Mit dem Zug ins Gebirg'
Winterwandern rund um Mittenwald
© Josef Mauerer
Mit dem Zug zum Winterwandern nach Mittenwald
Mit dem Zug zum Winterwandern nach Mittenwald
Kalendarisch beginnt der Winter am 21. Dezember, die Meteorologen sehen den Anfang der kalten Jahreszeit bereits am ersten des Monats. Da kämen für Arthur Schnee auf den Bergen und Kälte an den Ohren gerade recht, ist er doch ein passionierter Skitourengeher, der fürs Leben gern elegante Schwünge im pulverigen Tiefschnee zieht. Nur: Ohne Schnee geht natürlich gar nichts. Und Kunstschnee auf allen Bergen zu verstreuen, das ist den Tourismusleuten (noch) nicht eingefallen. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als auf die weiße Pracht zu warten, Klimawandel hin oder her. So eine nordalpine Staulage wäre jetzt ideal, kalte Luft, feucht dazu, das ist viel besser als jede Schneekanone. Und tausendmal wirkungsvoller, was – nur nebenbei gesagt – wieder einmal beweist, wie überlegen die Natur doch ist. Während wir uns mit immensem Aufwand bemühen, ein paar hundert Kubikmeter Halbgefrorenes zu produzieren, reicht ein leichter Dreh der großen Windmaschine, um tausende Quadratkilometer mit biozertifi ziertem Schnee zu versorgen. Und das auch noch ganz umsonst. Bravo!
»Erinnerst du dich«, fragt Christian, und deutet nach Osten, »letztes Jahr am Mittenwalder Klettersteig?« Arthur nickt. Der Hohe Kranzberg bietet Aussicht auf die westlichste Karwendelkette, vom Wörner bis zur Brunnensteinspitze. Nicht zu übersehen ist die Karwendelbahn, die den Aufstieg zum Klettersteig angenehm verkürzt, und das »Fernrohr«, das ein Museum ist und über die Bergwelt des Karwendels informiert. Bei der Eröffnung im Sommer 2008 und danach sorgte das 34 Meter lange Bauwerk in der Karwendelgrube für viel Aufregung, von Verschandelung der Berge war die Rede. Inzwischen haben sich die Mittenwalder an »Deutschlands höchstgelegene Umweltausstellung« gewöhnt, den meisten Ausflüglern gefällt’s sowieso. Arthur bestellt einen Kaffee, plaudert mit seiner Tischnachbarin, deren blaue Augen ihm sehr gefallen, während Christian, technisch stets auf dem neuesten Stand, das Panorama des kleinen Hohen Kranzberges aufs Display seines Smartphones zaubert. Der Abstieg nach Mittenwald führt am Lautersee vorbei. Der ist erstaunlicherweise zum Teil zugefroren. Vielleicht kommt er ja doch noch, der Winter.
Winterwandern um Mittenwald - Winterweiß?
Leider ist das große Ganze, hierzulande als Wetter bekannt, recht launisch und keineswegs gewillt, sich an Urlaubszeiten oder die Wünsche von Skitourenfreaks zu halten. Da fällt dann schon mal ein Skirennen ins Wasser, buchstäblich, oder – wie paradox! – ein Zuviel der weißen Pracht zwingt Veranstalter zur Absage ihres Events. In diesem Winter jedenfalls drohen wieder einmal grüne Weihnachten, die Berge sind zwar verschneit, aber richtig weiß ist es bloß oberhalb der Waldgrenze. Was soll’s? Die Wetterfrösche haben fürs anstehende Wochenende Sonne und angenehme Temperaturen versprochen, als passendes Ziel bietet sich deshalb ein »Ganzjahresmugel« mit waldfreien Flächen an der Südflanke an. Zum Beispiel der Hohe Kranzberg bei Mittenwald. Der hat sogar ein Gipfelhaus mit Terrasse – Aussicht auf Sonne im Gesicht und eine kühle Weiße. Also sitzen Arthur und Christian im DB-Regio. Der Bertone verbringt in einer Scheune auf dem Land seinen Winterschlaf, er mag weder Kälte noch Streusalzspritzer. Da ist er offensichtlich eher die automobile Ausnahme; der Verkehrsfunk, den Christian gerade abhört auf seiner Stau-App, meldet am Ende der Garmischer Autobahn einen veritablen Tatzelwurm aus Blech, der sich höchstens im Schritttempo vorwärts bewegt. »Immer das Gleiche«, meint er, »Wochenende plus Sonne gleich Stau.« Arthur legt seine Zeitung beiseite, schaut sich die Bergkulisse an. Die Sonne steht direkt über den Karwendelgipfeln, das Dammkar liegt im Schatten. Da ist er schon mehr als einmal hinuntergerauscht, eine weiß-pulverige Fahne hinter sich, den nächsten Schwung vor sich. Schön war’s.Am Mittenwalder Klettersteig
»Schön wird’s«, meint Christian, wie sie aus dem Geigenbaudorf hinaufsteigen zur Talstation des Kranzberg-Liftes. Der wurde 1950 eröffnet, ist also noch älter als Arthurs Bertone und fast schon museumsreif. Doch Nostalgie ist en vogue, man fühlt sich in unserer Turbozeit gerne an vergangene Epochen erinnert. Die Zwei gehen natürlich zu Fuß, legen ein zügiges Tempo vor, da ist der Lift gar nicht so viel schneller. Und im finalen Anstieg zu Einkehr und Aussicht überholen sie dann einige der LiftfahrerInnen, denen die knapp 150 Höhenmeter schwer zu schaffen machen. Dazu kommt, dass hier schon etwas Schnee liegt, so manches Schuhwerk sich als eher unpraktisch erweist. Die Weiße auf der Terrasse schmeckt köstlich, der Kuchen auch, und der Blick auf die bayrischtirolerische Bergkulisse rundet das alpin-kulinarische Kleinerlebnis angemessen ab.»Erinnerst du dich«, fragt Christian, und deutet nach Osten, »letztes Jahr am Mittenwalder Klettersteig?« Arthur nickt. Der Hohe Kranzberg bietet Aussicht auf die westlichste Karwendelkette, vom Wörner bis zur Brunnensteinspitze. Nicht zu übersehen ist die Karwendelbahn, die den Aufstieg zum Klettersteig angenehm verkürzt, und das »Fernrohr«, das ein Museum ist und über die Bergwelt des Karwendels informiert. Bei der Eröffnung im Sommer 2008 und danach sorgte das 34 Meter lange Bauwerk in der Karwendelgrube für viel Aufregung, von Verschandelung der Berge war die Rede. Inzwischen haben sich die Mittenwalder an »Deutschlands höchstgelegene Umweltausstellung« gewöhnt, den meisten Ausflüglern gefällt’s sowieso. Arthur bestellt einen Kaffee, plaudert mit seiner Tischnachbarin, deren blaue Augen ihm sehr gefallen, während Christian, technisch stets auf dem neuesten Stand, das Panorama des kleinen Hohen Kranzberges aufs Display seines Smartphones zaubert. Der Abstieg nach Mittenwald führt am Lautersee vorbei. Der ist erstaunlicherweise zum Teil zugefroren. Vielleicht kommt er ja doch noch, der Winter.
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Eugen E. Hüsler
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 01/2015. Jetzt abonnieren!
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