KLETTERN

Die 6 häufigsten Fingerverletzungen beim Klettern

An den Fingern hängt fast alles beim Klettern. Kein Wunder also, wenn sie immer wieder Probleme machen. Hier geben wir einen Überblick über die häufigsten Fingerverletzungen, mit denen Kletterer rechnen müssen.

Finger beim Klettern
Finger und Hände müssen beim Klettern viel aushalten.© Adobe Stock/Andrey Bandurenko

Sie halten das ganzes Körpergewicht an winzigen Leisten, Rippen und Vorsprüngen: Die Hände. In den Fingern selbst stecken allerdings keine Muskeln. Dort liegen lediglich ihre Verlängerungen – die Sehnen.

Die Sehnenbewegungen an der Innenseite des Handgelenks sind für jeden sichtbar. Der lange Weg der Kraftübertragung bringt seine Probleme mit sich. Insbesondere dort, wo die Sehnen umgelenkt werden müssen, besteht erhöhtes Verletzungspotenzial.

Die meisten Verletzungen im Finger- und Handbereich haben mit den Ringbändern zu tun. Welche Verletzungen darüber hinaus auftreten, wie man sie erkennt und therapiert, verraten wir Ihnen hier.

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Die häufigsten Fingerverletzungen beim Klettern

Insgesamt sind es vor allen Dingen 6 Verletzungen, die auftreten können.

Ringbandriss

  • Wo? Vorwiegend an Ringfinger und Mittelfinger, betrifft vor allem das A2- und A3-Ringband
  • Wodurch?  Ringbänder reißen infolge besonders harter Kletterzüge, oftmals an kleinen Griffen mit aufgestellten Fingern.
  • Symptome: Hörbares Schnalzen (beim Abriss), danach Schmerzen, Schwellung, Bewegungseinschränkung, Kraftminderung; die Sehne kann abgehoben zu ertasten sein.
  • Therapie: Einzelverletzungen können konservativ mit kurzfristiger Schienung und Tape behandelt werden, Mehrfachrisse sollten operiert werden.

Sehnenscheidenentzündung

  • Wo? An allen Sehnenscheiden an Gelenken möglich, häufig jedoch am Handgelenk
  • Wodurch? Fortdauernde Überbeanspruchung oder bakterielle Infektion aufgrund einer offenen Verletzung
  • Symptome:  Schwellung (Erguss), Rötung, Schmerzen, Erwärmung, Bewegungseinschränkung. Über dem betroffenen Areal ertastet man bei Bewegung ein "Knirschen" oder "Knistern". In chronischen Fällen belastungsabhängige Schmerzen, Verdickung und permanente Bewegungseinschränkung
  • Therapie: Im Akutstadium Kletterpause, Kühlung, evtl. kurzfristig Schienung, entzündungshemmende Medikamente, evtl. Injektion eines wasserlöslichen Kortikoids in die Sehnenscheide mit anschließender Pause, danach Bewegungstherapie, Tape, Überprüfung der Grifftechnik, Dehnungsübungen, Laser, Physiotherapie

Schnellender Finger

  • Wo? Am Ringband A1 des betroffenen Fingers
  • Wodurch? Knotige Verdickung der Beugesehne; diese Verdickung läuft schnappend an der Engstelle der Sehnenscheide hin und her.
  • Symptome: Hin- und Herschnellen des Fingers beim Beugen und Strecken. Im Extremfall kann der Finger in Streckung oder Beugung steckenbleiben.
  • Therapie: Die Behandlung erfolgt durch Injektion eines wasserlöslichen Kortikoids unter das Ringband oder durch eine ambulante Operation, die normalerweise zu Beschwerdefreiheit führt.

Fingergelenkschwellungen

  • Wo? An allen Fingergelenken möglich.
  • Wodurch? Meist chronische Überlastung und dadurch Verdickungen der Bänder und der Gelenkkapsel, Reizerguss im Gelenk, fallweise auch Verkalkungen.
  • Symptome: "Steife Finger" am Morgen, Schmerzen, Bewegungseinschränkung, fallweise sichtbare knotige Verdickungen und Vorwölbungen, vorzugsweise am Zwischengelenk, fallweise schnellender Finger.
  • Therapie: Belastungsreduktion, Eis (akut), Wärme (chronisch), Bewegung ohne hohe Belastung (Softball, weiche Knetmasse, Fingerdehnungsübungen), Laser, Hand­ergotherapie, evtl. Kortison-Injektionen. Operative Maßnahmen nur nach Versagen aller konservativen Mittel.

Wachstumsfugenschäden

  • Wo? Vor allem am Zwischengelenk.
  • Wodurch? Belastungsbedingte Durchblutungsstörung und Absterben eines Teils der Wachstumsfugen bei Kindern und Jugendlichen.
  • Symptome:  Schwellungen der Gelenke ohne Unfall, besonders nach Belastung; Bewegungseinschränkung.
  • Therapie: Absolute Kletterpause bis zur nachgewiesenen Normalisierung, kurzfristig Schiene.

Sonderfall Daumen

Der Daumen besteht nur aus zwei Gliedern. Typische Verletzungen sind:

  • Riss des Grundgelenkseitenbandes ("Skidaumen"); Symptome: Schmerzen, Wegklappen des Daumens beim Greifen; meist OP nötig.
  • Entzündung der abspreizenden Daumensehnen; Symptome: Schmerzen und Schwellung seitlich am Handgelenk, Knistern bei Bewegung, Bewegungseinschränkung; Therapie: Kortikoid-Injektion, OP selten nötig.
  • Arthrose des Sattelgelenkes (Rhizarthrose); Symptome: Schmerzen, Vorwölbung und Entzündung im seitlichen Handwurzelbereich; Behandlung: Physiotherapie, Injektionen, Schienen, im Spätstadium OP.

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