BERGSTEIGER Testbericht: Daunenschlafsäcke
Daunenschlafsäcke: Test und Kaufberatung
© Bernd Ritschel
Daunenschlafsäcke im Test
Daunenschlafsäcke im Test
Für Übernachtungen im Gebirge (Winterraum, Zelt, Biwak) oder bei Camping und Trekking sind mitteldicke Daunenschlafsäcke ideal (nicht bei feuchter Luft), außer im Hochsommer und Hochwinter. Sie sind leichter und kleiner verpackbar als bei Kunstfaser-Isolation. Eine Frau sollte sich in ihm nach der Euronorm EN 13537 bei Temperaturen von 0 bis -5 Grad Celsius gerade noch wohl fühlen (Komforttemperatur = Tkomf), ein fitter Mann sogar bei -6 bis -12 Grad (Grenztemperatur = Tlim). Diese Spanne bildet den so genannten Übergangsbereich. Strenggenommen hat jeder Schlafsack unterschiedliche Temperaturspektren, je nachdem, ob der Nutzer verfroren ist oder abgehärtet. Das gleiche gilt für die Extrembereiche für niedrige und hohe Temperaturen (10 bis 15 Grad unter- bzw. oberhalb des Übergangsbereichs). Auch beeinflussen die Faktoren Alter, Fitness und psychische Verfassung sowie die Isolation von unten (Isomatte) oder die Kleidung das tatsächliche Wärmeempfinden.
Heute werden Gänse und Enten extra für die Gewinnung von Daunen gehalten, die besser und gleichwertig isolieren, aber teurer sind. Bei der Isolationskonstruktion sind im Querschnitt viereckige H-Kammern (Boxen) üblich, in die die Daunen eingeblasen werden, während Trapezkammern (Deuter) und S-Kammern (Yeti) eine gleichmäßigere Verteilung garantieren (im Gegensatz zu Northland).
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Gewicht, Packmaß und Körperlänge
Besonders die Schlafsäcke mit extremer bis hoher Bauschkraft bestechen durch ihr sehr gutes Wärmungs-/Gewichts-Verhältnis bei kleinstem Packmaß. So etwa Yeti (Übergangsbereich -2 bis -7 Grad bei 830 g Gewicht inklusive Packbeutel von 37 cm Länge x 15 cm Durchmesser), Mammut, Rab bzw. Deuter, Mountain Equipment, Lestra. Wer seinen Schlafsack in Normalgröße kauft, sollte maximal 180 bis 190 Zentimeter groß sein, bei Übergröße (L/XL) 195 bis 205, und bei Untergröße (sofern vorhanden) 170 bis 180 Zentimeter.Daunenfüllung laut Hersteller
Die Füllmenge der Daunen (Vaude 750 g, Rab 400 g) ermöglicht zwar eine grobe Aussage über den Temperaturbereich, aber nicht darüber, ob dieser dauerhaft gehalten wird. Eine größere Füllstärke ermöglicht ein besseres Leistungsgewicht, eine stärkere Kompression und eine geringere Abnahme der Wärmeleistung mit der Zeit. Diese Bauschkraft (Loft) sollte bei hochwertigen Schlafsäcken bei 650 cubic inches (cuin) oder höher liegen. Bei behandelten Daunen kann sie deutlich mehr betragen (Yeti 900 cuin bei entsprechend hohem Preis). Doch Vorsicht, die Messung der Bauschkraft erfolgt unterschiedlich: Die in den USA angewandte Methode (Tumble Dry Conditioning) gibt höhere Werte an als die realistischere europäische Norm (Steam Conditioning). Das Mischverhältnis von Daunen zu Federn sollte für ein gutes Isolations-/Gewichts-Verhältnis 90 zu 10 betragen (Yeti 97/3, Mammut 95/5). Nur die Daunen wärmen, weshalb ein Federanteil von 20 Gewichtsprozent eher etwas fürs Camping ist (günstigste Modelle Northland, Millet).Heute werden Gänse und Enten extra für die Gewinnung von Daunen gehalten, die besser und gleichwertig isolieren, aber teurer sind. Bei der Isolationskonstruktion sind im Querschnitt viereckige H-Kammern (Boxen) üblich, in die die Daunen eingeblasen werden, während Trapezkammern (Deuter) und S-Kammern (Yeti) eine gleichmäßigere Verteilung garantieren (im Gegensatz zu Northland).
Schnitt und Reißverschluss (RV)
Grundsätzlich sorgt ein Mumienschnitt, der an den Beinen schmaler als an den Schultern ist (Mountain Equipment, Mammut, Rab), für eine bessere Wärmung (genauer: geringeren Wärmeverlust). Ein unten weiterer, deckenartiger Schnitt ermöglicht mehr Bewegungsfreiheit (Millet, Yeti) – im Idealfall so, dass man das Knie anwinkeln kann (Exped). Deuter kombiniert mit innen anpassenden Elastiknähten beide Schnitte. Für maximale Wärmeeffizienz (und Gewichtsminimierung) reicht der je nach »Koppellage« rechts- oder linksseitige RV nur bis zum Knie (Mountain Equipment, Jack Wolfskin). Idealen Komfort bietet ein Zweiwege-RV bis zu den Knöcheln oder zumindest Waden, damit man ihn bei wärmeren Temperaturen zum Kühlen der Füße unten öffnen kann (Exped extra Fuß-RV!).Daunenschlafsäcke-Test: Abdichtungen
Auch der bestisolierte Schlafsack hat Schwachstellen, die abgedichtet werden müssen. Die Kältebrücke des Seiten-RVs ist üblicherweise mit einem daunengefüllten Wulst hinterlegt, der bei allen vorgestellten Modellen gut abdichtet. Die Halskrause, die bei niedrigeren Temperaturen nötig ist (bei Yeti, Rab gewichtsparend in Kapuzenöffnung integriert) ist bei Klettverschlüssen meist kompliziert zu schließen (außer Jack Wolfskin), bei Druckknöpfen dagegen zuverlässig (Vaude, Mountain Equipment). Northface, Exped besitzen keine Halskrause, sodass der Hals unbeengt ist, der Schlafsack dafür aber auch etwas weniger warm hält.Züge und Kapuzenöffnung
Die Kapuzenöffnung ist bei fast allen Modellen mehr oder weniger gut geschnitten und bei Mammut, Jack Wolfskin rund vorgeformt, sodass die Maximalöffnung relativ klein ausfällt. Um möglichst wenig Wärme zu verlieren, sollten die Kapuzen zugezogen nur noch eine Atemöffnung für Mund und Nase übriglassen. Bei Millet, Northland sind alle Abdichtungen relativ dünn. Fast alle Züge sind zwar mehr oder weniger leichtgängig (außer Northland); aber die Zugschnüre der Halskrause sind meist sehr lang und mit den ebenfalls oft störend langen Zugschnüren der Kapuze verwechselbar (Bändelei!). Abhilfe schaffen entweder kurze Schnüre mit begrenzter Variabilität oder unterscheidbare Zugschnüre für den oberen und unteren Teil des Öffnungslochs (Deuter, Jack Wolfskin). Es ist unverständlich, wieso diese simple Komfortverbesserung, mit der man auf Anhieb die richtige Zugschnur erkennen könnte, nicht zum Standard gehört.Extras
Auch die meisten funktionellen Daunenschlafsäcke sind inzwischen koppelbar, mit linkem oder rechtem RV. Alle Modelle besitzen am oberen RV-Ende entweder eine Klettabdeckung, damit sich der RV nicht ungewollt öffnet, oder eine Patte zum Schutz des Halses (Vaude, Yeti). Sinnvoll ist ein Brust-Wertfach mit RV für Taschentücher, Brille, Uhr etc. Genial ist das variable, wärmere Fußabteil für Handschuhe oder Innenschuhe bei Vaude (Schlafsack bluesign-zertifiziert). Viele Schlafsäcke besitzen an den Fußsohlen zusätzlich eine dickere Daunenfüllung. Phosphoreszierende Zugverstellungen (Tankas) und Zipper findet man auch bei Dunkelheit (Millet, Exped, Mammut). Zu Hause sollte der Schlafsack in einem voluminösen Beutel aufbewahrt werden – so bleibt die Bauschkraft erhalten.Hier den kompletten Daunenschlafsack-Test herunterladen
Christian Schneeweiß
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 04/2012. Jetzt abonnieren!
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