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29.11.2018

Verband der deutschen Berg- und Skiführer feiert 50-jähriges Bestehen

Fünf Jahrzehnte Führen am Berg – am 15. Februar 1969 begann die Geschichte des Verbands deutscher Berg- und Skiführer (VDBS). Im Münchner Gasthaus "Zum Spöckmeier" gründeten Bergsteiger-Pionier Anderl Heckmair und neun seiner Kollegen den Verband, der die nationalen und internationalen Interessen der deutschen Bergführer vertreten sollte. 50 Jahre später trafen sich sieben Zeitzeugen und blickten zurück auf eine stürmische und spannende Zeit.
 
 
Diskutierten: Richard Müller, Manfred Sturm, Trudel Heckmair, Malte Roeper, Claus Gehrke, Gudrun Weikert, Michael Lentrodt und Finn Koch (v. l. n. r.) © Hans Herbig
Frankreich, Italien, Österreich und die Schweiz gründen 1966 die Internationale Vereinigung der Bergführerverbände (IVBV). Ziel dieser Vereinigung war es, einheitliche Ausbildungsstandards für diplomierte Bergführer zu etablieren, die Bergführergesetze anzugleichen, die Ausübung des Berufes im Ausland zu erleichtern und die Zusammenarbeit sowie den Informationsaustausch zu fördern. In Deutschland war die Berg- und Skiführer-Ausbildung  zu dieser Zeit beim Deutschen Alpenverein angesiedelt. Die IVBV zeigte großes Interesse an einer Mitgliedschaft Deutschlands, erhält aber auf Nachfrage und Einladung keine positive Rückmeldung vom DAV.

Heckmairs Alleingang

1968 reisen die beiden deutschen Bergführer Anderl Heckmair und Gustl Spiwack zur IVBV-Tagung in die Schweiz. Die IVBV plant die Einführung eines internationalen Bergführer-Ausweises, der identische Ausbildungsstandards sichern und jeden Inhaber für das Führen im Ausland legitimieren soll. Voraussetzung für den Erhalt ist unter anderem die Mitgliedschaft in einer nationalen Berufsvertretung, die wiederum Mitglied der IVBV sein muss. Zurück in Deutschland versucht man erneut vergeblich zusammen mit dem DAV einen nationalen Bergführer-Verband zu gründen

Dazu Trudl Heckmair: "Ich erinnere mich gut daran, wie mein Mann von der IVBV-Versammlung in der Schweiz zurück kam. Er hatte große Sorgen und mir wurde klar, wie wichtig ein eigener Bergführerverband für die Zukunft des Bergführertums sein würde. Anderl befürchtete, dass deutsche Bergführer ohne eine direkte Verbindung zum IVBV sehr bald große Nachteile zu erwarten hätten."

Am 15. Februar 1969 gründen Anderl Heckmair und neun weitere Gefährten im Münchner Gasthaus "Zum Spöckmeier" schließlich den Verband deutscher Berg- und Skiführer (VDBS). Sie haben keine Geduld länger abzuwarten und sehen die Notwendigkeit unabhängig vom DAV zu handeln. Eine Woche später stellt der neu gegründete Verband seinen Aufnahmeantrag an die IVBV. Am 8. November 1969 wird der VDBS im Rahmen einer IVBV-Versammlung in St. Johann in Tirol offiziell als fünftes Mitglied in die internationale Bergführervereinigung aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt zählt der VDBS 100 Mitglieder.

Der VDBS heute

2019 vertritt der VDBS die Interessen von elf staatlich geprüften Bergführerinnen und 560 staatlich geprüften Bergführern. Zudem verantwortet der Verband die Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- & Skiführer und steht für die Interessen von 107 international ausgebildeten Bergwanderführerinnen und -führern ein.

Manfred Sturm (VDBS-Vorstandsmitglied 1980-2003): "Der Bergführerberuf hat sich grundlegend gewandelt. Während es zur Gründungszeit des VDBS eher noch eine saisonale Beschäftigung war, so ist der Beruf heute eine Ganzjahresbeschäftigung. Fernwanderungen, Trekking, Expeditionen, Eisklettern, Canyoning, Sportklettern etc. sind Angebote, die es früher so nicht gab. Der Beruf ist dadurch noch abwechlungsreicher und vielseitiger geworden.“

Heute wie damals ist der VDBS Mitglied im internationalen Verband (IVBV). Er fungiert als Ansprechpartner für alle Sicherheits- und Fachfragen im Bergsport sowie für das Risikomanagement im Allgemeinen und das Führen und Ausbilden von Gästen und Kunden. Die Vereinigung der Berufsbergführer steht damit in Partnerschaft, aber im Aufgabenbereich klar abgegrenzt zum ehrenamtlich organisierten Deutschen Alpenverein. Eine seiner Hauptaufgabe kann der VDBS mit erfreulichen Zahlen belegen: Derzeit befinden sich 69 Anwärter in Ausbildung. Jedes Jahr begrüßt die Vereinigung rund 15 neue, staatlich geprüfte Bergführerinnen und Bergführer.

Finn Koch (Bergführer-Anwärter): "Ich habe mich für die Bergführerausbildung entschieden, weil ich in diesem Beruf nicht nur dafür verantwortlich bin, meinen Gast sicher auf den Berg und wieder hinunter zu bringen. Meine Aufgabe ist es darüber hinaus, ihm ein maximales Erlebnis zu ermöglichen. Dies erfordert Empathie und Authentizität. Wenn Menschen an ihre Grenzen kommen, dann fallen alle Hüllen, die diese sonst um sich herum aufbauen. Dies zu managen ist eine große und spannende Herausforderung."