Kraft aus dem Bergsteigen
Biathletin Laura Dahlmeier im Portrait
© privat
Selbstbewusste Frau: Biathletin und Bergsteigerin Laura Dahlmeier
Selbstbewusste Frau: Biathletin und Bergsteigerin Laura Dahlmeier
Es geschieht an einem dieser Tage, an denen alles perfekt wirkt. Die Sonne strahlt, der Himmel ist wolkenlos. Der Fels, den sich Laura Dahlmeier und ihr Vater zum Klettern ausgesucht haben, ist griffig und trocken, die beiden kommen gut voran.
Doch da passiert es: Der Griff, an dem Laura mit einer Hand hängt, bricht aus der Wand. Jetzt rächt es sich, dass sie nur wenige Zwischensicherungen angebracht hat – sie stürzt und prallt mit dem Fuß auf.
Spätestens seit diesem Unfall im Sommer 2014 weiß die Biathlonwelt, dass Laura Dahlmeier leidenschaftliche Bergsteigerin ist. Ihre unbekümmerte Art, die sie am Schießstand auch in entscheidenden Situationen die Ruhe bewahren lässt, ist da längst bekannt.
Laura Dahlmeier beim Bigwall-Klettern am El Capitan. Foto: privat
Unterhält man sich mit ihr über das Bergsteigen, wird schnell klar, dass für sie beides zusammenhängt. »Wenn du in der Wand bist und runterschaust, merkst du, was für ein kleines Wesen du eigentlich bist. Im Vergleich zu diesen Naturgewalten ist ein Biathlonrennen auf einmal gar nichts so Großes mehr.«
Dieses Wissen, so sagt sie, helfe ihr dabei, vor und während eines Rennens ruhig zu bleiben. Zudem habe das Bergsteigen sie gelehrt, sich durchzubeißen: »Anders als beim Joggen kann ich beim Klettern in den Bergen nicht einfach stehenbleiben. Ich muss einen kühlen Kopf bewahren und überlegen, wie ich weiterkomme.«
Genau diese Nervenstärke loben ihre Trainer rund um Gerald Hönig immer wieder an ihr. Und dies hielten sie auch den Kritikern entgegen, die nach Dahlmeiers Unfall wiederholt fragten, ob es denn sein müsse, dass ein Profisportler so ein gefährliches Hobby ausübe. »Die suchen gerade solche Sportler, die sich in der Freizeit überwinden und mit Risiko umgehen können, denn das sind genau die, die bei der Schlussrunde die Null bringen und nochmal eine Schippe drauflegen«, zitiert Dahlmeier.
Mit Ski am Elbrus / Foto: privat
Man merkt ihr an, wie erleichtert sie ist, dass ihre Trainer sie damals verteidigten. So kommt sie nicht in die Bredouille, sich zwischen Biathlon und Bergsteigen entscheiden zu müssen. Auf letzteres zu verzichten, will sich die Garmischerin nicht vorstellen. »Ich bin mit den Bergen groß geworden, es gehört für mich dazu.«
Den ersten Klettersteig ging sie mit sieben, heute klettert sie bis zum IX. Grad. Im Sommerurlaub 2015, den ihre Sportlerkollegen am Strand verbrachten, fuhr sie zum Bigwall-Klettern an den El Capitan im Yosemite-Tal.
Seit jeher spielen die Berge für sie eine zentrale Rolle. Ihr Vater, Bereitschaftsleiter bei der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen, zeigte ihr, welche Knoten sie braucht, und nahm sie mit zu ihren ersten Touren. Doch auch in anderer Hinsicht haben sie ihre Eltern geprägt. Vater und Mutter, der sie wie aus dem Gesicht geschnitten gleicht, sind ehemalige Profi- Mountainbiker. Die Idee, ebenfalls den Sport zum Beruf zu machen, lag da nahe.
Dahlmeier mit Biathlon-Kollegin Miriam Gössner am Matterhorn / Foto: Adidas Outdoor
Ursprünglich wollte Laura Alpin-Skifahrerin werden, erst mit neun begann sie parallel dazu mit Biathlon. Erst als es am Gymnasium immer stressiger wurde, entschied die Garmisch-Partenkirchnerin sich für Biathlon. Ihr erstes großes Ziel stand da schon fest: ein Platz im Zoll- Skiteam (den sie 2011 auch bekam).
Wenn man sich mit ihr unterhält, bekommt man schnell den Eindruck, ihr fliege alles zu. Genauso entspannt und unaufgeregt, wie man sie aus den TVInterviews kennt, sitzt Laura am großen Holztisch ihrer Eltern. Etwas verspätet kam sie vom Vormittagstraining, in wenigen Stunden will sie ins Wallis auf brechen, um gemeinsam mit Miriam Gössner auf Einladung von Adidas das Matterhorn zu besteigen. Trotz des straff getakteten Tages wirkt sie ausgeruht und mit den Gedanken voll da. »Wenn ich was mache, mach ich’s gscheid.« Sie sagt dies zwar in einem anderen Zusammenhang, aber es trifft auch auf dieses Gespräch zu.
Und noch etwas überrascht: Es ist eben nicht so, dass ihr alles zuflog. »Früher habe ich mir die Schieß-Ergebnislisten immer von hinten angesehen, weil ich so schlecht war«, erzählt sie. Erst als sie mit 15 begann, mit Kleinkaliber zu schießen, wurde ihre Trefferquote langsam besser. Dazu kam ihr Ehrgeiz: Oft stand sie morgens früher auf, um schon vor der Schule das Schießen zu üben. Mit Erfolg: Die Saison 2014/15 schloss sie als beste Schützin ab, und es sieht so aus, als würde sie das auch heuer bleiben.
»Ob ich in fünf Jahren noch Biathletin bin, weiß ich nicht. Ich hab immer gesagt, ich mache das nicht allzu lang, es gibt auch noch anderes für mich.« Was, lässt sie offen. »Es gibt keinen Plan B. Ich denke, es wird sich schon was auftun.« Was bereits feststeht, ist, dass das Bergsteigen auch dann noch ein wesentlicher Teil ihres Lebens bleiben wird.
Doch da passiert es: Der Griff, an dem Laura mit einer Hand hängt, bricht aus der Wand. Jetzt rächt es sich, dass sie nur wenige Zwischensicherungen angebracht hat – sie stürzt und prallt mit dem Fuß auf.
Spätestens seit diesem Unfall im Sommer 2014 weiß die Biathlonwelt, dass Laura Dahlmeier leidenschaftliche Bergsteigerin ist. Ihre unbekümmerte Art, die sie am Schießstand auch in entscheidenden Situationen die Ruhe bewahren lässt, ist da längst bekannt.
Laura Dahlmeier beim Bigwall-Klettern am El Capitan. Foto: privat
Unterhält man sich mit ihr über das Bergsteigen, wird schnell klar, dass für sie beides zusammenhängt. »Wenn du in der Wand bist und runterschaust, merkst du, was für ein kleines Wesen du eigentlich bist. Im Vergleich zu diesen Naturgewalten ist ein Biathlonrennen auf einmal gar nichts so Großes mehr.«
Dieses Wissen, so sagt sie, helfe ihr dabei, vor und während eines Rennens ruhig zu bleiben. Zudem habe das Bergsteigen sie gelehrt, sich durchzubeißen: »Anders als beim Joggen kann ich beim Klettern in den Bergen nicht einfach stehenbleiben. Ich muss einen kühlen Kopf bewahren und überlegen, wie ich weiterkomme.«
Genau diese Nervenstärke loben ihre Trainer rund um Gerald Hönig immer wieder an ihr. Und dies hielten sie auch den Kritikern entgegen, die nach Dahlmeiers Unfall wiederholt fragten, ob es denn sein müsse, dass ein Profisportler so ein gefährliches Hobby ausübe. »Die suchen gerade solche Sportler, die sich in der Freizeit überwinden und mit Risiko umgehen können, denn das sind genau die, die bei der Schlussrunde die Null bringen und nochmal eine Schippe drauflegen«, zitiert Dahlmeier.
Mit Ski am Elbrus / Foto: privat
Man merkt ihr an, wie erleichtert sie ist, dass ihre Trainer sie damals verteidigten. So kommt sie nicht in die Bredouille, sich zwischen Biathlon und Bergsteigen entscheiden zu müssen. Auf letzteres zu verzichten, will sich die Garmischerin nicht vorstellen. »Ich bin mit den Bergen groß geworden, es gehört für mich dazu.«
Den ersten Klettersteig ging sie mit sieben, heute klettert sie bis zum IX. Grad. Im Sommerurlaub 2015, den ihre Sportlerkollegen am Strand verbrachten, fuhr sie zum Bigwall-Klettern an den El Capitan im Yosemite-Tal.
Klettern, wenn andere ausruhen
Will sie joggen, läuft sie nicht in der Ebene, sondern hoch auf den Kramer. Sie deutet aus dem Fenster ihres Wohnzimmers in Garmisch. An ein paar Häusern muss sie vorbei, schon steht sie dort, wo es in die Höhe geht und die Berge beginnen. An ihrem trainingsreduzierten Nachmittag, an dem sie sich eigentlich ausruhen sollte, geht sie zum Klettern. Gleiches tut sie am Samstag Vormittag, an dem sie sich selbst aussuchen kann, wie sie trainiert.Seit jeher spielen die Berge für sie eine zentrale Rolle. Ihr Vater, Bereitschaftsleiter bei der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen, zeigte ihr, welche Knoten sie braucht, und nahm sie mit zu ihren ersten Touren. Doch auch in anderer Hinsicht haben sie ihre Eltern geprägt. Vater und Mutter, der sie wie aus dem Gesicht geschnitten gleicht, sind ehemalige Profi- Mountainbiker. Die Idee, ebenfalls den Sport zum Beruf zu machen, lag da nahe.
Dahlmeier mit Biathlon-Kollegin Miriam Gössner am Matterhorn / Foto: Adidas Outdoor
Ursprünglich wollte Laura Alpin-Skifahrerin werden, erst mit neun begann sie parallel dazu mit Biathlon. Erst als es am Gymnasium immer stressiger wurde, entschied die Garmisch-Partenkirchnerin sich für Biathlon. Ihr erstes großes Ziel stand da schon fest: ein Platz im Zoll- Skiteam (den sie 2011 auch bekam).
Wenn man sich mit ihr unterhält, bekommt man schnell den Eindruck, ihr fliege alles zu. Genauso entspannt und unaufgeregt, wie man sie aus den TVInterviews kennt, sitzt Laura am großen Holztisch ihrer Eltern. Etwas verspätet kam sie vom Vormittagstraining, in wenigen Stunden will sie ins Wallis auf brechen, um gemeinsam mit Miriam Gössner auf Einladung von Adidas das Matterhorn zu besteigen. Trotz des straff getakteten Tages wirkt sie ausgeruht und mit den Gedanken voll da. »Wenn ich was mache, mach ich’s gscheid.« Sie sagt dies zwar in einem anderen Zusammenhang, aber es trifft auch auf dieses Gespräch zu.
Dahlmeier: kein reines Naturtalent
Nur in einem Punkt wirkt die 22-Jährige anders, als man sie aus dem Fernsehen kennt: Sie wirkt erwachsener. Nicht so sehr durch die Art, wie sie spricht, sondern durch das, was sie sagt. Etwa dass ein Biathlonrennen ja doch nur eine Sportveranstaltung sei. Dass es ihr vorrangigstes Ziel sei, verletzungsfrei zu bleiben. Dass es im Leben darauf ankomme, zufrieden zu sein mit dem was man mache, und auf Freunde und Familie.Und noch etwas überrascht: Es ist eben nicht so, dass ihr alles zuflog. »Früher habe ich mir die Schieß-Ergebnislisten immer von hinten angesehen, weil ich so schlecht war«, erzählt sie. Erst als sie mit 15 begann, mit Kleinkaliber zu schießen, wurde ihre Trefferquote langsam besser. Dazu kam ihr Ehrgeiz: Oft stand sie morgens früher auf, um schon vor der Schule das Schießen zu üben. Mit Erfolg: Die Saison 2014/15 schloss sie als beste Schützin ab, und es sieht so aus, als würde sie das auch heuer bleiben.
»Ob ich in fünf Jahren noch Biathletin bin, weiß ich nicht. Ich hab immer gesagt, ich mache das nicht allzu lang, es gibt auch noch anderes für mich.« Was, lässt sie offen. »Es gibt keinen Plan B. Ich denke, es wird sich schon was auftun.« Was bereits feststeht, ist, dass das Bergsteigen auch dann noch ein wesentlicher Teil ihres Lebens bleiben wird.
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- Klettern im Oberreintal
- Skitour zum Stuibenkopf
Bettina Willmes
Fotos:
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Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 03/2016. Jetzt abonnieren!
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