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Bergwetter: So erkennst du ein Gewitter in den Bergen

Ein Gewitter in den Bergen kann ganz schnell gefährlich werden. Es ist daher ratsam, gar nicht erst in ein Gewitter zu kommen. Mit guter Vorbereitung kannst du Gewitter rechtzeitig erkennen und ihnen entgehen.

Gewitter in den Bergen
Ein Gewitter in den Bergen kann urplötzlich auftreten.© Michael Crohn - stock.adobe.com

Eine gute Tourenvorbereitung ist bei Wander- und Bergtouren das A und O. Dazu gehört auch die richtige Interpretation des Wetters. Zieht plötzlich ein Gewitter auf, kann es vor allem in den Bergen ganz schnell gefährlich werden.

Bergwetter: Die wichtigsten Informationen im Überblick

  • Wolken geben gute Indizien über bevorstehende Wetterveränderungen
  • Cumuluswolken stehen in der Regel für stabiles Wetter, Cirrus- und Stratuswolken kündigen meist einen Wetterumschwung an
  • Wind kann ebenfalls viel über Wetterveränderungen verraten
  • Am Boden deutet die Aktivität von Spinnen, Ameisen, Rehen und sogar Pflanzen auf bevorstehende Gewitter hin
  • Je schneller sich Kondensstreifen in der Luft auflösen, desto stabiler ist die Wetterlage
  • Beim Barometer gilt: fällt der Druck, kann sich das Wetter verschlechtern, steigt der Druck, bleibt es in der Regel stabil
  • Wetterprognosen online checken, etwa beim DAV
  • Bei Gewitter sollten exponierte Punkte gemieden und ein geschützter Ort  aufgesucht werden
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Bergwetter einschätzen anhand der Wolken

Um nicht unvorbereitet in ein Gewitter zu stolpern, lohnt es sich, auf der Wanderung die Wolken zu beobachten. Sie kommen in den verschiedensten Formen und Arten daher und geben gute Indizien, ob das Wetter hält oder ob ein Gewitter bevorsteht.

Grob lassen sich Wolken in drei Kategorien unterteilen:

  • Cirruswolken
  • Cumuluswolken
  • Stratuswolken

Die Eigenschaften von Cirruswolken

Cirruswolken oder Cirren sind dünne und faserige Wolken, die wie weiße Federn aussehen und sehr hoch oben auftreten. Sie kommen meist von Westen und kündigen eine Wetterverschlechterung innerhalb von 24 bis 48 Stunden an.

Cirruswolken
Cirruswolken kündigen eine nahende Wetterveränderung an.© Konstantin - stock.adobe.com

Neben den Cirruswolken gibt es auch die Cirrocumuli und die Cirrostratus-Wolken. Cirrocumuli sind dünne, fleckige Wolkenfelder aus Eiskristallen und im Sommer häufig Vorboten von Gewittern. Cirrostratus-Wolken sehen aus wie ein durchgängiger Wolkenschleier und kündigen ebenfalls meist schlechtes Wetter an – vor allem, wenn sie sich verdichten und in tiefere Zonen absinken.

Die Eigenschaften von Cumuluswolken

Wie Schafe am Himmel wirken die Cumuluswolken, die man gemeinhin auch Haufenwolken nennt. Sie bilden sich in der Regel am Vormittag und lösen sich spätnachmittags wieder auf und stehen in der Regel für stabiles Hochdruckwetter und einen sonnigen Tag ohne Wetterumschwung.

Cumuluswolke
Treten Cumuluswolken so vereinzelt auf wie hier am Gosaukamm, ist kein Regen zu befürchten.© Andreas Strauß

Wachsen die Cumuluswolken aber schnell nach oben, entstehen aus ihnen sogenannte „Cumulonimbus“-Wolken. Diese Wolken sehen aus wie gewaltige Wolkentürme, erstrecken sich über mehrere Höhen und sind oftmals der Vorbote für ein nahendes Gewitter.

Cumulonimbus
Treten Cumulonimbus-Wolken auf, ist mit einem baldigen Gewitter zu rechnen.© NJ - stock.adobe.com

Daneben gibt es auch noch die Altocumulus-Wolken. Die oftmals grauen oder weißen Wolken sehen wie regelmäßig angeordnete Wellen aus und versprechen ebenso wie die Cumuluswolken beständiges Wetter.

Den Cumulus-Wolken sehr ähnlich sind die Stratocumulus-Wolken. Sie sind sehr tief angesiedelt und eine der am häufigsten vorkommenden Wolkengattungen. Im Gegensatz zu den Cumulus-Wolken, die meist einzeln auftreten, sind die Stratocumulus-Wolken an der Unterseite miteinander verbunden.

Die Eigenschaften von Stratuswolken

Stratuswolken werden auch als Schichtwolken bezeichnet. Sie bilden meist eine durchgängige, tief hängende Wolkenschicht und kündigen in der Regel einen Wetterumschwung an. Auch der Hochnebel zählt zu den Stratuswolken.

Stratuswolken
Stratuswolken kündigen oftmals einen Umschwung zu regnerischem Wetter an.© Wikipedia/CC BY-SA 3.0

Altostratuswolken sind mittelhohe Schichtwolken. Sie bringen oftmals heftige Regenfälle und können sich über große Flächen ausdehnen.

Ein weiterer Regenbringer sind die Nimbostratus-Wolken. Sie ist meist grau und dunkel und erstrecken sich wie die Cumulunimbus-Wolken über mehrere Ebenen. Sonnenlicht lässt diese Wolkengattung selten durch.

Kondensstreifen als Hilfsindikator

Auch Kondensstreifen von Flugzeugen sind gute Wetterboten, da sie die Luftbewegungen am Himmel visualisieren. Lösen sie sich rasch auf, ist die Luft in der Höhe trocken, die stabile Schönwetterlage bleibt erhalten.

Lösen sich die Streifen dagegen nur langsam auf oder verbreitern sich noch, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass die Feuchtigkeit zunimmt und sich das Wetter verschlechtert. Alle weiteren Bilder wie wolkenförmige oder ausfransende Streifen bedeuten meist nichts Gutes. Ausnahme: Die Kondensstreifen flocken nach unten hin aus oder verblassen von Norden nach Süden.

Kondensstreifen
Je schneller sich Kondensstreifen auflösen, desto stabilder ist die Wetterlage.© Gajus - stock.adobe.com

Was der Wind über das Bergwetter verraten kann

Gemeinsam mit den Wolken sollte auch der Wind beobachtet werden. In den Bergen weht der Wind vor allem nachts und frühmorgens als Bergwind von den Hängen ins Tal. Tagsüber kommt bei stabilem Hochdruckwetter Talwind auf.

Tipp: Ist der Wind beim Aufstieg wie auch beim Absteig im Gesicht spürbar, ist dies ein Zeichen für stabiles Hochdruckwetter. 

Ebenso kann gerade in den Nordalpen auch die Windrichtung etwas über Wetterveränderungen aussagen. Kommt der Wind aus Nordost bis Ost, verspricht das fast immer gutes Wetter. Wind aus West bis Süd hingegen lässt auf ein nahendes Tief schließen.

Zumindest in den Nordalpen ist Südwind typisch für Föhn-Wetterlagen. Sicherheit gibt es aber erst, wenn der Wind über längere Zeit beobachtet wird. Grundsätzlich deutet jede Änderung der Windrichtung auf einen Wetterwechsel hin.

Hilfreich für Wettervorhersagen ist aber auch die sogenannte Querwindregel. Um sie effektiv zu nutzen, muss zunächst Richtung von Höhen- und Bodenwind bestimmt werden.

  • Der Höhenwind lässt sich anhand der Zugrichtung hoher Wolken bestimmen
  • Der Bodenwind ist von Wanderern selbst gut spürbar

Wettervorhersage mit der Querwind-Regel: So geht's

  • Stelle dich mit dem Rücken zum Bodenwind
  • Beobachte jetzt die Zugrichtung der Hohen Wolken
  • Kommt der Höhenwind von links (Wolken ziehen nach rechts) verschlechtert sich das Wetter
  • Kommt der Höhenwind von rechts (Wolken ziehen nach links) verbessert sich das Wetter
  • Haben Boden- und Höhenwind die gleiche Richtung, bleibt das Wetter gleich
  • Sind Boden- und Höhenwind entgegengesetzt, befindest du dich im Norden eines Tiefes. Vorerst bleibt das Wetter so wie es ist. Es kommt (noch) zu keiner Wetterverschlechterung. Das Wetter muss aber weiter gut beobachtet werden. Wenn sich der Wind dreht, kann es schnell zu einem Wetterumschwung kommen

Bergwetter-Vorhersage am Boden

Nicht nur am Himmel, auch am Boden gibt es viele Indizien für die Wetterentwicklung. Ein Beispiel dafür sind Spinnen: Je aktiver sie ihr Netz spinnen, desto stabiler ist das Wetterhoch. Spinnen können das Material für ihr Netz nicht unendlich produzieren und sind somit auf gutes Wetter angewiesen.

Eine hohe Aktivität von Bienen deutet ebenfalls auf stabil schönes Wetter hin. Halten sie sich hingegen in der Nähe ihres Stocks auf, steht schlechtes Wetter an. Mücken, die in der Abendsonne spielen, sind Anzeichen für einen beständigen Folgetag. Werden sie aber Mensch und Tier lästig, muss mit Regen gerechnet werden.

Rehe halten sich vor Regen oder Gewittern kaum außerhalb des Waldes auf, Schafe und Kühe weiden dann bevorzugt bergab. Selbst Pflanzen reagieren. So lässt beispielsweise Klee seine Blütenköpfe hängen, wenn Regen bevorsteht.

Ein Blick auf das Barometer hilft

Spinnen, Bienen, Rehe und Co. lassen sich auf Wanderungen nicht immer antreffen. Abhilfe kann hier ein Barometer verschaffen. Dieses wird oft unterschätzt, ist aber in der Regel zuverlässig.

Fällt das Barometer, ist schlechtes Wetter zu erwarten. Je schneller es fällt, desto ärger. Steigt es hingegen, spricht das für anhaltend schönes Wetter.

Wo gibt es Infos zum Bergwetter?

Nationale Wetterdienste, etwa der Deutsche Wetterdienst, die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG oder der Wetterdienst der Provinz Bozen sind oftmals gute Anhaltspunkte. Mehrere Internetportale und auch der DAV bieten zudem speziell auf den Bergsport zugeschnittene Wetterprognosen an.

Die verschiedenen Wetterdienste geben oftmals Informationen, wie das Wetter wird und wie es sich voraussichtlich im Tagesverlauf ändert. Zu Standardangaben wie Temperatur und Wetter werden oftmals auch Zusatzinformationen angegeben.

So findet sich die Wahrscheinlichkeit, ob es zu Niederschlag kommt, häufig ebenfalls in den Wetterportalen. Teilweise werden sogar die prognostizierten Niederschlagsmengen und weitere Daten wie Windgeschwindigkeit, Schneehöhen (bei Schneefall) oder Luftdruck mit angegeben.

Bei den Daten von Wetterportalen handelt es sich in der Regel um Richtwerte. Generell gilt: Je weiter die Prognose in die Zukunft reicht, desto ungenauer ist sie.

Was tun bei einem Gewittereinbruch im Gebirge?

Am besten ist es natürlich, gar nicht erst in ein Gewitter zu kommen. Sprechen die Anzeichen dafür, ist es ratsam, die Hütte oder den Ausgangspunkt gar nicht erst zu verlassen.

Zumeist treten Gewitter am Nachmittag auf, daher sollte vor allem an Hochsommertagen der Start der Tour bereits frühmorgens erfolgen. Manchmal können jedoch auch schon vormittags Gewitter auftreten und auch bei der besten Deutung lässt es sich nicht immer verhindern, dass man in ein Gewitter gerät. Wer also trotz aller Anzeichen in ein Unwetter gerät, sollte die folgenden Regeln beherzigen:

  • Zu exponierten Punkten (z.B. Gipfelkreuze, Bäume oder Felsen) sollte ein großer Abstand aufgebaut werden
  • Gipfel, Grate, hohe Geländepunkte, Felsrinnen, Wasserläufe, alleinstehende Felsbrocken, senkrechte Wände und erdige Moosflächen sollten ebenfalls dringend vermieden werden. Zu Felswänden sollte ein Abstand von mindestens einem Meter eingehalten werden.
  • Sämtliche metallischen Ausrüstungsgegenstände wie Pickel*, Stöcke* oder Karabiner* sollten sich während des Gewitters nicht in Körpernähe befinden. Das Handy ist am besten in der Mitte des Rucksacks verstaut
  • Eine Hütte ist nur dann sicher, wenn sie einen Blitzableiter hat. Falls kein Blitzableiter vorhanden ist, ist es ratsam, sich in der Mitte eines Raumes aufzuhalten, ohne die Außenwände zu berühren. Das gilt auch für Zelte oder Höhlen
  • Ist keine Hütte oder andere Schutzmöglichkeit in der Nähe, mit geschlossenen Beinen und angezogenen Knien auf den Boden kauern, idealerweise auf eine isolierende Unterlage (z.B. Rucksack*) setzen und den Kontakt zum Boden möglichst gering halten
Gipfelkreuz Gewitter
Zu exponierten Flächen wie Gipfelkreuzen muss unbedingt ein Abstand aufgebaut werden.© vicenphoto - stock.adobe.com

Auch bei einem plötzlichen Wetterbruch sollte schnell Schutz aufgesucht werden. Ein im Rucksack mitgeführter Biwaksack* kann Schutz vor Wind und Auskühlung bieten, falls keine Schutzmöglichkeit vorhanden ist. Bei schlechter Sicht hilft Licht bei der Orientierung. Wird der Weg jedoch nicht mehr gefunden oder ist man in gefährlichem Gelände unterwegs, sollte an Ort und Stelle eine Besserung der Verhältnisse abgewartet werden.

Generell gilt jedoch auch hier, dass sich durch eine gute Planung der Tour und eine richtige Deutung der Vorzeichen viele gefährliche Situationen vermeiden lassen.

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