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Yvon Chouinard im Interview

Er ist eine Ikone des amerikanischen Bergsteigens, ein Pionier des Big-Wall-Kletterns und der Gründer der amerikanischen Bekleidungsfirma »Patagonia« und ist mit seiner strikten Umwelt-Philosophie zum »grünen Gewissen« der Bergsport-Industrie geworden; Axel Klemmer hat sich mit Yvon Chouinard unterhalten.
Veröffentlicht am
Juni 17, 2015
Ein Interview mit Yvon Chouinard

Ein Interview mit Yvon Chouinard

Foto von  Bill Klyn/PATAGONIA

BERGSTEIGER: Wann waren Sie das letzte Mal in Yosemite?
Yvon Chouinard: Oh, das ist sicher mehr als fünf Jahre her…

BERGSTEIGER: Bei Ihrer letzten Tour am El Capitan waren Sie mit deutlich jüngeren Partnern unterwegs; besonderen Spaß
hatten Sie dabei nicht, schrieben Sie später; was war anders?

Yvon Chouinard: Der Unterschied bestand in der Menge der Ausrüstung, die wir dabei hatten. Früher hatten wir für gewöhnlich 35 Karabiner und eine genau abgezählte Mange an Haken mitgenommen. So dass man eine komplette Seillänge führen konnte und den Stand mit den beiden letzten Haken einrichtete. Wir waren sehr stolz darauf! Und als ich eben vor etwa 15 Jahren »Magic Mushroom« kletterte, trugen meine Begleiter prall behängte Materialschlingen links und rechts. Und Portaledges! Wir hatten damals Hängematten, die konnte man ganz klein zusammenlegen und in die Hosentasche stecken. Heute ist der Materialaufwand größer als die Aufgabe.

BERGSTEIGER: Ein Bergführer am Matterhorn sagte mir einmal, die Ausrüstung müsse wieder schlechter werden, damit es weniger Unfälle gebe…

Yvon Chouinard: Da ist was dran. In den 1960ern schlangen wir uns zum Anseilen das Seil viermal um den Bauch. Aber weil wir wussten, dass wir uns auf unsere Fähigkeiten verlassen mussten und nicht auf das Material, stürzten wir auch nicht, wir stürzten einfach nicht! Wenn Sie heute in die Dolomiten gehen und sich Kletterrouten ansehen, die in den 1920er-Jahren eröffnet wurden – da stecken heute Bohrhaken alle zwei Meter. Das ist ein Verbrechen! Das ist völlig unnötig, denn diese Burschen haben es damals auch ohne geschafft.

Quelle: Yvon Chouinard im Interview
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