Der staatlich geprüfte Berg-und Skiführer & Geschäftsführer des DAV Summit Clubs im Gespräch
1. Welche hohen Gipfel haben Sie selbst bestiegen?
Ich habe, neben vielen Trekkings, Expeditionen auf den Cho Oyu (8211 m), die Shishapangma (8027 m) und für den Summit Club auf den Denali (6190 m) geführt. Privat durfte ich unter anderem als neunte Besteigung den Cerro Torre (3128) in Patagonien erklettern.
2. Der DAV Summit Club hat einige Expeditionsreisen im Programm, darunter Siebentausender und auch den Manaslu (8163 m). Wie gefragt sind Expeditionsreisen derzeit?
Die Nachfrage ist da. Für viele Bergsteiger ist die Teilnahme an einer anspruchsvollen Gipfelexpedition nach wie vor ein lang gehegter Traum, den sie sich erfüllen wollen. Expeditionsreisen gehörten von Anfang an zur Kernkompetenz des Summit Clubs und sind ein fixer Bestandteil im Portfolio einer guten Bergsteigerschule.
Nach Corona mussten wir den Bereich aber erst wieder richtig aufbauen. Das soll auch die nächsten Jahre weiter geschehen.
3. Sind Expeditionsreisen in ferne Länder, die meist mit weiten Flügen verbunden sind, heute überhaupt noch vertretbar?
Meiner Meinung nach ja. Fernreisen und Expeditionen tragen wesentlich zum Wohle der Menschen in fernen Regionen und zur kulturellen Vielfalt bei. Die Reisen müssen aber ökologisch, sozial und wirtschaftlich verantwortungsvoll konzipiert sein.
Das versuchen wir mit vielerlei Maßnahmen wie beispielsweise längerer Reisedauer, Zusammenarbeit nur mit ausgewählten Agenturen vor Ort, möglichst hoher Wertschöpfung in den Zielländern oder der Kompensation des CO₂-Ausstoßes der Flüge zu 100 Prozent.
4. Für den Manaslu sind beim Summit Club 42 Reisetage geplant. Ein anderer Expeditionsveranstalter will in Zukunft mit Hilfe von Xenon einwöchige Expeditionen zum Mount Everest anbieten. Wie stehen Sie dazu?
Dieses Angebot ist für mich nichts anderes als ein visionäres Geschäftsmodell und das Spiegelbild der weltweit gefühlten Rücksichtslosigkeit gegenüber Umwelt, Menschen und Tieren. Werte haben darin keinen Platz. Werte sind aber in der schnelllebig gewordenen Welt heute besonders wichtig.
Beim Bergsteigen sind dies unter anderem Werte wie Verantwortung übernehmen, Demut vor der Höhe zeigen sowie Herausforderungen mit Ehrlichkeit und Respekt angehen. Paul Preuss vertrat die Ansicht, dass man einen Gipfel nur dann wirklich bestiegen hat, wenn man ihn aus eigener Kraft, ohne künstliche Hilfen erreicht hat. Seine Philosophie gilt für mich heute mehr denn je.
5. Welchen Weg will der Summit Club in Zukunft beim Expeditionsbergsteigen gehen?
Wir werden künftig sehr gut ausgewählte Expeditionen zu weniger frequentierten Gipfeln anbieten: eine Trainingsexpedition in Südamerika, Sechs- und Siebentausender und pro Jahr einen der einfacheren Achttausender.
Alles im sauberen Stil, das ist mir persönlichen sehr wichtig. In das große Geschäft am Everest werden wir uns deshalb nicht einmischen.
Interview: Petra Rapp