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09.12.2019
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GEO Reportage

In einer der nördlichsten besiedelten Regionen der Welt, die zehn Monate im Jahr von Eis bedeckt ist, ist Jagen eine der wenigen Möglichkeiten für die Menschen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch die Jagd bedeutet für die Polar-Inuit nicht nur Versorgung. Aus ihr leiten sie nach wie vor ihre kulturellen Werte und ihre Identität ab. "Erst wenn du jagen kannst, bist du ein Mann", sagen die Väter heute noch zu ihren Söhnen. Auf einer tagelangen Reise durch eine von bizarren Eisbergen gesäumte weiße Wüste wird der erst zwölf Jahre alte Qaaqqukannguaq die schwierige Kunst der Polarjagd von seinem Vater lernen. Er wird die Peitsche so schwingen und die Hunde so hetzen, bis sie Furcht vor ihm haben und ihm bei jeder der gefährlichen Wasserspalten oder Risse im Eis gehorchen. Er wird mit dem Blick die blendende Schneedecke nach Robben und Walrossen bis zum Horizont abtasten und sich dann langsam - im Schutz eines weißen Holzgestells - an das Tier heranpirschen. Er wird in den hellen Nächten und bei Sturm mit seinem Vater ein Zeltlager auf den Schlitten spannen und die frische Robbenleber in einem mit Schnee gefüllten Topf auf dem Primuskocher garen. Vor allem aber wird er lernen, das Eis zu lesen. An kaum sichtbaren Zeichen soll Qaaqqukannguaq blitzschnell erkennen, ob eine Gletscherwand gleich einbricht oder ob sich unter der ebenen Schneefläche eine Spalte im Eis verbirgt. Allein an den Windverwehungen soll er merken, welchen Kurs er mit seinem Schlitten gerade steuert. Kurzum: Qaaqqukannguaq soll auf dieser Reise zum richtigen Jäger werden.