Ich kann es kaum in Worte fassen. Laura Dahlmeier ist tot. Beim Abstieg vom Leila Peak im Karakorum-Gebirge ist sie tödlich verunglückt. Mit 32 Jahren musste sie viel zu früh gehen – als Freundin, als Weggefährtin, als einzigartige Persönlichkeit, die mich nachhaltig berührt hat.
Laura war nicht nur eine herausragende Biathletin, sondern auch eine leidenschaftliche Alpinistin. Ich erinnere mich gut an ihre Zielstrebigkeit, ihre Energie – aber auch an ihre stille Stärke. Den sportlichen Erfolg hat sie nie in den Vordergrund gestellt. Für sie zählten Tiefe, Verbindung, Natur und vor allem Freiheit.
Dahlmeier & Schlickenrieder: viele gemeinsame Bergtouren
Was uns verband, waren genau diese Werte – und die Liebe zu den Bergen. Wir haben viele gemeinsame Ski- und Bergtouren unternommen, zusammen gelacht und Abenteuer erlebt, die ich nie vergesse. Ob am Piz Badile, wo wir gemeinsam auf den Spuren von Hermann Buhl kletternd eine Welt aus Granit in Angriff nahmen, oder auf der langen Gratwanderung im Speed Stil über den Blassen- und Jubiläumsgrat zur Zugspitze, ihrem Hausberg.
Einige dieser gemeinsamen Touren wurden als Filme in der ARD und im BR ausgestrahlt oder als Beiträge im Bergsteiger Magazin veröffentlicht. Doch für uns waren sie mehr als Projekte, sie waren gelebte Freundschaft und Teil unserer Lebensphilosophie.

Immer wieder denke ich an die Hüttenabende am Piz Badile. Hans Söllner Lieder trällernd, mussten wir weinen vor lauter Lachen über unseren schiefen Gesang. Genauso deutlich habe ich den Abend vor unserer Brenta-Skidurchquerung in Madonna di Campiglio im Kopf. Beim gemütlichen Plausch in der Küche unserer Ferienwohnung packte Laura kurzerhand ihre Eisgeräte aus, hangelt sich damit an der Empore über der Sitzecke entlang, um uns dabei die richtige Technik für den Überhang beim Eisklettern zu demonstrieren.
Jedes dieser gemeinsamen Erlebnisse war erfüllt von Lauras Begeisterung für das kleine wie große Abenteuer, aber auch von ihrer Demut vor der Natur. Dabei erlebte ich mit Laura ein Teamwork voller Vertrauen, geprägt durch Lauras achtsames und vorsichtiges Vorgehen.

Laura hat nicht über die Dauer ihres Lebens bestimmt, wohl aber über ihre Intensität und Tiefe! Ihr Tod reißt ein Loch in mein Herz. Sie war mutig, feinfühlig, offen und voller Lebensfreude. Die Berge, oder besser gesagt die wilde Natur, war ihr Zuhause – und genau dort hat sie nun ihre letzte Ruhe gefunden.
Ich werde sie nie vergessen. Laura Du bleibst – in meinen Gedanken, in den Spuren im Schnee, auf den Gipfeln, und im Licht über den Höhen.
Peter Schlickenrieder