaker, Smartwool, Mover
 
Mehr zum Thema