BERGSTEIGER Testbericht: Klettersteigschuhe
Klettersteig-Schuhe
© Bernd Ritschel
Klettersteigschuhe im Test
Klettersteigschuhe im Test
Natürlich lassen sich leichtere Klettersteige auch mit Trekkingschuhen begehen. Wer aber häufig Klettersteige begeht oder schwere Klettersteige unter die Sohlen nimmt, der sollte sich optimal geeignete Schuhe besorgen. Hier gibt es grundsätzlich den Unterschied zwischen hochschaftigen Allround-Alpinschuhen sowie leichteren und bei Hitze angenehmeren »Approachschuhen« (gedacht für Kletter-Zustiege), deren Schaft allerdings noch den Knöchel bedecken sollte: Die meisten der vorgestellten Klettersteigschuhe eignen sich auch gut für leichtes Klettern (leichte Modelle) oder Alpin- und Hochtouren (schwerere, hochschaftige Schuhe).
Vielseitiger einsetzbar ist ein tieferes Profil (5 mm), wie das griffige Standardprofil Mulaz (übliche Bezeichnung: Climbing) mit kantigem Profilabsatz, das nur dort Reibungsflächen besitzt, wo man sie häufig braucht – an der Spitze und am Innenballen. Diese beiden sind die Standardprofile für Klettersteige (und leichte Alpin-Klettertouren). Ein Absatz ist bei einfachen Wanderabstiegen oder auf felsigem Untergrund nicht nötig. Alpine oder rutschige Abstiege oder Klettersteige mit Trittstangen und -klammern erfordern jedoch zur Sicherheit gegen Abrutschen einen erkennbaren Absatz (nicht bei den Ötztaler Fun-Klettersteigen mit Eisentritten).
Klettersteigschuhe-Test: Obermaterial und Gewicht
Beim Obermaterial ist es grundsätzlich egal, ob man Leder- oder Grobtextilschuhe (meist aus Cordura) verwendet. Textilschuhe lassen sich in der Regel leichter konstruieren, sind ähnlich robust wie Lederschuhe und fast immer mit einer Membran versehen. Lederschuhe sind ideal ohne Membran, da sie sich trotz Wasserresistenz sehr atmungsaktiv konstruieren lassen – was einen Komfort- und Leistungsgewinn durch geringe Fußaufwärmung bringen kann. In der Praxis werden Leder und Textilien meist kombiniert. Der atmungsaktivste Boreal ist dementsprechend ein Mischschuh. Grundsätzlich sollten Klettersteigschuhe eine Gummiverstärkung am Vorderfuß (nicht nur Zehen!) besitzen, die außen bis zum Spann reichen sollte und vorne über die Zehen hochgezogen ist (erhöht die Lebensdauer des Schuhs). Damit sind die Schuhe zwar ausreichend gegen Felsreibung geschützt, die meisten Modelle haben aber umlaufende Gummiränder. Klettersteigschuhe lassen sich in zwei Gewichtsklassen einteilen: leichte Modelle für schwere (Fun-)Klettersteige (ca. 1050 g wie Scarpa Daylite bis 1400 g in Größe 45) und schwere Alpin-Modelle (ca. 1700 g wie La Sportiva bis 1900 g in Größe 46). Für einen Allroundschuh ist der Hanwag Badile unglaublich leicht (ca. 1150 g in 45), allerdings weniger robust als ein Alpinschuh und ungeeignet für steile Firnfelder und Steigeisen.Futter
Die meisten im deutschsprachigen Alpenraum angebotenen Klettersteigschuhe besitzen als Zwischenlage eine wasserdicht-atmungsaktive Membran (hier Goretex) mit weichem Textilfutter innen (fast alle vorgestellten Schuhe). Dieses trocknet relativ schnell, ist aber bei starkem Fußschwitzen nicht in der Lage, den Schweißdampf schnell genug nach außen abzuführen. Da man außer bei kammnahen (z. B. Augsburger Höhenweg) oder mehrtägigen hochalpinen Touren (z. B. Dolomiten) selten einen Klettersteig oder dessen Zustieg bei Regen oder über Schneefelder begeht, sind dampfdurchlässigere Klettersteigschuhe ohne Membran eine echte Alternative. Ihr Futter sollte aus Meshtextil bestehen, damit der Schweißdampf zügig nach außen abgeleitet wird (Boreal). Lederfutter ist hier ungeeignet, da es einen Großteil des Schweißes absorbiert. Italienische Schuhmodelle gibt es häufig mit und ohne Membran.Schaft, Seitenstabilität und Schnürung
Der Schaft sollte bei Schuhen für höhere Temperaturen möglichst niedrig sein, aber noch die Knöchel abdecken. Damit kann einerseits noch Dampf nach oben entweichen und andererseits ist der Knöchel bereits geschützt. Auch ein hoher Schaft sollte zum Klettern mehr oder weniger beweglich sein (La Sportiva perfekt) und der Schuh sich zwecks optimaler Kraftübertragung fest um den Fuß schließen (v. a. Mammut, Lowa). In Verbindung mit einer relativ hohen seitlichen Torsionssteifigkeit der Sohle ergibt sich eine hohe Seitenstabilität, die ein günstiges Antreten am Fels ermöglicht. Bei Klettersteigen mit anspruchsvollerem Zustieg wie alpinem Gelände, Geröll oder Schneefeldern sind Schuhe mit höherem Schaft sicherer, auch als Schutz gegen Umknicken des Fußes (ein subkritisches Abknicken bleibt aber möglich). Bei der Schnürung hat sich eine Kombination aus Schlaufen unten und Haken oben bewährt, die für ein optimales Andrücken der Ferse dazwischen über Tiefzughaken oder -schlaufen verfügen sollte. Außerdem sollte sich der gesamte Fußbereich in einem Zug zuziehen (Boreal, Garmont ohne Tiefzug suboptimal) lassen. Funktioneller ist aber ein (zusätzlicher) Fixierungshaken plus oben eine Laschenzentrierung (top bei Lowa).Sohlenhärte/Profil
Ideal für Klettersteigschuhe ist eine mittelharte Sohle, wie sie bei B-Schuhen verwendet wird. Sie sollte seitlich relativ torsionssteif sein, um gut auf Leisten stehen zu können, und doch noch ein Gefühl für den Untergrund ermöglichen (hängt mit der Sohlenhöhe zusammen). Bei schweren Klettersteigen ist allerdings eine weichere Sohle wie bei den Leichtschuhen (Scarpa etwas zu weich) zur besseren Reibung sinnvoll (plus mittelhoher weicher Schaft) – es sei denn die felstechnischen Schwierigkeiten sind durch Stangen und Klammern entschärft. Für Klettersteige im hochalpinen Bereich kann die Sohle durchaus hart, d. h. bedingt steigeisenfest sein (geeignet für Gletscher-Steigeisen mit Korbbindung) und sogar eine Fersenriefe für die effektivere halbautomatische Steigeisenbindung besitzen (La Sportiva, Lowa). Die Profiltiefe hängt letztlich vom Zu- und Abstieg ab. Hier würden in vielen Fällen drei bis vier Millimeter möglichst mit glatten Reibungsflächen wie beim Profil Approacher von Vibram reichen.Vielseitiger einsetzbar ist ein tieferes Profil (5 mm), wie das griffige Standardprofil Mulaz (übliche Bezeichnung: Climbing) mit kantigem Profilabsatz, das nur dort Reibungsflächen besitzt, wo man sie häufig braucht – an der Spitze und am Innenballen. Diese beiden sind die Standardprofile für Klettersteige (und leichte Alpin-Klettertouren). Ein Absatz ist bei einfachen Wanderabstiegen oder auf felsigem Untergrund nicht nötig. Alpine oder rutschige Abstiege oder Klettersteige mit Trittstangen und -klammern erfordern jedoch zur Sicherheit gegen Abrutschen einen erkennbaren Absatz (nicht bei den Ötztaler Fun-Klettersteigen mit Eisentritten).
Christian Schneeweiß
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 04/2010. Jetzt abonnieren!
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