Ein Amateurbergsteiger auf Everest-Expedition – Teil 9 | BERGSTEIGER Magazin
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Ein Amateurbergsteiger auf Everest-Expedition – Teil 9

Der Belgier Damien Francois träumt vom Everst – und zwar schon ziemlich lange. Im Frühjahr 2018 unternimmt er seinen vierten Versuch, er will endlich das Dach der Welt erklimmen. Den Verlauf der Expedition schildert er im Bergsteiger-Blog.
Teil 9: Everest Base Camp – Extrem sonnige Zeiten
 
© Damien Francois
Gelbe Pünktchen: Vom Gipfel des Lobuche aus ist das EBC kaum mehr zu erkennen.

17. April, EBC

Inzwischen trudeln die letzten Teams hier im EBC ein. Wahrscheinlich nicht unbedingt »Spätzünder«, haben sie doch vielleicht auch den einen oder anderen 6000er zur Akklimatisierung bestiegen – den Lobuche, wie wir 2014, 2015 und 2017, oder den Island Peak, wie wir vor wenigen Tagen. Eigentlich ist hier am Everest Base Camp alles wie immer. Jetzt ist es nachts auch ein wenig kühler als in den ersten Nächten. Nur die Sonne scheint dieses Jahr intensiver zu sein. Ein Problem mit der Ozonschicht? Der viel besprochene, durch den Menschen verursachte Klimawandel?
 
Ob der Mensch für den Klimawandel, die Klimaveränderung, Klimaevolution oder wie man es nennen möchte,  verantwortlich ist: eine schwierige Frage. In meinen Vorträgen (2007 und 2010: »Der Klimawandel aus philosophischer Sicht«) bin ich zum Schluss gekommen, dass der Mensch auf der kleinen Zeitskala-Ebene des »Anthropozäns« (»Zeitalter des Menschen«) sehr wohl einen gewissen Einfluss auf die Ökologie haben kann, denn es kann einfach nicht ohne Folgen bleiben, wenn man – und auch Frau – sein Nest beschmutzt, wie der moderne, industrialisierte Mensch es tut. Nicht umsonst kannten die nicht-modernen und nicht-industrialisierten Azteken den Spruch: »Der Frosch trinkt den Teich, in dem er lebt, nicht leer.« Andererseits: Betrachtet man die Zeitskala der Erde, also die geologischen Verhältnisse und Phänomene, die über Hundertausende, Millionen, oder gar Milliarden von Jahren zu beobachten sind, scheint der Mensch keinen Einfluss zu haben.
 
Sonnenbrand-Alarm 

Fakt aber ist, dass die Sonne dieses Jahr extrem hell ist und so brennt wie noch nie. Das Eis des Gletschers, auf dem wir uns befinden, schmilzt sehr früh, dieses Jahr: Rinnsale und Bäche überall, jetzt schon, früh in der Saison. Heute hat es hier sogar geregnet! Und doch sind paradoxerweise viel weniger Lawinenabgänge festzustellen (in den anderen Jahren gab es mehrere am Tag und in der Nacht). Wenigstens haben wir nicht wieder diesen starken Wind, der letztes Jahr wochenlang das Basislager peitschte und dafür verantwortlich war, dass jeder Zweite krank wurde.
 
Auch hatte ich früher nie einen Sonnenbrand unterhalb von 6000 Meter; Sonnencrème nutze ich nur, wenn es in diese Höhe und darüber hinaus geht. Dieses Jahr habe ich jedoch bereits zweimal im Bereich Nase-Wangen einen Sonnenbrand gehabt. Bereits in Namche Bazar, nach nur zwei Tagen Trekking (!), wies mich der Jagged-Globe Bergführer David Hamilton auf den Sonnenbrand in meinem Gesicht hin! Auch eine Sonnenbrille beziehungsweise Maske, nutzte ich sonst nur im »Großen Weißen«, wie wir auf Französisch sagen, aber sonst nie. Dieses Jahr aber trage ich des Öfteren eine Sonnenbrille, selbst da, wo kein Schnee liegt; es ist einfach viel zu hell.
 
Was ich in Belgien festgestellt habe wird hier bestätigt: Die Sonnenstrahlen werden immer greller und sie brennen immer mehr. Ich trage jetzt häufiger Sonnencrème auf und werde auch eine kleine Sonnenschutzmaske im problematischen Bereich Nase-Wangen tragen, wenn wir in wenigen Tagen zum ersten Mal den Eisfall durchsteigen. Es wäre doch wirklich zu dumm, wegen eines Sonnenbrandes das Dach der Welt aufgeben zu müssen!
 

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Damien Francois