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Alpine Gefahren im Frühjahr: Das musst du beachten!

Es wird wärmer, die Skitouren- und Schneeschuh-Saison ist fast vorbei. Auch dich es jetzt fast schon magisch in die Berge? Dabei sollte dir aber immer bewusst sein: Es lauern einige alpinen Gefahren zu dieser Jahreszeit. Wir zeigen dir, worauf du jetzt achten musst!

Wandern Frühling
Die Gefahren beim Wandern im Frühling sind andere als im Hochsommer oder im Herbst© Adobe Stock/Philipimage

Abgesehen von den Themen Kondition und Koordination, die nach langem "Winterschlaf" erst wieder aufgebaut werden müssen, erwartet dich im beginnenden Frühling alpine Gefahren, die zu anderen Jahreszeiten kaum eine Rolle spielen: Altschneefelder und Steinschlag zählen im besonderen Maße dazu. Hingegen sind Wanderungen in niedrigen Lagen meist problemlos möglich, Wanderwege und Zustiege bereits schneefrei.

In diesem Artikel erfährst du alles, was du wissen musst, um auch im Frühjahr sicher in den Bergen unterwegs zu sein.

Alpine Gefahren im Frühjahr: Alle Infos auf einem Blick

In diesem Artikel erfährst du:

Alpine Gefahren im Frühjahr: Die richtige Tourenplanung

Der beste Schutz ist eine gute Tourenvorbereitung. Sie vermeidet gefährliche Situationen im Vorhinein. Unterwegs schützt hingegen vor allem wachsames Beobachten der Lage. Wenn du dennoch beispielsweise in einen Steinschlag gerät und nicht mehr ausweichen kannst, solltest du deinen Kopf mit dem Rucksack so gut es geht schützen und dich ganz nah an den Fels kauern.

Alpine Gefahren hängen auch von den unterschiedlichen Eigenschaften der Bergregionen ab. Im Allgäu beispielsweise gibt es sehr steile Grasflanken, im Karwendel hingegen eher steile Geröllhänge. Gleich, ob Geröll oder Gras – wenn es steil wird, besteht überall Absturzgefahr. Vor allem aber, wenn im Frühjahr ein paar Zentimeter Schnee den Rutscheffekt verstärken. Daher solltest du dich schon bei der Planung eingehend mit den unterschiedlichen Geländestrukturen befassen, um hier die richtigen Entscheidungen zur Routenauswahl treffen zu können.   

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Bei den ersten Touren im Frühjahr kommt es in der Planung besonders auf Ehrlichkeit bei der Selbsteinschätzung an. Wenn du im Winter nicht oft am Berg unterwegs war, solltest du bedenken, dass die Kondition erst wieder aufgebaut werden muss. Kurze Touren sind – auch mit Blick auf die noch frühe Dämmerung – die richtige Wahl.

Idealerweise sind sie südseitig und führen auf niedrige Voralpenberge. Webcams aus der Umgebung oder ein Anruf bei einer Hütte helfen dir bei der Einschätzung, wie viel Schnee noch liegt. Die Alpenvereine informieren auf ihren Webseiten zum Start der Wandersaison, wann welche Hütten öffnen.

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Liegt in der anvisierten Region oder Höhe noch viel Schnee, gehört auch das Lesen des Lawinenlageberichts zur Tourenplanung. Und schließlich sollte man prüfen, ob die Route durch ein Wildschutzgebiet führt und daher möglicherweise noch gesperrt ist. Je nach Tierart können Sperrungen bis in den Sommer andauern. Die Zeiten sind in den Karten vermerkt, Onlinekarten geben aktuelle Auskunft.

Alpine Gefahren im Frühjahr: Richtig Packen hilft

Ist eine Tour gefunden, geht es ans Packen. Neben der üblichen Ausstattung mit Karte, Erste-Hilfe-Set, Biwaksack und Brotzeit samt (warmen) Getränken, gehören im Frühjahr unbedingt Stöcke, eine Stirnlampe und Grödeln oder Spikes in den Rucksack, außerdem eine warme, winddichte Jacke, Handschuhe und eine Mütze als Backup.

Gegebenenfalls müssen auch die Lawinenausrüstung mit LVS-Gerät, Schaufel und Sonde sowie Schneeschuhe und/oder Gamaschen und bei anspruchsvollen Unternehmungen ein Pickel mit. Da im Frühling eine bereits intensiv strahlende Sonne auf empfindliche Haut trifft, solltest du auch an Sonnencreme und -brille denken.

Die folgenden Ausrüstungsgegenstände solltest du auf jeden Fall im Frühjahr in den Bergen dabei haben:

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Alpine Gefahren im Frühjahr: Steinschlaggefahr auf Sonnenhängen

Hauptsächlich im Frühjahr tritt in den Bergen Steinschlag auf. Mit zunehmender Erwärmung ist die Gefahr besonders hoch. Auf schmalen und steilen Wanderwegen daher besonders aufmerksam sein. Während morgens in schattseitigen Hängen – bei nicht allzu großer allgemeiner Erwärmung – meist keine Gefahr herrscht, sollten Sonnenhänge bei hoher Temperatur gut beobachtet werden.

Vor allem, wenn oberhalb des Weges noch Schneemassen lagern, die eine Menge losen Gesteins mit sich reißen können, ist höchste Vorsicht geboten. Oder wenn aus steilen Felswänden direkter Steinschlag auf den Weg droht. Mittags ist diese Gefahr am größten. Dann strahlt die Sonne intensiv in die über uns liegenden Wände oder Hänge. Schmelzprozesse lockern angefrorene Felsbrocken oder Schneereste, die als Stein- oder Schneelawine niedergehen.

Mit abnehmenden Temperaturen beruhigt sich die Steinschlaggefahr abends meist; locker gewordene Steine und die noch vorhandene Schneedecke verfestigen sich wieder.

Alpine gefahren im Frühjahr: Verhalten auf Altschneefeldern

Vorsicht ist insbesondere bei höheren Zielen geboten: Vom grünen Tal aus geht es im Sonnenschein bergauf; mit zunehmender Höhe weichen die immer brauner werdenden Wiesen großen Schneeresten an schattseitigen Berghängen. Und ehe man sich versieht, steht man vor einem großen Schneefeld, das den gesamten Wanderweg unter sich begraben hält.

Jetzt bleiben nur zwei Möglichkeiten: umdrehen oder überqueren. Genau hier passieren die meisten tödlichen Bergunfälle im Frühjahr. Denn nur wer wirklich weiß, was er tut, und die entsprechende Erfahrung hat, kann die Situation gut einschätzen und bewältigen.

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Morgens und abends ist die Schneeoberfläche fest bis hart und meist ohne Hilfsmittel nicht passierbar; deshalb sollte man für solche Fälle im Frühjahr Pickel und/oder Steigeisen/Grödeln dabei haben.

Mittags ist die Schneeoberfläche der Altschneefelder eher weich und in gemäßigten Hangneigungen gut passierbar, wenn der Schuh tief genug einsinkt. Zu steile Hänge mit unzureichender Verbindung zum Grund solltest du aber unbedingt meiden: Hier ist die Gefahr zu groß, dass die Schneeauflage dein Gewicht nicht trägt und du mit ihr abrutscht.

Bei der Zeitplanung musst du bedenken, dass die Lawinengefahr im Frühjahr zur Mittagszeit am größten ist. Am besten also, du umgehst steile Hangabschnitte mit großen Schneeresten!

Altschneefelder Wandern im Frühling
Bei der Überquerung von Altschneefeldern gilt größte Vorsicht!© Karl-Heinz Liebisch - pixelio.de

Besser langsam und mit eher kleinen Schritten gehen. Bewährt hat sich der Sichelschritt. Hierbei schlägst du mit einer sichelförmigen Bewegung bei jedem Schritt ein kleines Podest in den Schnee. Mit stabilen Bergstiefeln mit steifer Sohle ist dies einfacher als mit Trailrunningschuhen.

Die Trittfläche sollte waagerecht oder zum Berg geneigt sein, so rutscht du weniger leicht aus. Im Steilen steigst du in Falllinie auf und schlägst dazu die Schuhspitzen in den Schnee. Stöcke sorgen für mehr Stabilität. Bist du unsicher oder ist der Schnee noch zu hart, ist jetzt der Zeitpunkt, Grödeln oder Spikes anzulegen. Auch wenn der Weg Schneefrei, aber matschig und rutschig ist, können Spikes angenehm sein.

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Neben dem Ausrutschen stellt Einbrechen eine weitere Gefahr dar. Oft ist nicht zu erkennen, wenn Schneebrücken am Beginn oder Ende eines Schneefelds oder im Blockgelände nicht mehr tragfähig sind. Beim Einbrechen kannst du dich leicht verletzen.

Fast noch gefährlicher sind unter der Schneedecke verborgene Schmelzwasserbäche. Hier gab es schon tödliche Unfälle, bei denen Wanderer unter die Schneedecke gespült wurden. Aber auch nasse Füße sind nicht angenehm. Folglich solltest du selbst bei Altschneefeldern im Flachen vorsichtig gehen - besonders wenn ein Bach in der Karte eingezeichnet ist.

Im Falle des Sturzes: die Liegestütztechnik

Außerdem solltest du die Rettungstechnik für Stürze in Schneehängen oder steilem Schottergelände beherrschen. Denn nur mit der sogenannten "Liegestütztechnik" lässt sich ein Sturz in steilem Gelände ohne Hilfsmittel unter Kontrolle bringen. Handschuhe allerdings solltest du dir vorher bereits angezogen haben. Und: Je schneller du dich bei einem Sturz auf den Bauch dreht, desto früher ist die Gefahr gebannt!

Diese Dinge musst du im Falle eines Sturzes im Kopf behalten:

  • Blitzschnell auf den Bauch drehen
  • Liegestützposition einnehmen
  • Arme und Hände durchdrücken
  • Po nach oben heben
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Alpine Gefahren im Frühjahr: Weitere Tipps vom Bergführer

Der Tipp vom Bergführer: folgende Informationen sollten sich Wanderer vor einer Bergtour unbedingt einholen.

  • aktueller Wetterbericht
  • aktueller Lawinenlagebericht
  • Routenplanung (Kartenstudium und Führerliteratur)
  • Machbarkeit der Bergtour (lawinensicher, Wege passierbar) in Erfahrung bringen (Hüttenwirt, Gemeinde, Touristeninformation)
  • Notfallrufnummer im Handy einspeichern (europaweit: 112)
  • Für den Fall eines Unfalles, sollte die Bergtour (Ziel, Weg und ungefähre Rückkehrzeit) zumindest einer Person bekannt sein, die dann die Bergwacht alarmiert

Alpine Gefahren im Frühjahr: Mehr Tipps für deine Sicherheit in den Bergen

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