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Herbst in den Dolomiten: Diese Berggruppe ist kaum bekannt – aber wunderschön!

Er steht buchstäblich im Schatten des berühmten Rosengartens jenseits des Karerpasses: Der Latemar zählt zu den wirklich einsamen Dolomitengruppen. Vor allem im Herbst hält die Durchquerung des Latemargebirges so einige Höhenpunkte bereit.
Aktualisiert am
26.09.2025
Der Latemar zählt zu den wirklich einsamen Dolomitengruppen.

Der Latemar zählt zu den wirklich einsamen Dolomitengruppen.

Foto von  Adobe Stock/OE993

Hüttenwirt Antonio Gabrielli blinzelt in den Himmel. „Es wird Schnee geben“, sagt er. Was kümmert’s uns? Wir lehnen an der sonnenwarmen Wand des kleinen Rifugio Torre di Pisa und haben einen der besten Logenplätze im Latemar ganz für uns alleine. Früh am Morgen sind wir am Karerpass gestartet. Die ersten Sonnenstrahlen beleuchten die filigranen Kunstwerke der Spinnennetze und verwandeln den Waldboden in dampfende Fumarolen.

Dann sind wir mitten drin im Halbrund des Felsgebirges. Still ist es hier oben, keine Menschenseele unterwegs. Nur ein paar Bergdohlen reißen frech und laut ihren gelben Schnabel auf und wollen sich Winterspeck anfressen. Die Kare und Gipfel des Latemar wirken an diesen ersten Oktobertagen wie blank poliert. Die flach stehende Sonne setzt die Felsarchitektur mit ihren Türmen, Zacken und Nadeln mit Schatten-Licht-Spielen wirkungsvoll in Szene.

Latemar Torre di Pisa
Der Weg zum Rifugio Torre di Pisa. Foto: Adobe Stock/Patrik Unterhauser

Wir turnen auf der Sonnenseite der Hufeisenform über das brüchige Gestein, fast auf Augenhöhe mit den höchsten Latemargipfeln, und erleben schweißgebadet noch einmal Sommergefühle. Die Kulisse passt: Unter uns breitet sich ein Stück Sahara aus – die graue geröllübersäte Felswüste des Valsorda-Kessels. In nur einem Tag haben wir das kleine Gebirge durchquert und sind nun das einzige Publikum für das Farbspektakel des Sonnenuntergangs.

Als wollte die Natur vor ihrem Winterschlaf noch einmal alle Register ziehen, fällt er besonders prächtig aus. Wieder über dem Brenner, ein paar sonnendurchflutete Herbst-Bergtage im Gepäck, hören wir vom Wintereinbruch in den Südalpen; der Hüttenwirt Antonio Gabrielli wird wohl bereits auf dem Weg ins Tal sein…

Torri di Pisa
Der Torri de Pisa steht genauso schief wie sein berühmter Namensvetter. Foto: Adobe Stock/fotofred8848

Die Latemar-Durchquerung im Überblick:

  • Schwierigkeiten: Ab der Kleinen Latemarscharte Geröll und Felsgelände, stellenweise etwas ausgesetzte Felsbänder. Ausdauer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Nur bei sicherem Wetter. Campanili- Klettersteig für Geübte ohne große Schwierigkeiten (einige Stellen I und Gehgelände).
  • Charakter: Ausgedehnte, landschaftlich großartige Tour auf teils etwas ausgesetzten Steigen in Geröll- und Felsgelände, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
  • Wegverlauf: Karerpass – Vallace-Alm – Kleine Latemarscharte – Östliche Latemarspitze (2791 m) – Große Latemarscharte – Campanili-Klettersteig – Rif. Torre di Pisa – Obereggen
  • Ausgangspunkt: Karerpass (1745 m), am besten in Birchabruck im Eggental parken, mit Bus zum Karerpass, Rückkehr vom Endpunkt Obereggen ebenfalls mit Bus.
  • Gehzeiten: 1. Tag: 6:30 Std. (mit Klettersteig :15 Std.), 2. Tag: 3:15 Std.
  • Hütte: Rifugio Torre di Pisa (2671 m), www.rifugiotorredipisa.it
  • Karte: Kompass-Wanderkarte 1:50 000, Blatt 54 „Bozen – Bolzano“

 

 

von Franziska Baumann
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