Via Ferrata Stella Alpina | BERGSTEIGER Magazin
Einer der schwierigsten Klettersteige der Dolomiten

Via Ferrata Stella Alpina

Die Via Ferrata Stella Alpina ist eine große Tour, die neben Kondition und Bergerfahrung auch Routine im Umgang mit Klettersteigeisen verlangt. Auf der sparsam gesicherten »Ferrata Stella Alpina« ist gute Klettertechnik von Vorteil. Nur bei sicherem Wetter gehen; im Sommer sind heftige Gewitter hier häufig.
 
Die luftige Querung an der »Stella Alpina«, hinten die Pala-Nordkette, in Wolken links der Címon della Pala © Manfred Kostner
Die luftige Querung an der »Stella Alpina«, hinten die Pala-Nordkette, in Wolken links der Címon della Pala
Mit Superlativen soll man ja sparsam umgehen, aber die Via Ferrata Stella Alpina über den Agnèr verleitet schon zum einen oder anderen verbalen Ausrufezeichen. Da ist zunächst einmal der »Edelweiß-Klettersteig«, der mit ein paar wirklich knackigen Passagen aufwartet. An den eisernen Kraftakt schließt eine sehr lange, überwiegend ungesicherte und auch weglose Querung in Wiesen-, Schrofen- und Felsgelände an, ehe die rote Biwakschachtel das Signal zum Gipfelsturm gibt. Dann kommt der lange Abstieg, und hier zeigt der mächtige Berg erneut sein Format. Unterhalb des Biwaks muss man über eine ewig lange Schräge absteigen, weglos mit leichten Kletterstellen und viel Geröll.

Eisenweg durch die Pala

Zustieg: Von der Liftstation hinüber zur Malga Losch, dann über einen grünen Rücken bergan und flach in einem weiten Bogen zum Einstieg an der Mündung einer Felsschlucht (ca. 1930 m).

Via ferrata Stella Alpina: Drahtseile leiten rechts auf den breiten, der Wand vorgelagerten Schrofenrücken, Steigspuren dann zum zweiten Einstieg (ca. 2020 m). Durch eine Steilrinne in einen senkrechten Kamin und auf eine Kanzel; man folgt dann den Drahtseilen in einen zweiten, weniger schwierigen Kamin. Die Ferrata quert ausgesetzt nach links und steigt sehr steil über eine kleingriffige Wandstufe an zu einem Rastplatz. Anschließend leiten die Drahtseile über gut gestufte Felsen zum dritten, rund 30 Meter hohen, fast senkrechten Kamin, der überleitet auf eine schmale, extrem ausgesetzte Rippe links des vertikalen 15-Meter- Schlusskamins. Nach diesem Ausflug in die Vertikale folgt eine lange Querung der riesigen, mit Edelweiß (ital. Stella Alpina) übersäten Plattenschüsse der Lastei d’Agnèr. Hier muss man (vor allem bei Nebel!) gut auf die recht spärlichen Markierungen achten. Zuletzt mit Drahtseilsicherungen zur Forcella del Pizzòn (2623 m). Nur wenig oberhalb der Scharte (packender Tiefblick ins Val di San Lucano) steht auf einem Felsbuckel das Bivacco Biasin (2650 m). Der Gipfelanstieg führt zunächst ohne nennenswerten Höhengewinn durch die wilden Westabstürze des Agnèr (Drahtseile), biegt dann um ein luftiges Eck herum und leitet auf eine schräge Rampe. Über sie steigt man hinaus zum Nordrücken des Agnèr. Hier rechts und über gestufte Felsen, auf kürzeren Abschnitten noch gesichert, zum Gipfel.

Sentiero del Canalone: Er verläuft im Wesentlichen über die Riesenrampe, die von der Forcella del Pizzon herabzieht, leitet erst ziemlich weit unten in den wilden Graben. Steigspuren und verblassten Farbtupfern folgend, steigt man vom Biwak (2650 m) vorsichtig über die geröllbedeckten Felsen ab. Kurze Kletterstellen (I+) wechseln mit Gehgelände, eine Rinne ist durch Fixseile entschärft. Wenig weiter führt die Spur rechts zu einem drahtseilgesicherten Kamin. An seinem Fuß knickt sie nach rechts um und läuft auf Bändern hinein in den Canalone. Am linken Rand abwärts (Drahtseile), bis die Sicherungen aus der Geröllschlucht heraus auf den felsigen Rücken über der Schlucht führen. Am Fixseil etwa hundert Höhenmeter hinunter zu seiner verblockten Mündung. Man quert den Graben und wandert auf deutlich erkennbarem Weg zurück zur Abzweigung der »Stella Alpina«. Auf dem Hinweg zur Bergstation des Sessellifts.

Eckdaten zur Via ferrata Stella Alpina:

Via Ferrata Stella Alpina KarteSchwierigkeiten: Insgesamt sehr anspruchsvolle Tour, K5. Die »Ferrata Stella Alpina« gehört zu den schwierigsten Klettersteigen der Dolomiten, beim Abstieg ist sicheres Gehen in ungesichertem Felsgelände verlangt; gut auf die verblassten Farbtupfer achten, vor allem bei Nebel.
Ausrüstung: Komplette Klettersteigausrüstung, Helm
Talort: Frassenè (1084 m), kleiner Ferienort im Agordino
Ausgangspunkt: Bergstation des Agnèr- Sessellifts (1704 m) wenig unterhalb vom Rifugio Scarpa-Gurekian bzw. Frassenè (1084 m)
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung Ágordo – Frassenè. Der Sessellift verkehrt Juli/August täglich ab 8 Uhr, Juni und September nur an den Wochenenden.
Höhenunterschied: 1170 Hm
Gehzeiten: 6 3⁄4 Std. (Aufstieg 4 1⁄4 Std., Abstieg 2 1⁄2 Std.)
Beste Jahreszeit: Juli bis September
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 022 »Pale di San Martino«.
Tourismusbüro: Ufficio Turistico, Via XXVII Aprile 5/A, I-32021 Ágordo; Tel. +39/04 37/6 21 05, Fax 6 52 05, agordo@infodolomiti.it, www.infodolomiti.it
Hütten: Rifugio Scarpa-Gurekian (1748 m), bew. 20. Juni bis 20. September, bei schönem Wetter auch länger; Tel. 04 37/6 70 10 bzw. 3 48/ 4 93 59 67. Bivacco Biasin (2650 m), Notunterkunft, stets zugänglich

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Eugen E. Hüsler
 
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