David Lama: Cerro Torre ROTPUNKT
Zusammen mit seinem Seilpartner Peter Ortner kletterte Lama in knapp 24 Stunden im Alpinstil zum 3130 Meter hohen Gipfel, ohne nur einen einzigen zusätzlichen Bohrhaken zu schlagen. Der Cerro Torre gilt als einer der schwierigsten Berge der Welt. Bereits 1969 hatte ihn der Italiener Cesare Maestri bezwungen – allerdings unter sehr fragwürdigen und umstrittenen Bedingungen. Mit Hilfe eines Kompressors hatte er hunderte von Haken in die Wand gebohrt – deshalb auch der Name seiner Route: »Kompressorroute«.
Erst wenige Tage vor Lama und Ortner waren der US-Amerikaner Hayden Kennedy und der Kanadier Jason Kruk die Maestri-Route weitgehend ohne Bohrhaken geklettert und hatten anschließend viele davon beim Abseilen entfernt. Für David Lama erhöhte das die Schwierigkeiten: »Dadurch, dass Hayden und Jason einige Tage zuvor Bohrhaken entfernt hatten, wurde meine Unternehmung noch anspruchsvoller – speziell mental, da die Absicherung nun sehr bescheiden war und ich lange Runouts hinlegen musste«, so Lama auf seiner Homepage. Mental hilfreich mag hingegen gewesen sein, dass ein Filmteam ihn begleitete. Dieses war über die Westseite per Helikopter auf den Gipfel gelangt und hatte sich von dort abgeseilt, um den Kletterer zu filmen.
Drei Jahre lang hatte die Idee, die »Kompressorroute« am Cerro Torre frei zu klettern, den Innsbrucker umgetrieben – nun ist sein Traum Wirklichkeit geworden. Der argentinische Alpinist Ronaldo Garibotti – sozusagen der Hausmeister der Region rund um den Cerro Torre – gratuliert David Lama mit den Worten: »He did a great job, it is quite impressive. Chapeau!« Seine Freundin, die deutsche Extrembergsteigerin Dörte Pietron, hebt den sauberen Stil hervor, den David Lama bei dieser Begehung an den Tag gelegt hat.
Doch auch Kennedy und Kruk, so Pietron weiter, verdienten höchste Anerkennung – für die erste »faire«, bohrhakenlose Begehung des Cerro-Torre-Südostgrats; allerdings sind sie die Route teils technisch, also unter Zuhilfenahme etwa von Haken und Klemmkeilen geklettert. Die erste komplett freie Begehung hingegen sicherte sich David Lama, und er bewertete die schwierigsten Seillängen vorsichtig mit 8a.
Wegen des Abschlagens der Bohrhaken durch Kennedy und Kruk herrscht rund um den Cerro Torre derweil große Aufregung. Befürworter und Gegner der Aktion liefern sich lautstarke Auseinandersetzungen. »Wenn man US-Amerikaner oder Kanadier ist, wird man im Supermarkt und auf offener Straße angeschrien, auch wenn man mit Klettern gar nichts zu tun hat«, erzählt Dörte Pietron.