Robert Jasper im Porträt
Robert Jasper in der Route »Odyssee« (X-) in der Eiger Nordwand
Wie viele andere Jugendliche im Schwarzwald spielte Jasper zwar auch im Fußballverein und fuhr Skirennen – Letzteres sogar ziemlich erfolgreich. Aber die große Leidenschaft fehlte. »Das war mir einfach zu reglementiert.« Freiheit hingegen fand er beim Klettern – erst im heimischen Schlüchttal, später im nahen Basler Jura. Lange konnte sein Vater als Seil- und Sicherungspartner nicht mithalten und so folgte ein Kletterkurs in Grindelwald. Der Ort muss den jungen Jasper nachhaltig beeindruckt haben, denn die Eiger Nordwand spielte fortan eine zentrale Rolle in seinem Leben.
Mit 16 Jahren wagte er bereits den ersten Versuch durch die Heckmair-Route. Klar, dass sich viele Kletterpartner bei diesem atemberaubenden Tempo langsam zurückzogen. Jasper entwickelte sich mehr und mehr zum alpinen Alleingänger. Auf 16 verschiedenen Routen durchstieg er die Eiger Nordwand bisher. Seine größten Erfolge waren dabei die erste Solo-Begehung der Route »Spit verdonesque édenté«, die erste freie Begehung von »Yeti« oder die Erstbegehung von »Symphonie de liberté« – die erste Route im zehnten Grad (8a) in einer der größten Nordwände. 2009 konnte Jasper zusammen mit Roger Schäli die Japaner-Direttissima zum ersten Mal rotpunkt klettern, 2010 auch die John-Harlin-Direttissima. 2015 gelang ihm schließlich zusammen mit Roger Schäli und Simon Gietl die Erstbegehung der aktuell schwierigsten Linie am Eiger (»Odyssee«, UIAA X-, 8a+). »Wir lebten zwei Monate fast ununterbrochen in der eiskalten Wand. Als wir den Ausstieg erreichten war das ein unbeschreiblicher Moment«.
Familienmensch: So oft es geht, ist Robert Jasper mit Frau und Kindern beim Klettern. Foto: Robert Bösch
Alleine oder mit Frau
Spätestens nach der bestandenen Bergführerprüfung war für Jasper klar, »dass ich in den Bergen, von den Bergen und für die Berge leben will.« Als Profi setzte und setzt er dabei Maßstäbe. So übertrug er immer wieder das jeweils aktuelle Sportkletterniveau ins alpine Gelände oder realisierte Wiederholungen und Erstbegehungen der schwersten Eis- und Mixedrouten weltweit wie »Flying Circus«, »Ritter der Kokosnuss« oder »Ironman«.
Fast immer dabei, oft sogar mit am Seil, ist seine Frau Daniela – selbst eine herausragende Bergsteigerin. Die beiden lernten sich einst beim Klettern kennen, heirateten und gründeten eine Familie. Dabei verloren sie ihre gemeinsame Leidenschaft für die Berge nie aus den Augen. »Dieses gemeinsame Unterwegs-Sein liebe ich«, sagt Robert Jasper. Und doch muss er ab und an alleine losziehen. Auch mit 50. Auch in diesem Sommer: Aus eigener Kraft will er bis zu 100 Kilometer in die wilden, entlegenen Fjorde Ost-Grönlands paddeln, um dort eine Bigwall erstzubegehen. Warum? Um sich selbst treu zu bleiben. »Dieses intensive Gefühl, das man gewinnt, wenn man für eine Sache mehr geben muss, das hat mich eben schon immer gelockt.«
Zur Person: Robert Jasper
Robert Jasper, geboren 1968 in Tiengen im Schwarzwald, ist einer der bekanntesten deutschen Extrembergsteiger. Seine besondere Leidenschaft gilt dem Soloklettern. 1991 sorgte er zum ersten Mal in der Öffentlichkeit für Furore, als er innerhalb eines Jahres solo die drei größten Nordwände der Alpen (Eiger, Matterhorn und Grandes Jorasses) in Rekordzeit durchstieg. Seine Neutouren wie »Flying Circus« (M10), »Ritter der Kokosnuss« (M12, trad, ohne Bohrhaken) oder »Ironman« (M14+) gelten als schwierigste Routen der Welt. 2005 wurde er für die Durchsteigung der Nordwand des Cerro Murallón im patagonischen Inlandeis auf einer neuen Route für den Piolet d’Or nominiert. Jasper ist verheiratet und lebt mit seiner Frau Daniela und seinen beiden Kindern im Schwarzwald. Neben seiner Profi-Laufbahn arbeitet er als Bergführer und Vortragsredner.