Im Test: Power-Stretch-Jacken | BERGSTEIGER Magazin
BERGSTEIGER Testbericht: Power-Stretch-Jacken

Im Test: Power-Stretch-Jacken

Power Stretch Jacken gehören zu den Exoten unter der Berg-Bekleidung. Atmungsaktive, außen hydrophile und windabweisende Jacken aus Powerstretch-Material für Outdoor, Wandern, Berge und Trekking im BERGSTEIGER Test.
(Aus BERGSTEIGER 04/2010)
 
Im BERGSTEIGER Test 04/2010: Power-Stretch-Jacken © Bernd Ritschel
Im BERGSTEIGER Test 04/2010: Power-Stretch-Jacken
Powerstretch-Jacken sind hoch atmungsaktive, außen hydrophile und windabweisende Jacken für intensive Aktivitäten aus flauschigem Vliesmaterial. Sie sind außen glatt und innen aufgeraut (Fleece), also keine Laminate, sondern Zwei-in-Einem. Die Kombination aus hoher Atmungsaktivität und weniger starker Windabweisung eignet sich ideal fürs Gebirge, besonders für Aufstiege bei herbstlich kühlen (auch Hochtour) bis winterlich kalten (Mammut, Bergans) Temperaturen. Einige Modelle eignen sich auch für weniger warme Sommertage (Northland, auch Vaude)

Power-Stretch-Jacken: Material und Konstruktion

Typische Powerstretch-Jacken bestehen aus mehr (Mammut) oder weniger (Northland) wärmendem Fleece aus Polyester oder einem Polyester-Nylon-Gemisch, das an der glatten, windabweisenden Außenfläche hydrophil behandelt ist. Sie sind entgegen dem äußeren Anschein kein bisschen wasserabweisend! Zudem ist der Windschutz deutlich geringer als bei Softshell-Ja­cken, was im Aufstieg ein erheblicher Vorteil ist. Materialbedingt müssen Powerstretch-Jacken we­gen der Geruchsbildung öfters gewaschen werden (kaum bei Nylon; Millet). Zusätzlich zum Web­-muster sorgen normalerweise Gummifasern (außer Northland) für hohe Elastizität, genauer gesagt für Dehnbarkeit zwecks maximaler Bewegungsfreiheit für (bewegungs-)intensive Aktivitäten. Die Jacken sollten auch bei kühlen Temperaturen zwecks optimaler Dampfableitung im Aufstieg auf der Haut getragen werden, wobei sich das Unterziehen eines Funktions-T-Shirts empfiehlt. Sie funktionieren aber auch bestens als Teil des Zwiebelprinzips. Powerstretch-Jacken besitzen normalerweise keine Kapuze (außer Mountain Equipment), sondern einen Kragen, der nicht aus der Fleeceseite (Schöffel, Mountain Equipment), sondern der Außenseite bestehen sollte, das ist auf die Dauer angenehmer zu tragen und nicht pillend).

Front-RV und Anpassung

Standard-Frontverschluss von Powerstretch-Jacken ist ein wind­resistenter Reißverschluss mit Innenabdeckung, die die potentielle Kältelücke schließt (Mammut, Bergans mit Vlies isoliert). Northland für wärmeres Klima kommt ohne Innenabdekung aus. Eine effektive, sprich dicht abschließende Anpassung der Abschlüsse gibt es bei Powerstretch-Jacken nur bei einigen Hüftzügen (Bergans, Millet; Schöffel pfriemelig). Die üblichen Rumpf- und Ärmelabschlüsse aus Lycra oder einem einfachen Bund lassen an den Ärmeln meist Raum für das Entweichen von Schweißdampf (außer Millet).

Taschen und Extras

Da Powerstretch-Jacken Base-, Middle- und Outerlayer zugleich sind, ist es sinnvoll, wenn sie Seitentaschen besitzen plus Innentaschen (bzw. übergroße Seitentaschen wie Millet) zum Warmhalten von Accessoires, abgezogenen Steigfellen oder einer kleinen Flasche. Natürlich plus Brusttasche (z. B. Mountain Equipment) oder Oberarmtäschchen (z. B. Bergans) als Wertfach. Die Seitentaschen von Millet lassen sich sinnvollerweise zur Lüftung verwenden. Sehr sinnvoll für auf kältere Temperaturen ausgerichtete Jacken sind Daumenlöcher (Mammut, Bergans), damit man ohne Handschuhe hantieren oder gleich auf diese verzichten kann.

Powerstretch-Jacken Test - Bewertungen:

Passform: Erstaunlicherweise muss man schon recht muskulös und bei Mountain Equipment oder Northland sogar beleibt sein, damit Körper und Arme der vorgestellten Modelle wie theoretisch gefordert am Körper anliegen. Die realen Powerstretch-Jacken sind angenehmer zu tragen, weil es nirgends drückt, spannt (außer Northland, Millet, Schöffel in der Ellenbeuge) oder bei Schwitzen klebt.
Verrutschen: Theoretisch sollten Powerstretch-Jacken, da für bewegungsintensive Aktivitäten gedacht, auch kaum verrutschen. In der Praxis erfüllt nur Mammut diese Anforderung zur vollsten Zufriedenheit, die anderen Jacken sind aber gut genug. Northland dagegen ist nur fürs Gehen konzipiert, was ja die hauptsächliche Aktivität beim Bergsteigen ist.
Wärmung: Obwohl dafür keine grundsätzliche Notwendigkeit besteht, sind Powerstretch-Ja­cken in der Regel für kühle bis kalte Aktivitäten konstruiert (außer Northland, Vaude). Am wärmsten sind die Jacken von Bergans und Mammut.
Trocknung: Die hier stellvertretend für die Dampfdurchlässigkeit ermittelte Trocknung zeigt ein erstaunlich weites Spektrum. Obwohl nur bei Mountain Equipment Feuchtigkeit sofort von innen nach außen gesogen wird (ideal für weniger starkes Schwitzen), verschwindet sie innen dennoch am schnellsten bei Northland (Schöffel kann beides gut). Bei den übrigen Modellen vermindert meist dickeres Material den »Dampfdurchsatz«.
Windabweisung: Wie eingangs erwähnt, sind Powerstretch-Ja­cken nur windabweisend, liegen also zwischen Fleece- oder Wolljacken und membranlosen Softshells. Hier punktet Northland als nahezu windresistente Jacke vor den übrigen Modellen, die dafür im Aufstieg bei Wind weniger stark aufheizen.

Hier den kompletten Powerstretch-Jacken-Test herunterladen
Christian Schneeweiß
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 04/2010. Jetzt abonnieren!
 
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