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22.04.2019
19:00
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Von den Wurzeln des Geschmacks - Alte Sorten im Südwesten

Warum ist die Kartoffel "Patersons Victoria" eine Heldin? Was macht die Alblinse in einem russischen Institut? Welches Saatgut verbirgt sich in verstaubten Bauerntruhen und welche alten Sorten in Schrebergärten? Jenseits des Obst- und Gemüsesortiments in den Supermärkten lassen sich viele Geschichten von heimischen Kulturpflanzen erzählen, die durch das Engagement von Liebhabern noch nicht völlig verschwunden sind. Weltweit sind die alten Hof- und Gartensorten auf dem Rückzug. Sie werden von modernen Züchtungen verdrängt, die ertragreicher und besser zu lagern sind, aber oft an Geschmack verloren haben. Experten schätzen, dass bereits 70 bis 80 Prozent der alten Kulturpflanzen verschwunden sind und mit ihnen eine Vielfalt an Aromen sowie eine wertvolle Genreserve. In Baden-Württemberg gibt es daher immer mehr Institutionen und Privatleute, die sich um den deren Erhalt kümmern. Rosa Störkle aus Heiligenberg ist eine davon. Sie baut auf ihrem Acker alte Kartoffelsorten an und weiß, was man alles daraus machen kann. In der Staatsschule für Gartenbau in Stuttgart Hohenheim werden alte Filderkraut-Sorten gezüchtet, die früher auf der Hochebene südlich von Stuttgart gewachsen sind. So hilft man den Landwirten, das traditionelle Spitzkraut zu erhalten. Maria Schlegel und Nicolas Dostert von der Initiative SaatgutBildung in Salem suchen in Schrebergärten und auf Bauernhöfen nach alten Gemüsesorten und pflanzen sie in ihren Schau- und Erhaltungsgarten ein. Fündig werden sie oft in den Gärten von Migranten, die ihre Tomaten oder Paprika aus der alten Heimat mitgebracht haben. Manchmal ist es sehr aufwändig, eine verlorene Kulturpflanze wiederzufinden. Als sich Woldemar Mammel in den 80er Jahren auf die Suche nach den Linsen machte, die früher auf der Schwäbischen Alb gewachsen sind, konnte er sie zunächst nirgendwo mehr finden. Doch das Wawillow-Institut in St. Petersburg hatte diese Pflanzen über viele Jahre hinweg erhalten und gab Mammel etwas Saatgut ab. Seither wachsen die Linsen wieder auf vielen Äckern der Schwäbischen Alb.