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90 Jahre Salewa: „Eine Art Liebesbeziehung“ – Präsident Heiner Oberrauch im Interview

Am Rande der Feier zu 90 Jahren Salewa trafen wir Heiner Oberrauch, den Präsidenten der Oberalp-Gruppe, zum Interview.
Aktualisiert am
11.09.2025

Den 90. Geburtstag feierte Salewa auf dem Hof der Familie Oberrauch in Tiers.

Foto von  Salewa

Tiers, Ende August 2025. Umgeben von den imposanten Gipfeln des Rosengartens liegt unweit des Dolomitendorfes Tiers der alte, wunderschöne Bauernhof der Familie Oberrauch.

Ruth Oberrauch bei der Feier in Tiers
Ruth Oberrauch bei der 90-Jahr-Feier in Tiers
Foto von Salewa

„Hier verbringt unsere Familie seit ich denken kann jede Sommerferien und jede Weihnachtsferien“, erzählt Ruth Oberrauch. Ruth ist die älteste Tochter von Heiner Oberrauch, Präsident der Oberalp-Gruppe, zu der im Bergsportbereich die Marken Salewa, Dynafit, Wild Country, Pomoca, Evolv und LaMunt gehören. „Uns war es wichtig, hier in diesem Rahmen den 90. Geburtstag von Salewa gemeinsam mit Freunden, engen Weggefährten, Geschäftspartnern, Athleten und Pressevertretern zu feiern. Der Hof in Tiers ist tief in unseren Herzen verankert. Er verkörpert genau das, was wir auch als Marke Salewa unter ‚simple life in the mountains‘ verstehen und steht für das bodenständige, authentische Lebensgefühl wie auch für die Schaffenskraft der Menschen in den Dolomiten.“

Ruth Oberrauch bildet zusammen mit ihrem Vater Heiner, CEO Christoph Engl und weiteren Managern das Oberalp Executive Board. Neuer Brand Director Salewa ist seit Mai 2025 Nol Gerritse. Der gebürtige Niederländer und amerikanische Staatsbürger will zusammen mit der Oberalp-Geschäftsführung dafür sorgen, dass die Marke in zehn Jahren auch seinen 100. Geburtstag erfolgreich feiern kann.

Heiner Oberrauch (68) will sich in nicht allzu weiter Ferne aus der Geschäftsführung der Bozener Oberalp-Gruppe zurückziehen. Was er dann vorhat und wie er auf die Geschichte Salewas zurückblickt, verriet er auf der 90-Jahre-Feier im Interview mit dem Bergsteiger.

Heiner Oberrauch im Interview

Bergsteiger: Mit welchen Ambitionen haben Sie 1990 Salewa übernommen?

Heiner Oberrauch
Heiner Oberrauch
Foto von Petra Rapp

Heiner Oberrauch: Es war schon eine Art „Liebesbeziehung“ zur Marke und auch ein wichtiges wirtschaftliches Fundament für die Zukunft. Wir waren damals Salewa-Generalimporteur für Italien, aber haben auch die Bekleidung für Salewa entwickelt. Das war mein Leben. Die Mutter der Salewa Sportgeräte, eine Genossenschaft, kam dann in Schwierigkeiten. Wenn Salewa an einen anderen verkauft worden wäre, wäre meine ganze Arbeit der letzten sieben Jahre weg gewesen. Der Salewa-Katalog war für uns junge Bergsteiger damals auch die Bibel. Es war also schon von Anfang an ein sehr starker Bezug zur Marke und deren Werte da. Ich war zu der Zeit allerdings nur ein kleiner Händler, Salewa eine Institution für uns Bergsteiger, der aber auch das kaufmännische teilweise gefehlt hat. Da ich in einer Handelsfamilie groß geworden bin, war mir klar, ich kann das besser.

War die Übernahme wirtschaftlich ein riskantes Unterfangen?

Heiner Oberrauch: Wir haben alle Ersparnisse von mir und zum Teil auch die meines Vaters in den Kauf investiert. Es war schon eine anstrengende Zeit. Nach zwei Jahren war es dann mal sehr kritisch. Das Management war alt und ich kam mit meinen Ideen in der Verwaltung und im Finanzbereich nicht weiter. Als ich dann das Management mit jungen, positiven Menschen ausgetauscht habe, ging es aufwärts. Aber ich hatte da schon viele schlaflose Nächte. Mein Bruder ist mir damals zu Hilfe gekommen. Im Nachhinein war das alles eine sehr heilsame Erfahrung.

Was waren auf dem Weg bis zum 90. Geburtstag von Salewa die größten Meilensteine?

Heiner Oberrauch: Ich würde nicht sagen, das war das eine oder andere Produkt oder die Eröffnung der einen oder anderen Filiale. Besonders war eigentlich immer, wenn wir Gemeinschaftserlebnisse hatten und gemeinsam Erfolge feiern durften. Für mich persönlich war es immer schon besonders bereichernd, wenn ich mitansehen durfte, wie junge Leute mit ihren Aufgaben wachsen, aber vor allem, wenn man eine starke Gemeinschaft spürte. Auf Produktseite waren es sicherlich die ersten Fleece-Produkte, die Salewa auf den Markt brachte. Oder eine Generation von Gore-Tex Jacken, wo wir für eine gewisse Zeit Marktführer waren. Dann war es sicher auch die Markteinführung der Salewa Schuhe vor 20 Jahren. Einschneidend und wichtig war dann die Einführung des neuen Logos. Es ging damals um mehr als nur ein neues Logo: Es war eine komplette Neuausrichtung der Marke in Richtung „Progressive Mountaineering“, wo Salewa zwar der DNA treu geblieben ist, sich aber schon in gewisser Weise neu erfunden hat.

… und die größten Hürden, Hindernisse?

Heiner Oberrauch: Wie schon gesagt die Anfangszeit. Und dann gab es natürlich auch größere globale Wirtschaftskrisen, aus denen wir aber bisher stets gestärkt herausgekommen sind. Ich habe mir nie riesige Ziele gesetzt, sondern immer kleine, kurz – bis mittelfristige. Entsprechend waren die Hürden auch nie so groß. Ich hatte nie das Ziel, ein großer Player im Bergsportbereich zu sein. Ich hatte immer ein Dreijahresziel, das auch zu schaffen war. Wichtig war mir immer, gute Produkte zu machen. Und zu wachsen, aber in Richtung Qualität und in der Begeisterung, gute Leute zu haben und gemeinsam den Weg zu gehen.

Welche Wünsche, Ratschläge geben Sie Ihren Nachfolgern mit auf den Weg für eine erfolgreiche Zukunft?

Heiner Oberrauch: Ratschläge keine, den „Ratschläge sind auch Schläge“, sagt man. Wünschen würde ich mir, dass unsere Werte, die wir im Unternehmen haben und die uns die Berge lehren, bestehen bleiben und wir diese auch unseren Kunden weitergeben. Dass zum Beispiel ein starkes Gemeinschaftsgefühl wichtig bleibt, obwohl wir als Unternehmen sehr gewachsen sind. Werte wie Bescheidenheit, Freundschaft, Freude am gemeinsamen Meistern von Schwierigkeiten und das gemeinsame Feiern von Erfolgen. Man sollte Spaß haben, bei allem, was man tut.

Werden Sie sich komplett aus dem Unternehmen zurückziehen?

Heiner Oberrauch bei der 90-Jahr-Feier von Salewa in Tiers
Foto von Salewa

Heiner Oberrauch: Ja, schon bald. Es gibt ein Sprichwort: Unter einem alten Baum wächst kein junger. Deswegen muss der alte irgendwann weg. Das mache ich auch frohen Mutes, weil ich sehe, die Jungen können es besser! Ich habe in meinem Leben immer wieder neue Sachen gemacht, deswegen ist das Loslassen für mich kein Problem. Und ich habe auch noch andere Themen zu betreuen, mit unseren anderen Firmen (Modehäuser, Weinkellerei, Käserei u.a.). Und: Ich arbeite jetzt schon mindestens einen Tag als Bauer auf meinem autarken Hof am Ritten, aber auch hier in Tiers. Das wird mein Thema für den dritten Lebensabschnitt, welches ich, so Gott und meine Gesundheit es will, noch weiter ausbauen werde.

Interview: Petra Rapp

Mehr zur 90-jährigen Geschichte von Salewa lesen Sie unter www.salewa.com/de-de/unsere-historie

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