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12.03.2014

Skitourenfestival in Berchtesgaden

Nächtliches Treiben beim Skitourenfestival Berchtesgaden.
 
 


Ein mächtiges Programm hatten die Organisationskünstler um Toni Grassl wieder auf die Beine gestellt: Sechs verschiedene Workshops, Unmengen an Leihmaterial, Diavorträge, ein Charity-Rennen, sogar eine Modenschau – was fehlte, war der Winter. »Dieses Jahr wurden wir wahrlich nicht vom Schnee geküsst«, sagte der Ramsauer zum Auftakt des 3. Berchtesgadener Skitourenfestivals.

Dass die 120 Teilnehmer am Ende dennoch rund um die Uhr auf ihre Kosten kamen und lediglich eine Tour dem Schneemangel zum Opfer fiel, war eine Folge des guten Eventmanagements. Und dem Schnee, der über Nacht doch noch kam. Schwer beladen mit nagelneuer Testausrüstung lauschen die Tourengeher dem Bergwacht-Bereitschaftsleiter Rudi Fendt, der die Arbeit der alpinen Retter in einem Vortrag präsentiert.
Respektvolle Stille herrscht im Zelt, als er mit den Worten schließt: »Wenn der Watzmann ruft, dann hört’s auf ihn. Aber zeigt ihm den Respekt, den er verdient!« Fendt bestätigte allerdings auch, dass die meist umsichtigen Skitourengeher der Bergwacht am wenigsten Arbeit machen würden. Damit das so bleibt, zerstreuen sich die Teilnehmer am Samstag in die vielen Workshops.

Kleine Trauben sammeln sich um die Bergführer, die den ganzen Tag lang im rollierenden Wechsel Aufstiegstechnik erklären, Lawinenairbags auslösen, Verschüttetensuche üben, richtiges Verhalten beim Gehen auf der Piste demonstrieren und immer wieder Abfahrtstraining im Tiefschnee zeigen.  Einen der Workshops begleitet Martin Dufter, Betreuer der deutschen Nationalmannschaft im Skibergsteigen. Denn parallel zum Skitourenfestival fand auch die Deutsche Meisterschaft im Skibergsteigen statt. Streckenbegehung, Anfeuern und Mitfiebern direkt neben der Spur und Plausch mit den Athleten im Ziel – näher kann man dem Spitzensport kaum sein. 

Angestachelt von diesem Spektakel, aber wohl auch zugunsten der Arbeit der Bergwacht, die Rudi Fendt so eindrücklich schilderte, sammeln sich am Samstag abend etwa 70 Teilnehmer des Skitourenfestivals zum Charity-Rennen ein. 300 Höhenmeter lang ist eine Runde. Ein schweigender, von Stirnlampen erhellter Lindwurm zieht durch den Wald. Oben Felle abreißen, Schuhe zu, Bindung verriegeln und die Piste hinab ins Ziel – und wieder von vorne. Viele werden trotz des Gaudicharakters vom Rennfeeling gepackt. Denn jeder Höhenmeter bringt einen Cent zugunsten der Bergwacht.

Da macht selbst der frisch gebackene Deutsche Meister und Lokalmatador Toni Palzer mit. Auch Fabian, mit zwölf Jahren der Jüngste im Feld, sammelt zwei Runden. Am Ende nimmt Rudi Fendt einen Scheck über 650 Euro entgegen. Auf der anschließenden Party im Festivalzelt erzählen Petra und Chris, eine Geographin und ein Wirtschaftsingenieur aus Augsburg, warum sie schon wieder dabei sind. Einige Lehrinhalte, etwa die Verschüttetensuche, kennen sie schon aus AV-Kursen.

»Aber es schadet nie, das nochmal von anderen gezeigt zu bekommen, von der Übung ganz zu schweigen«, sagt Petra. Am Sonntag dann das Highlight des Festivals: Die frisch gewonnenen Erkenntnisse im Gelände anwenden. Das Watzmannkar ist über Nacht angezuckert, die Abfahrt vom 3. Kind ein Traum. Kein Wunder, dass man hier immer wiederkommt.